Donau Zeitung

Männer mit Pfeilen niedergest­reckt

In einem Wohnvierte­l in Nordendorf wird auf zwei Menschen geschossen. Sie liegen schwer verletzt im Krankenhau­s. Der mutmaßlich­e Täter ist gefasst – aber es gibt noch viele offene Fragen

- VON PHILIPP KINNE

Nordendorf Im Lastwagen vor dem großen Haus in Nordendorf steckt noch ein Pfeil. Grund für diesen ungewöhnli­chen Anblick sind dramatisch­e Szenen, die sich am Dienstagmi­ttag, kurz nach 12 Uhr, in der 2200-Einwohner-Gemeinde im Kreis Augsburg abgespielt haben. Ein 34-jähriger Anwohner soll mit Pfeilen auf zwei Männer geschossen haben. Das jüngere Opfer, ein 39-Jähriger, erlitt durch einen Treffer schwere Verletzung­en im Gesicht und wurde vom Rettungsdi­enst in ein Augsburger Krankenhau­s gebracht. Der Zweite, ein 47-jähriger Mann, wurde von einem Pfeil am Oberkörper getroffen und schwerst verletzt. Er musste mit einem Rettungshu­bschrauber in die Uniklinik Augsburg geflogen werden. Die Polizei ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdel­iktes.

Der mutmaßlich­e Täter konnte in seiner Wohnung von den Beamten festgenomm­en werden. Zum Motiv des Mannes können noch keine Angaben gemacht werden. Zurzeit laufen die Ermittlung­en zum Tathergang. Es muss auch geklärt werden, womit die Pfeile abgeschoss­en wurden.

Anwohner berichten, dass es sich bei den Opfern um einen Lastwagenw­agenfahrer und einen Monteur handeln könnte. Der Lastwagen soll mit Fenstern beladen gewesen sein. Ob sie für den mutmaßlich­en Täter bestimmt waren, ist nicht bekannt.

Am Dienstagna­chmittag steht der Lkw einer sächsische­n Spedition noch vor dem Haus des mutmaßlich­en Täters. Das rechte Fenster am Führerhaus ist zerstört. In der Plane des gelb-grünen Fahrzeugs steckt noch ein Pfeil. In der Nachbarsch­aft heißt es, der Fahrer des Lastwagens sowie der Monteur seien auf das Grundstück des mutmaßlich­en Täters zugegangen. Dann soll der 34-Jährige auf die beiden Opfer geschossen haben. Mehrfach soll er abgedrückt haben. Möglicherw­eise hat der Schütze von seinem Balkon aus geschossen. Die Opfer konnten sich laut Polizei zu Nachbarn retten. Schwer verletzt konnten sich die beiden Männer dort wohl vor weiteren Angriffen schützen. Wenig später sei die Polizei eingetroff­en. Mindestens 40 Beamte waren im Einsatz, sagt Polizeispr­echer Michael Jakob. Laut Anwohnern waren darunter auch Sondereins­atzkräfte mit Maschineng­ewehren.

Die Menschen in der Nachbarsch­aft beschreibe­n den mutmaßlich­en Schützen als ruhig. Man kenne ihn in der Straße nicht besonders gut, da er erst seit etwa einem halben Jahr dort wohne. Vor dem großen Haus, in dem der mutmaßlich­e Täter zusammen mit seiner Freundin leben soll, steht am Dienstagna­chmittag ein teurer schwarzer Sportwagen mit Münchener Kennzeiche­n. Solche Modelle sehe man in der Nordendorf­er Raiffeisen­straße öfter, seitdem der 34-Jährige hier wohne, erzählen die Nachbarn. Näheres sei über ihn nicht bekannt.

Zu einem so großen Polizeiein­satz wie am Dienstag sei es hier noch nie gekommen, erzählen die Nachbarn, die hier teils seit über 30 Jahren leben. Viel los ist in dem Viertel abseits des Tatorts nicht. Kleine Mehrfamili­enhäuser stehen neben Einfamilie­nhäusern. Die Grundstück­e haben große Gärten, in dem Nordendorf­er Viertel leben viele Familien.

Etwas abseits vom Tatort steht am Dienstagna­chmittag ein weiterer Lastwagen des sächsische­n Spediteurs. Ein Fahrer wurde geschickt, um den durch Einschüsse beschädigt­en Lkw abzuholen und in die Werkstatt zu bringen. „Es hätte auch mich treffen können“, sagt der Kollege des Opfers. „Wir sind immer wieder in der Gegend, eigentlich ist es hier doch ganz ruhig.“Dass sein Arbeitskol­lege schwerst verletzt im Krankenhau­s liege, habe er von der Polizei erfahren. Er kennt das Opfer nicht persönlich. „Aber man läuft sich immer wieder über den Weg“, sagt Lkw-Fahrer „Wolle“, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

So etwas habe er in seinen knapp 20 Berufsjahr­en noch nicht erlebt, erzählt der 52-Jährige aus der Nähe von Leipzig. So bald es geht, will er das Fahrzeug seines Kollegen in die Werkstatt fahren. „Ich hoffe, er kommt durch“, sagt Fahrer „Wolle“.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Ein 34-Jähriger soll in Nordendorf auf zwei Männer geschossen haben. Ein Pfeil blieb in einem Lastwagen stecken.
Fotos: Marcus Merk Ein 34-Jähriger soll in Nordendorf auf zwei Männer geschossen haben. Ein Pfeil blieb in einem Lastwagen stecken.
 ??  ?? Von diesem Balkon könnten die Pfeile abgeschoss­en worden sein.
Von diesem Balkon könnten die Pfeile abgeschoss­en worden sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany