Donau Zeitung

Löws Zeitreise

Der Bundestrai­ner sieht sein Team so weit wie 2010. Für die kommenden Partien hat er einen Neuling berufen. Ein erfahrener Spieler kann seine Hoffnungen dagegen begraben

- VON WOLFGANG STEPHAN

Hamburg Aus Freiburg meldete sich ein gut gelaunter Bundestrai­ner in einer Video-Pressekonf­erenz zu Wort. Nachdem er zuletzt bei den Länderspie­l-Siegen gegen Weißrussla­nd (2:0) und Estland (8:0) wegen Krankheit nicht dabei sein konnte („auf dem Sofa ist die Nervosität noch größer als auf der Bank“), spüre er bei sich und der Mannschaft eine „große Aufbruchst­immung“angesichts der bisher makellosen Bilanz in der Euro-Qualifikat­ion und den beiden nächsten Spielen, die Löw als „richtungsw­eisend“bezeichnet. Am Freitag in einer Woche geht es im ausverkauf­ten Hamburger Volksparks­tadion gegen die Niederland­e und drei Tage später in Belfast gegen Nordirland.

Im Aufgebot gibt es keine Überraschu­ngen, mit der Nominierun­g von Luca Waldschmid­t war angesichts seiner sieben Treffer bei der U21-EM im Sommer in Italien zu rechnen, zumal Löw auf Leroy Sané verzichten muss: „Sein Ausfall ist ärgerlich, der tut uns schon weh“, sagte Löw. Dass er Waldschmid­t und nicht den zuletzt stark spielenden Kevin Volland berufen habe, sei mit der eingeleite­ten Entwicklun­g zu begründen: „Luca ist perspektiv­isch sehr interessan­t“, sagt Löw, der auch deutlich machte, dass ein Sami Khedira sich keine Hoffnungen auf ein Comeback in der Nationalma­nnschaft machen könne, auch wenn der dies zuletzt als Wunsch formuliert hatte.

Im Gegensatz dazu ließ Löw durchblick­en, dass er mindestens gegen die Niederland­e mit seinen Weltmeiste­rn Manuel Neuer und Toni Kroos spielen werde, auf deren „Klasse und Erfahrung“er nicht verzichten möchte. Kroos hatte zuletzt wegen Muskelbesc­hwerden gefehlt. Auch wieder dabei sind MarcAndré ter Stegen (FC Barcelona) und Emre Can (Juventus Turin), der zuletzt im Oktober 2018 zur DFB-Auswahl gehörte. Verletzung­sbedingt werden neben Sané die beiden Pariser Spieler Julian Draxler und Thilo Kehrer und Antonio Rüdiger (Chelsea) fehlen.

Grundsätzl­ich sieht Löw sein Team nach dem WM-Debakel in einer guten Entwicklun­g. „Wir sind auf dem Weg dahin, wo wir einmal waren.“Der Bundestrai­ner vergleicht den Status quo mit der Situation bei der WM 2010 in Südafrika: „Auch da waren wir noch nicht auf einem Top-Niveau, haben aber eine gute WM gespielt.“

Positiv stimme ihn, dass die neue Mannschaft hoch talentiert sei und viele Abläufe schon verinnerli­cht habe. Löw: „Wir sind auf einem guten Weg, um die Dominanz wieder zu bekommen, die wir einmal hatten.“Gleichwohl sagte Löw deutlich: „Wir sehen bei allen Spielern noch Verbesseru­ngspotenzi­al.“Deshalb habe sein Trainertea­m in den vergangene­n Monaten Einzelprof­ile erstellt, um den Spielern klare Anforderun­gen zu geben, wie sie sich verbessern können.

 ?? Foto: Witters ?? Joachim Löw hat Sami Khedira scheinbar nicht mehr auf dem Zettel. Der Bundestrai­ner setzt weiter auf eher junge Spieler.
Foto: Witters Joachim Löw hat Sami Khedira scheinbar nicht mehr auf dem Zettel. Der Bundestrai­ner setzt weiter auf eher junge Spieler.
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Luca Waldschmid­t

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