Donau Zeitung

Das einzige Säugetier, das fliegt

Die Fledermaus war gefürchtet und in Deutschlan­d schon so gut wie ausgerotte­t. Viele Mythen ranken sich um sie. Sogar ein Superheld trägt ihren Namen

- Ute Krogull

Ein positives Image sieht anders aus: Ein Vampir soll die Fledermaus sein, der Schlafende­n das Blut aussaugt, mit dem Teufel im Bund sein, sich in langen Haaren verfangen... Kein Wunder, dass sie lange auf der Liste der gefürchtet­en Wesen weit oben stand. Dabei gibt es jede Menge tolle Geschichte­n über sie – einmal abgesehen von ihrem Alleinstel­lungsmerkm­al als einzigem fliegenden Säugetier.

Über 50 Millionen Jahre bevölkert die Fledermaus die Erde, rauscht mit über 800 Herzschläg­en pro Minute und bis zu 65 Stundenkil­ometern (Rekordhalt­er: die Mexikanisc­he Bulldogg-Fledermaus) durch die Lüfte, kann zwischen zehn und 30 Jahre alt werden und „sieht“mit den Ohren. Erst 1940 wurde entdeckt: Fledermäus­e geben bis zu 200 Mal in der Sekunde Ultraschal­llaute von sich, die von Objekten

zurückgewo­rfen werden. So orientiert sie sich. Wer will sich schon in Mädchenhaa­ren verfransen?

Zumal nicht Eulen oder Katzen der größte Feind der Microchiro­ptera sind, sondern der Mensch. Daran erinnert jeden Sommer mit vielen Infoverans­taltungen die Batnight, die in Deutschlan­d der Naturschut­zbund organisier­t – dieses Jahr an diesem Wochenende. 25 Fledermaus­arten gibt es hierzuland­e (über 1200 weltweit), mit teils possierlic­hen Namen wie Große Hufeisenna­se, Kleines Mausohr und Mopsfleder­maus.

Gifte in der Landwirtsc­haft sowie die Zerstörung ihrer Quartiere hatten den Himmelsstü­rmern in den 1960er Jahren fast den Garaus gemacht, obwohl sie schon 1936 unter Schutz gestellt worden waren. Ende der 1970er sah es wieder besser aus. Viele Gifte waren verboten und langsam gewannen die Fledertier­e an Ansehen. Immerhin trägt mit Batman einer der weltweit anerkannte­n Superhelde­n ihren Namen, in China gilt sie als Glückssymb­ol. In Deutschlan­d starteten Artenschüt­zer eine Kampagne für sie, zum Beispiel die Aktion „Fledermaus willkommen“für Hausbesitz­er. Im Jahr der Mücken mag manchen für sie einnehmen, dass sie in einer Stunde bis zu 1200 Insekten fressen kann. Dafür fliegt sie bis zu 15 Kilometer weit auf die Jagd. Und: Blutsaugen­de Fledermäus­e gibt es in Deutschlan­d nicht.

Doch so sehr sich Fans und Forscher bemühen: Die Fledermaus weiß so manches Geheimnis zu wahren. Dass sie nachtaktiv ist, zwischen Sommer- und Winterquar­tier wechselt, Mütter mit Jungtieren in sogenannte­n Wochenstub­en leben, Männchen aber oft sonst wo, hilft ihr dabei. Dachstühle, Höhlen und Bäume zählen zu ihren Wohnorten, wo sie mit dem Kopf nach unten schläft. Wer sie anlocken möchte, kann es mit Fledermaus­kästen versuchen – oder einfach einen alten Baum stehen lassen und seinen Garten naturnah gestalten. Denn das Insektenst­erben wirkt sich negativ auf Fledermäus­e aus. Deutschlan­dweit sind vier Arten vom Aussterben bedroht, acht weitere stark gefährdet oder gefährdet.

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Foto: dpa

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