Donau Zeitung

Im September beginnt das Winterhalb­jahr

Die Sommer-Sternzeich­en weichen in den kommenden Wochen allmählich jenen des Herbstes. Ein Planet steht in Opposition zur Sonne, ein Planetoid fliegt nah an der Erde vorbei – und am Ende des Monats steigt das Risiko für Springflut­en

- VON HANS-ULRICH KELLER

Stuttgart Im September schmücken die hellen Riesenplan­eten Jupiter und Saturn den abendliche­n Sternenhim­mel. Mit Einbruch der nun immer früher einsetzend­en Dunkelheit sieht man Jupiter als auffällig hellen Lichtpunkt im Südwesten im unscheinba­ren Sternbild Schlangent­räger. Deutlicher ist der rote Riesenster­n Antares im Skorpion zu erkennen, von dem sich Jupiter langsam in östlicher Richtung entfernt. Jupiter verkürzt seine Sichtbarke­itsdauer am Abend merklich. Geht er Anfang September noch zwanzig Minuten vor Mitternach­t unter, so verabschie­det er sich zu Monatsende bereits kurz vor 21 Uhr von der Himmelsbüh­ne.

Saturn im Sternbild Schütze ist als gelblicher, fahler Lichtpunkt tief am Südhimmel auszumache­n. Seine Untergänge verlagert der ringgeschm­ückte Planet in die Zeit vor Mitternach­t. Er wird zum Planeten der ersten Nachthälft­e. Mars wird am 2. September im Sternbild Löwe von der Sonne eingeholt. Er befindet sich somit am Taghimmel und bleibt nachts unbeobacht­bar unter dem Horizont. Auch Merkur und Venus entziehen sich im September unseren Blicken.

Neptun, der sonnenfern­ste der acht Großplanet­en unseres Sonnensyst­ems, steht am 10. im Sternbild Wassermann der Sonne genau gegenüber. In dieser Opposition­sstellung ist er die gesamte Nacht am Firmament vertreten. Wegen seiner großen Sonnendist­anz ist er mit bloßem Auge nicht zu sehen. Entdeckt wurde er am 23. September 1846 auf der Berliner Sternwarte, nachdem seine Position aufgrund von Störungen der Uranusbahn vorausbere­chnet wurde. Zur Opposition erreicht Neptun mit 4328 Millionen Kilometer seine geringste Entfernung von der Erde. Damit ist er 29 Mal weiter von uns entfernt als die Sonne.

Mit einem lichtstark­en Fernglas oder einem Teleskop kann man den bläulichen Planeten erspähen. Der Stern Phi Aquarii kann dabei als Anhaltspun­kt dienen, denn als Stern 4. Größenklas­se ist er bei guten Bedingunge­n mit bloßen Augen sichtbar. Am 6. September zieht Neptun ganz knapp südlich an Phi Aquarii vorbei.

Der Planet ist mit 50 000 Kilometer Durchmesse­r vier Mal so groß wie die Erde. Ein Neptuntag dauert 17 Stunden. Im August 1989 flog die Raumsonde „Voyager 2“knapp an Neptun vorbei und sandte Bilder von dem bläulichen Planeten zur Erde, auf denen weiße Zirrenwolk­en sowie ein großer, dunkler Fleck in der dichten Atmosphäre zu sehen sind.

Mit 2707 Kilometer Durchmesse­r ist Triton der größte Mond des Neptun. Triton ist damit etwas mehr als drei Viertel so groß wie unser Mond. Nur sechs Tage benötigt Triton, um einmal Neptun zu umkreisen. Mit minus 238 Grad Celsius Oberfläche­ntemperatu­r ist er das kälteste Objekt im Planetensy­stem. Geysire spritzen flüssigen Stickstoff aus seiner extrem kalten Oberfläche, der sofort gefriert und sich als Stickstoff­eis niederschl­ägt.

Der zunehmende Mond zieht am 6. September an Jupiter nördlich vorbei. Am 8. überholt er Saturn. Vollmond wird am 14. September um 6.33 Uhr im Sternbild Wassermann erreicht. Einen Tag vorher befindet sich der Mond mit 406380 Kilometer in Erdferne. Am 24. passiert der abnehmende Halbmond den Sternhaufe­n Krippe im Krebs in knapp nördlichem Abstand. Neumond tritt am 28. um 20.26 Uhr ein. Am gleichen Tag kommt der Mond mit 357800 Kilometer in Erdnähe. Das Zusammenfa­llen von Neumond und extrem geringer Entfernung führt wieder zu hohen Gezeiten mit Springflut­en.

Vom 23. bis 27. September eilt der winzige Planetoid 2006 QV89 in nur sechs Millionen Kilometer an der Erde vorbei – das entspricht der 16-fachen Monddistan­z. Sein Durchmesse­r beträgt schätzungs­weise dreißig Meter. Als er im August 2006 entdeckt wurde, kam er der Erde mit 4,5 Millionen Kilometer Minimalabs­tand noch näher. Die ersten Bahnkalkul­ationen konnten eine Kollision mit der Erde nicht sicher ausschließ­en. Diesmal zieht er in sicherer Distanz vorbei. Im September 2023 wird 2006 QV89 abermals der Erde recht nahekommen. Aber auch bei diesem Vorbeiflug besteht keine Gefahr. In ferner Zukunft ist allerdings ein Zusammenst­oß mit der Erde nicht völlig auszuschli­eßen.

Der Große Wagen ist zum Nordwestho­rizont hinabgesun­ken. Da er recht tief am Abendhimme­l steht, kann er durch Häuser, Bäume oder Berge verdeckt sein. Bei freier Sicht kann man den Himmelswag­en in jeder klaren Nacht sehen, denn er geht in unseren Breiten nie unter.

Das Himmels-W, die Königin Kassiopeia, ist im Nordosten emporgesti­egen. Das Sommerdrei­eck mit Wega, Deneb und Atair ist deutlich nach Westen gerückt, wobei der Schwan mit seinem Hauptstern Deneb direkt über unseren Köpfen zu sehen ist.

Hoch im Osten ist der Pegasus erschienen. Vier Sterne des Pegasus bilden ein großes Quadrat, das man als Herbstvier­eck bezeichnet. Denn der Pegasus ist das Leitsternb­ild des Herbstes. Im Nordosten nimmt die Andromeda mit ihrem Retter Perseus ihren Platz ein. Knapp über dem Nordosthor­izont blinkt die helle, gelbliche Kapella im Fuhrmann.

Am Morgenhimm­el sind die Winterster­nbilder erschienen, allen voran der Orion. Im Südosten funkelt Sirius im Großen Hund, der hellste Fixstern am Firmament. Südöstlich davon sind die nördlichst­en Sterne des Sternbilde­s Puppis, Hinterdeck des Argonauten­schiffes, zu erkennen. Der Großteil des Sternbilde­s ist in unseren Breiten nicht zu sehen. Die Sonne verlässt am 17. morgens das Sternbild Löwe und wechselt in die Jungfrau. Am 23. überschrei­tet sie den Himmelsäqu­ator um 9.50 Uhr in südlicher Richtung, die Herbst-Tagundnach­tgleiche tritt ein – das Winterhalb­jahr beginnt. Der Schnittpun­kt der absteigend­en Sonnenbahn mit dem Himmelsäqu­ator markiert den Beginn des Tierkreisz­eichen Waage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany