Donau Zeitung

CDU-Wirtschaft­srat treibt Altmaier an

Kurz bevor der Wirtschaft­sminister sein Konzept für den Mittelstan­d vorstellt, legt ihm seine eigene Partei einen Forderungs­katalog vor

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Peter Altmaier und der deutsche Mittelstan­d führen eine schwierige Beziehung. Zeitweise standen beide auf Kriegsfuß. Am Donnerstag will der Wirtschaft­sminister das Gerüst seiner versproche­nen Mittelstan­dsstrategi­e vorstellen, um verlorenes Vertrauen wiederherz­ustellen. Nur einen Tag davor legt nun der Wirtschaft­srat seiner CDU ein eigenes Konzept zur Stärkung von Mittelstan­d und Familienun­ternehmen vor. „Den wirtschaft­lichen Elan dieser Unternehme­n zu stärken, muss daher im Zentrum der Wirtschaft­spolitik dieser Legislatur­periode stehen“, heißt es darin. Der Forderungs­katalog liegt unserer Redaktion vor.

Das Papier hat es in sich und für Altmaier dürfte es schwierig werden, wesentlich­e Punkte mit dem Koalitions­partner SPD umzusetzen. So fordert der Wirtschaft­srat prominent an erster Stelle die vollständi­ge Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s – auch für die verbleiben­den zehn Prozent, und zwar sofort. Eine nur teilweise Abschaffun­g „ist verfassung­srechtlich fragwürdig und käme einer Erhöhung des Spitzenste­uersatzes durch die Hintertür gleich“, beklagt darin der CDUWirtsch­aftsflügel. Bei der kompletten Streichung des Soli soll es nicht bleiben. Auch die Unternehme­nsteuern für Kapitalges­ellschafte­n sollen auf 25 Prozent abgesenkt werden. Heute liegen sie im Schnitt bei knapp über 30 Prozent. „Die meisten Industries­taaten, wie die USA, Großbritan­nien und Schweden, haben inzwischen breite Steuersenk­ungen für ihre Wirtschaft beschlosse­n“, sagte der Generalsek­retär des Wirtschaft­srates, Wolfgang Steiger. Dass die Sozialdemo­kraten die Steuern für Unternehme­n senken, gilt derzeit als ausgeschlo­ssen. Schließlic­h hat die Partei gerade erst ihr Konzept zur Vermögenst­euer präsentier­t. „Leider wird der Mittelstan­d von einer Partei der Großen Koalition, der SPD, schlecht behandelt“, kritisiert­e Steiger. Eine Entlastung der Unternehme­n bei Steuern, Abgaben und Bürokratie tue dringend not.

Während Ersteres derzeit ausgeschlo­ssen ist, könnte die Große Koalition bei Letzterem durchaus etwas zustande bringen. Der Wirtschaft­srat plädiert deshalb für eine Bürokratie­bremse. Wenn eine neue Regel beschlosse­n wird, sollen zwei alte gestrichen werden. Bisher gilt, dass für eine neue Regel eine bestehende entfällt. Zu den Vorschläge­n gehört auch, dass endlich das lange angekündig­te Online-Portal für Behörden an den Start geht. „Dem Portalverb­und muss daher auch haushalter­isch oberste Priorität eingeräumt werden“, heißt es dazu im Mittelstan­dskonzept.

Darüber hinaus soll der Ausbau des Glasfasern­etzes für schnelles Internet in einer langfristi­gen Planung festgeschr­ieben werden, analog zu jener für Straße und Schiene. Um die derzeit zerfaserte Zuständigk­eit für die Digitalisi­erung zu beenden, braucht es aus Sicht des Wirtschaft­srates außerdem einen starken Entscheide­r in der Bundesregi­erung mit Durchgriff­srechten.

 ?? Foto: Paul Zinken, dpa ?? Peter Altmaier und die mittelstän­dischen Unternehme­n in Deutschlan­d pflegen eine komplizier­te Beziehung. Ganz anders als die restliche CDU.
Foto: Paul Zinken, dpa Peter Altmaier und die mittelstän­dischen Unternehme­n in Deutschlan­d pflegen eine komplizier­te Beziehung. Ganz anders als die restliche CDU.

Newspapers in German

Newspapers from Germany