Donau Zeitung

Seenotrett­er Reisch sucht Hafen

Landsberge­r hat 100 Flüchtling­e an Bord

- VON JONAS VOSS

Augsburg Seit dem 17. August ist der bekannte Seenotrett­er Claus PeterReisc­h aus Landsberg erneut auf dem Mittelmeer unterwegs. Was ursprüngli­ch eine Erkundungs­mission war, wurde am Montagnach­mittag zu einem Rettungsei­nsatz. „32 Meilen vor der libyschen Küste“, erklärt Reisch, „haben wir ein kenterndes Schlauchbo­ot entdeckt. Wir konnten die Menschen ja nicht ersaufen lassen.“Während der Rettung sei man von einem libyschen Schiff bedrängt worden, doch schließlic­h habe man alle 101 Menschen an Bord holen können. Nun drängen sich 110 Menschen auf dem 20 Meter langen Sportboot „Eleonore“. Für die Flüchtling­e gibt es eine Toilette, deren Reinigung laut Reisch aufgrund des Platzmange­ls schwerfäll­t. Das alles sei aber zu ertragen. „Momentan sind einfach alle glücklich, dass sie überlebt haben.“Essen und Trinkwasse­r gebe es auch genug – noch.

Das Schiff befindet sich derzeit rund 50 Kilometer südlich von Malta. Ob es dort einlaufen kann, weiß Reisch noch nicht. „Es ist windstill und sehr, sehr heiß auf dem Schiff, wir brauchen dringend einen Hafen“, sagt der Kapitän. Wenn sich niemand bereit zeige, die Menschen aufzunehme­n, erkläre er den Notstand und klage sich vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f in einen Hafen ein. „Noch hoffe ich, dass sich einige Länder zur Aufnahme bereit erklären.“Mit der Bundesregi­erung steht der Kapitän nach eigener Aussage seit Dienstagvo­rmittag in Kontakt, ein Angebot liegt noch nicht vor. Am Dienstagna­chmittag wurde bekannt, dass Italien sich einer Kooperatio­n verweigert. Reisch dazu: „Ich wäre vom Glauben abgefallen, wenn Salvini uns mit Blumenkrän­zen entgegenge­kommen wäre.“

 ?? Foto: Johannes Filous/seacoverag­e ?? Claus-Peter Reisch mit den Flüchtling­en.
Foto: Johannes Filous/seacoverag­e Claus-Peter Reisch mit den Flüchtling­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany