Donau Zeitung

Immer noch dicke Luft?

Der Transit-Streit hat das Verhältnis zwischen Bayern und Tirol schwer belastet. Nun basteln die Länder an Lösungen. Wo eine Einigung möglich erscheint und wo es hakt

- VON ANDREAS FREI

München Frage an Bayerns Verkehrsmi­nister Hans Reichhart (CSU): Wenn vor einem Monat, auf dem Höhepunkt des Konflikts um den Transitver­kehr, noch richtig dicke Luft herrschte zwischen Bayern und Tirol, wie ist die Atmosphäre dann jetzt? Reichhart denkt kurz nach und sagt: „Wir reden.“

Nun kann man in solche Worte viel hineininte­rpretieren, bis hin zu der Mutmaßung: Es geht nichts voran. Die Fronten waren ja auch verhärtet, nachdem erst die Tiroler und dann das Bundesland Salzburg Fahrverbot­e auf Landstraße­n entlang der Brenner- und Tauernauto­bahn verhängt hatten und zudem die Lkw-Blockabfer­tigung auf der Inntalauto­bahn mit kilometerl­angen Staus auf bayerische­r Seite nicht enden wollte. Was in die Drohung von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) mündete, Österreich zur Not vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f zu verklagen.

Dann gab es Ende Juli ein zum „Transitgip­fel“überhöhtes Treffen in Berlin und die Einigung auf einen Zehn-Punkte-Plan. Und jetzt? Viel Lärm um nichts? „Wir reden“, wie Reichhart sagt, haben uns aber nicht wirklich was zu sagen? So will der Minister aus Jettingen-Scheppach bei Günzburg das nicht verstanden wissen. Er spricht gegenüber unserer Redaktion von einer „relativ konstrukti­ven Stimmung“und vielen „sehr ins Detail“gehenden Gesprächen „auf allen Ebenen“. So treffen sich an diesem Mittwoch österreich­ische und deutsche Ministeria­lbeamte in Brüssel, um gemeinsam mit Vertretern der EU-Kommission Möglichkei­ten für eine große Lösung auszuloten. Konkrete Ergebnisse sind aber erst zu erwarten, wenn der Ball wieder bei der Politik liegt.

Zu einer großen Lösung könnte auch eine „Korridorma­ut“gehören, die Tirol schon lange fordert. Vereinfach­t gesagt geht es den Österreich­ern darum, Lkw-Fahrten zwischen München und Verona teurer und damit unattrakti­ver zu machen – und so die Bevölkerun­g entlang des Brenners zu entlasten. Landeshaup­tmann Günther Platter argumentie­rt damit, dass der Güterverke­hr nur deshalb vorrangig über diese Route rollt, weil sie bislang die billigste Nord-Süd-Verbindung sei. Scheuer hatte eine Korridorma­ut zunächst abgelehnt, zeigte sich zuletzt aber gesprächsb­ereit.

Damit in Zusammenha­ng steht das Ziel, mehr Güter auf die Schiene zu verlagern und ein grenzübers­chreitende­s Lkw-Leitsystem zu schaffen. Das steht auch in dem Zehn-Punkte-Katalog und könnte von allen Maßnahmen mit am schnellste­n umgesetzt werden, glaubt Reichhart. So könne man auf bayerische­r Seite vergleichs­weise zügig entspreche­nde Terminals zur Verfügung stellen, außerdem seien in Tirol die nötigen Kapazitäte­n auf den Bahntrasse­n vorhanden.

Andere Konfliktfe­lder sind weitaus komplizier­ter. So wird frühestens Ende 2020 feststehen, wo die Bahntrasse als Nordzulauf für den Brenner-Basistunne­l verlaufen könnte. Gebaut ist dann noch lange nicht. Und: Tirol klammert sich mit Vehemenz an die Blockabfer­tigung bei Kufstein. Für Oktober und vor allem für November sind die nächsten Termine angesetzt.

Die Fahrverbot­e auf den Ausweichro­uten sollen am 15. September, 19 Uhr, aufgehoben werden. Bislang haben sie im Ferienverk­ehr noch kein Chaos ausgelöst.

 ?? Foto: Peter Kneffel, dpa ?? Die Blockabfer­tigung von Lastwagen auf der Inntalauto­bahn bei Kufstein ist eines der großen Streitthem­en im Verkehrsko­nflikt zwischen Bayern und Tirol. Die Staus auf dieser Strecke wird es wohl noch länger geben.
Foto: Peter Kneffel, dpa Die Blockabfer­tigung von Lastwagen auf der Inntalauto­bahn bei Kufstein ist eines der großen Streitthem­en im Verkehrsko­nflikt zwischen Bayern und Tirol. Die Staus auf dieser Strecke wird es wohl noch länger geben.

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