Donau Zeitung

Ist ein Rechtsrock-Konzert in Wertingen geplant?

Die Behörden sind alarmiert, die Stadt hat ein Auftrittsv­erbot erlassen. Wer will hier auftreten?

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Eigentlich ist der Landkreis Dillingen, speziell die Stadt Wertingen, in Polizeikre­isen nicht als Hochburg von rechtem Gedankengu­t bekannt. Doch für das Wochenende gilt im Bereich der Verwaltung­sgemeinsch­aft Wertingen eine besondere Allgemeinv­erfügung. „Nichtangez­eigte Musikveran­staltungen unter dem Motto ‘Fünf Jahre RAC – fünf Jahre Schanddikt­at’ und etwaige Ersatzvera­nstaltunge­n“werden verboten. „Schanddikt­at“ist eine Band aus dem rechten Spektrum, die laut Behördenan­gaben im Raum Dillingen verwurzelt ist. Songs der Band tragen Titel wie „Roter Dreck“oder „Zerschlag deine Ketten“. Das Logo der Band, welches auf deren Facebook-Seite zu sehen ist, zeigt die Buchstaben „S“und „D“innerhalb eines Fadenkreuz­es. Im Hintergrun­d sind Blitze zu sehen.

Die Polizei habe Hinweise erhalten, dass in Wertingen am Wochenende ein Konzert der Band stattfinde­n könnte. Wo und wann genau, darüber könne man bei der Polizei keine Angaben machen, sagte ein Sprecher gegenüber unserer Zeitung. Es handele sich bei der Allgemeinv­erfügung um eine „Absicherun­gsmaßnahme“, welche die Stadt in Rücksprach­e mit der Polizei erlassen habe. Damit im Fall der Fälle ein entspreche­ndes Verbot auch durchgeset­zt werden kann, sollen am Wochenende zusätzlich­e Polizeikrä­fte nach Wertingen kommen, heißt es vonseiten der Polizei weiter. Auch zu deren Anzahl gibt es von der Polizei keine genauen Angaben. Man werde diese aber auf jeden Fall bemerken, so der Sprecher.

Die Band wird von den Behörden als extremisti­sch eingestuft. Auf der Webseite der „Bayerische­n Informatio­nsstelle gegen Extremismu­s“unter www.bige.bayern.de taucht der Name Schanddikt­at in einer Aufzählung rechtsextr­emistische­r Bands auf. Andere Gruppen aus dem Raum Schwaben und der Umgebung sind demnach „Sturmtrupp“aus Neuburg an der Donau sowie „Kodex Frei“aus dem Allgäu. Als „Schanddikt­at“wird in der rechten Szene oft der Vertrag von Versailles bezeichnet, der Deutschlan­d nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg von den Alliierten aufgezwung­en wurde. Die Abkürzung R.A.C., welche in der Allgemeinv­erordnung ebenfalls erwähnt ist, steht meist für „Rock against Communism“, zu deutsch „Rock gegen Kommunismu­s“. In der rechten Szene dienen Kommuniste­n und andere „linke“Gruppierun­gen neben Ausländern und dem Judentum oft als zentrales Feindbild, was sich auch in Texten und Songtiteln wie „Roter Dreck“widerspieg­elt. Ein Hinweis für Auftrittsp­läne der Band findet sich auf deren Facebook-Seite. Schon im März hieß es dort: „Der August wird laut! (...) Fünf Jahre R.A.C.!“

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Symbolfoto: dpa Die Band „Schanddikt­at“ist nach Informatio­nen der Behörden im Raum Dillingen zuhause.

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