Mehr Licht für die Jagd im Dunkeln
Der Einsatz von Nachtsichttechnik bei der Jagd auf Schwarzwild ist umstritten. Jetzt will der Gesetzgeber handeln, doch Kritiker befürchten einen Dammbruch
Augsburg Es ist ein spannendes Thema, das unter Jägern kontrovers diskutiert wird. Soll, um Schwarzwild auch in der Dunkelheit effektiv bejagen zu können, Nachtsichttechnik eingesetzt werden? „Klar nein“sagen die einen, die die Ethik der Jagd bedroht sehen. „Unbedingt ja“meinen die anderen, weil ansonsten die Wildschwein-Bestände nicht mehr zu regulieren seien. Noch handelt es sich nach der derzeitigen Rechtslage um einen Straftatbestand, wenn Jäger ohne behördliche Erlaubnis oder Beauftragung Nachtzielgeräte verwenden, um Wild zu erlegen. Das Vergehen wird mit Bußgeldern, ja sogar mit Freiheitsstrafen geahndet.
Die Bundesregierung will nun Licht ins Dunkel des Paragrafendschungels bringen. Ein Anfang Juni verabschiedeter Gesetzentwurf sieht vor, das waffenrechtliche Verbot von Nachtsichttechnik für „Zwecke der Jagd“aufzuheben. Doch jetzt wird es kompliziert. „Das jagdrechtliche Verbot oder Beschränkungen dieser Geräte bleiben dadurch unberührt“, heißt es in einem Schreiben von Bundesinnenminister
Grünen-Politiker fordert: „Wald vor Wild“
dürfen, wenn das Revier verpachtet ist.
Unter Jägern und Naturschützern haben die Forderungen des GrünenFraktionschefs einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Bayerische Jagdverband (BJV) verurteilt „die maßlose Intoleranz der Grünen gegenüber unserem heimischen Reh- und Rotwild aufs Schärfste“. „Mir ist es unverständlich, dass eine Partei, die sich den Einsatz für die Natur auf die Fahnen schreibt, geradezu Krieg führt gegen einige Wildarten, um einer rein gewinnorientierten, hochintensiven Forstwirtschaft das Wort zu reden“, sagt Präsident Vocke. Auch der BJV spricht sich für einen Umbau hin zu klimastabilen und naturnahen Mischwäldern aus. Dies sei ökonomisch sinnvoll und ökologisch notwendig. Und diese Aufgabe werde durch eine „effektive Jagd“auch unterstützt. Das Wild dürfe jedoch nicht als Schädling diffamiert werden, sagt Vocke. „Wer Reh, Rotwild oder Gams Tag und Nacht gnadenlos verfolgen will, nur um die Bestände herunterzuschießen, handelt unverantwortlich gegenüber der Natur.“Ein Wald ohne Wild sei kein Wald, sondern eine „armselige Baumplantage“, ergänzt Vocke.
Auch die Deutsche Wildtier Stiftung übt scharfe Kritik am Vorstoß der Grünen. Das Reh, Tier des Jahres 2019, solle jetzt auch mit Militärtechnik verfolgt und eliminiert werden. Die bayerischen Grünen würden mit ihrer Forderung „völlige wildbiologische Ahnungslosigkeit“offenbaren, sagt Andreas Kinser, Forst- und Jagdexperte der Wildtier Stiftung. „Wer nachts jagt, drückt das Wild auf der Suche nach Nahrung immer tiefer in den schützenden Wald, wo es dann noch häufiger an jungen Bäumen knabbern muss.“