Ist ein Rechtsrock-Konzert in Wertingen geplant?
Die Behörden sind alarmiert, die Stadt hat ein Auftrittsverbot erlassen. Wer will hier auftreten?
Wertingen Eigentlich ist der Landkreis Dillingen, speziell die Stadt Wertingen, in Polizeikreisen nicht als Hochburg von rechtem Gedankengut bekannt. Doch für das Wochenende gilt im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Wertingen eine besondere Allgemeinverfügung. „Nichtangezeigte Musikveranstaltungen unter dem Motto ‘Fünf Jahre RAC – fünf Jahre Schanddiktat’ und etwaige Ersatzveranstaltungen“werden verboten. „Schanddiktat“ist eine Band aus dem rechten Spektrum, die laut Behördenangaben im Raum Dillingen verwurzelt ist. Songs der Band tragen Titel wie „Roter Dreck“oder „Zerschlag deine Ketten“. Das Logo der Band, welches auf deren Facebook-Seite zu sehen ist, zeigt die Buchstaben „S“und „D“innerhalb eines Fadenkreuzes. Im Hintergrund sind Blitze zu sehen.
Die Polizei habe Hinweise erhalten, dass in Wertingen am Wochenende ein Konzert der Band stattfinden könnte. Wo und wann genau, darüber könne man bei der Polizei keine Angaben machen, sagte ein Sprecher gegenüber unserer Zeitung. Es handele sich bei der Allgemeinverfügung um eine „Absicherungsmaßnahme“, welche die Stadt in Rücksprache mit der Polizei erlassen habe. Damit im Fall der Fälle ein entsprechendes Verbot auch durchgesetzt werden kann, sollen am Wochenende zusätzliche Polizeikräfte nach Wertingen kommen, heißt es vonseiten der Polizei weiter. Auch zu deren Anzahl gibt es von der Polizei keine genauen Angaben. Man werde diese aber auf jeden Fall bemerken, so der Sprecher.
Die Band wird von den Behörden als extremistisch eingestuft. Auf der Webseite der „Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus“unter www.bige.bayern.de taucht der Name Schanddiktat in einer Aufzählung rechtsextremistischer Bands auf. Andere Gruppen aus dem Raum Schwaben und der Umgebung sind demnach „Sturmtrupp“aus Neuburg an der Donau sowie „Kodex Frei“aus dem Allgäu. Als „Schanddiktat“wird in der rechten Szene oft der Vertrag von Versailles bezeichnet, der Deutschland nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg von den Alliierten aufgezwungen wurde. Die Abkürzung R.A.C., welche in der Allgemeinverordnung ebenfalls erwähnt ist, steht meist für „Rock against Communism“, zu deutsch „Rock gegen Kommunismus“. In der rechten Szene dienen Kommunisten und andere „linke“Gruppierungen neben Ausländern und dem Judentum oft als zentrales Feindbild, was sich auch in Texten und Songtiteln wie „Roter Dreck“widerspiegelt. Ein Hinweis für Auftrittspläne der Band findet sich auf deren Facebook-Seite. Schon im März hieß es dort: „Der August wird laut! (...) Fünf Jahre R.A.C.!“