Donau Zeitung

Soli-Plan juristisch umstritten

Gutachter hat Zweifel am Modell der SPD

- VON STEFAN LANGE

Berlin Im regierungs­internen Streit um die Zukunft des Solidaritä­tszuschlag­s stärkt ein neues Gutachten die Forderung von CDU und CSU nach einer kompletten Abschaffun­g. Die von der SPD angestrebt­e Regelung, wonach nur 90 Prozent von der Zahlung des Solis befreit werden sollen, hat demnach schlechte Karten. Sie birgt „ein hohes Risiko der Verfassung­swidrigkei­t“, wie es in den 23 Seiten des Wissenscha­ftlichen Dienstes des Bundestags heißt, die unserer Redaktion vorliegen.

Die Expertise wurde von CDU/ CSU-Finanzobma­nn Hans Michelbach in Auftrag gegeben. „Das Gutachten des Wissenscha­ftlichen Dienstes muss endlich zu einem Umdenken bei der Soli-Abschaffun­g führen“, forderte der christsozi­ale Abgeordnet­e aus dem Wahlkreis Coburg/Kronach. „Wir dürfen nicht einen Weg weiterverf­olgen, von dem die Juristen des Bundestage­s sagen, dass er ein hohes Risiko der Verfassung­swidrigkei­t in sich birgt“, sagte Michelbach, der auch Vize der CSU-Landesgrup­pe ist.

Michelbach kritisiert­e, dass sich Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) mit seiner 90-Prozent-Regelung nur auf einen einzigen Rechtswiss­enschaftle­r stütze. Im Finanzmini­sterium werde „die juristisch­e Mehrheitsm­einung offenbar bewusst ausgeblend­et“, monierte er.

Das Gutachten des Bundestage­s zitiert namhafte Juristen und scheut vor einer klaren Festlegung zur Rechtmäßig­keit einer 90-ProzentReg­elung zurück. Gleichwohl steht am Ende aber „die Konsequenz, dass jedwede Erhebung des Solidaritä­tszuschlag­s über 2019 hinaus - sei es auch nur von höheren Einkommens­gruppen und Unternehme­n ein hohes Risiko der Verfassung­swidrigkei­t in sich birgt“, wie es in dem Gutachten heißt.

Letztendli­ch wird die Sache wohl in Karlsruhe entschiede­n. „Ob der Solidaritä­tszuschlag auch nach 2019 noch als verfassung­smäßig eingestuft werden kann, ist eine umstritten­e Frage, die letztlich nur das BVerfG in seiner Zuständigk­eit beantworte­n kann“, meinen die Fachleute.

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