Hinter den Kulissen von Radio Rauchfass
Der Dachboden im Pfarrhaus in Unterglauheim ist ein besonderer Ort. 16 Jugendliche haben dort ein Studio eingerichtet und senden kirchliche und weltliche Themen in die Außenwelt. Wir durften hinter die Kulissen schauen
Das Pfarrhaus in Unterglauheim ist ein besonderer Ort: Im Dachboden befindet sich das Studio von 16 Jugendlichen.
Unterglauheim Im Dachboden vom Pfarrhaus in Unterglaubheim klebt grauer Pyramidenschaumstoff an der Decke. Er soll unerwünschte Geräusche absorbieren und den Hall mindern. Das ist auch nötig. Denn auf etwas mehr als 20 Quadratmetern werden nicht etwa alte Sachen gelagert. Zwei Bildschirme, zwei Mikrofone, unzählige Kabel, Knöpfe und Kopfhörer sind zu sehen. All das gehört zur Studio-Ausstattung von Radio Rauchfass.
Von dort sendet auch HobbyJournalistin Stephanie Stiegler seit vier Jahren regelmäßig ihre Beiträge. Angefangen habe alles mit einer Idee von Pfarrer Dieter Zitzler. Auch wenn das Radio in der Anfangszeit eher ein Versuch gewesen sei, habe es inzwischen längst Kultstatus im Ort angenommen. „Für ältere Zuhörer, die kein Internet haben, brennen wir sogar extra CDs“, berichtet die 22-Jährige stolz. Diese könnten dann in allen Kirchen der Gemeinde und außerdem auch im örtlichen Friseursalon gekauft werden. In den frühen Anfängen war bei Radio Rauchfass vieles anders. Während zu Beginn nur sechs Junior-Redakteure im Einsatz waren, sind es inzwischen schon 16. „Bei den ersten Sendungen haben wir uns alle noch ein bisschen geziert, vor das Mikro zu gehen“, erinnert sich Stephanie und muss lachen. Die ein oder andere Schwierigkeit habe es damals auch noch mit der Technik gegeben. Dafür gibt es jetzt Josef Liedl. Der 25-Jährige werde immer dann angerufen, wenn etwas im Studio nicht klappe. „Er hat etwas mit Technik studiert und kennt sich aus“, sagt Stephanie und kann sich ein Kichern nicht verkneifen. Josef ist allerdings nicht nur der Techniksupport, sondern auch das älteste Mitglied – der Jüngste ist zwölf.
„Unsere Beiträge schneiden, können wir aber alle selbst“, erklärt Nicole Reiner, die auf einem Hocker hinter dem Schreibtisch sitzt. Drei Monate, nachdem die erste Sendung zu hören war, schloss auch sie sich dem Team von Radio Rauchfass an. „Für meinen ersten Beitrag hatte ich schnell eine Idee – ich wollte die Lieblingsfreizeitbeschäftigungen im Sommer erfahren“, sagt die 19-JähAuch an die damalige Aufregung kann sie sich gut erinnern. „Das hat sich inzwischen deutlich gebessert“, erklärt sie, zuckt mit den Schultern und lächelt. Am liebsten führt die Jura-Studentin Interviews und das, obwohl sie nie mit Sicherheit wissen kann, wie ihr Gegenüber reagiert. Außerdem hat die 19-Jährige eine eigene Serie mit dem Namen „Unnützes Wissen“. Durch Zufall war ihr vor einiger Zeit ein Buch in die Hände gefallen. Darin stehen die kuriosesten Neuigkeiten aus aller Welt. Für ihren Beitrag liest sie nicht einfach nur daraus vor, sondern hat auch ihren Bruder an das Mikro gebeten. „Er durfte dann immer ‚Kann man das glauben?‘ oder andere Ausrufe einsprechen“, sagt sie und schmunzelt.
Dass das gar nicht so einfach ist, weiß Mitglied Martin Lasser. Beim Einsprechen der Beiträge in das Mikrofon kann schnell die ein oder andere Panne passieren. Der 15-Jährige sagt: „Wer sich verspricht, muss kurz mit einem Hundeklicker klicken und dann den Satz noch einmal sprechen.“Das Geräusch würde später beim Schneiden helfen. Genau an dieser Stelle würde die Tonspur eine Spitze anzeigen. So wüsste man genau, bis wohin man schneiden müsse, erklärt Martin. „Die lustigsten Versprecher sammeln wir dann für eine eigene Show.“
Besonders wenn man andere Menschen interviewt, passieren schnell Fehler, findet Bastian Weißenburger. Der 15-Jährige erklärt stattdessen lieber in seinen Beiträgen. Für den kommenden Monat setzt er sich beispielsweise mit kuriosen Feiertagen auseinander. „Ich habe den Tag der Schlange im August entdeckt und erzähle etwas über seinen Ursprung und was dahinter steckt“, sagt er. Hinter seinem dreiminütigen Part steckt aber weit mehr. Knapp 30 bis 45 Minuten würde er brauchen, bis alle Recherchen abgeschlossen und das Skript geschrieben wären.
In seiner Freizeit beschäftigt sich der 15-Jährige gerne mit dem Radio-Sender. Nicht bei all seinen Freunden würde das gut ankomrige. men. „Die Reaktionen sind unterschiedlich“, sagt er. Diese Erfahrung teilt auch Nicole. Anfangs sei sie häufiger gefragt worden, was sie da überhaupt mache. Inzwischen hätten sich aber alle an ihre Leidenschaft für das Radio gewöhnt. Was ihr so gut gefalle, sei das Gemeinschaftsgefühl über alle Altersklassen hinweg. Mit der Sendung sei eine neue Dynamik in die Gemeinde gekommen. „Außerdem ist es viel einfacher, Kontakt zu halten“, sagt sie. Ob es nach dem Wechsel von Pfarrer Zitzler auch mit Pater Anoop Muprappallil das Radio weiterhin geben werde, gilt es aktuell abzuwarten. „Wir hoffen natürlich, dass es weitergeht“, sagt Nicole. O Sendezeiten Radio Rauchfass kann unter www.radiorauchfass.de gehört werden. Einen Monat lang gibt es jeweils zur vollen Stunde die 45-minütige aktuelle Sendung zu hören. In der letzten Viertelstunde gibt es wechselnde Beiträge der Hobby-Redakteure zu hören.
Bei uns im Internet Unter www.donau-zeitung.de gibt es ein Video.