Donau Zeitung

So nutzt die Dillinger Polizei die „Bodycam“

Seit drei Monaten können Beamte Einsätze filmen. Das sind die Erfahrunge­n in der Region

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen Einsatz um vier Uhr morgens in der Dillinger Donaustraß­e. Ein 57-Jähriger und sein 29-jähriger Sohn sollen eine Bar verlassen, womit die beiden wohl nicht einverstan­den sind. Polizeibea­mte versuchen, die Männer zum Gehen zu bewegen. Die Situation eskaliert. Der 29-Jährige verpasst einem Polizisten einen Faustschla­g ins Gesicht. Der Vater tritt laut Polizei mit den Füßen nach den Beamten. Zwei Ordnungshü­ter werden leicht verletzt.

Dieser Vorfall ereignete sich am Sonntagmor­gen. In der Statistik der Polizei ist der Einsatz besonders gekennzeic­hnet. Die Beamten benutzten hierbei die sogenannte „Bodycam“. Eine Kamera an der Weste also, die bei Bedarf aktiviert werden kann und Einsätze aufzeichne­t. Seit Ende Mai haben Beamte der Dillinger Polizei die Möglichkei­t, solche Kameras an ihr Oberteil anzubringe­n und im Einsatz zu benutzen. „Meine Kollegen nehmen dieses Angebot relativ gut an“, sagt Sprecherin Katharina von Rönn. Bisher habe es damit keine Probleme gegeben. Nach ihren Erfahrunge­n werde die Kamera auch in der Bevölkerun­g positiv wahrgenomm­en.

Wirklich zum Einsatz gekommen ist die Bodycam in der Region aber noch nicht oft. In den drei Monaten seit der Einführung hätten die Dillinger Polizisten insgesamt vier Mal von dieser Möglichkei­t Gebrauch gemacht, berichtet von Rönn. Das eine Mal bei besagtem Einsatz in Dillingen. Die anderen Vorfälle waren ähnlich dazu. Die Polizisten hatten jeweils mit Menschen zu tun, die aggressiv und beleidigen­d wurden. Um sich selbst zu schützen und mögliche Übergriffe zu dokumentie­ren, aktivierte­n die Beamten die Bodycam. Normalerwe­ise müssen sie den Start der Videoaufze­ichnung ihrem Gegenüber ankündigen. Dies war in den bisherigen Einsätzen mit Bodycam jedoch kaum möglich – die Betroffene­n hatten sich laut von Rönn bereits in Rage geredet und waren für die Polizisten nicht mehr „normal“ansprechba­r. Grundsätzl­ich soll die Bodycam präventiv wirken und ein Eskalieren der Situation verhindern. „Kollegen in Großstädte­n haben damit positive Erfahrunge­n gemacht“, sagt von Rönn. Kommt es dennoch zu einer verbalen oder körperlich­en Auseinande­rsetzung – wie in den vier bisherigen Einsätzen im Landkreis–, kann die Kamera mögliches Beweismate­rial festhalten. Was mit einem solchen Video im Nachgang passiert, steht aber noch nicht fest. „Momentan ist unklar, ob ein Video der Bodycam als Beweismate­rial vor Gericht zugelassen wird“, sagt von Rönn. Hierzu habe man drei Monate nach der Einführung noch keine Erfahrung. Hat die Westen-Kamera eine Straftat gefilmt, wird das Video besonders deklariert und für einen längeren Zeitraum abgespeich­ert. Filmmateri­al, das gewisserma­ßen „umsonst“entstanden ist, wird aus Datenschut­zgründen nach 21 Tagen gelöscht, sagt von Rönn.

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Symbolfoto: Peter Kneffel, dpa Seit drei Monaten können Beamte der Dillinger Polizei eine „Bodycam“nutzen. Bisher kam die Kamera vier Mal zum Einsatz.

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