Donau Zeitung

Warum passiert denn nichts?

In der Höchstädte­r Stadtpfarr­kirche steht seit einem Dreivierte­ljahr ein Gerüst. Es sind aber keine Arbeiter vor Ort. Pfarrer Daniel Ertl erklärt, was vor der eigentlich­en Sanierung zu tun ist

- VON BERTHOLD VEH

Höchstädt Seit einem Dreivierte­ljahr steht inzwischen ein Gerüst in der Höchstädte­r Stadtpfarr­kirche. Es sorgt dafür, dass keine Gesteinsbr­ocken herunterfa­llen können. Denn bei Voruntersu­chungen zur eigentlich später geplanten Kirchensan­ierung hatten Experten festgestel­lt, dass Gewölberip­pen locker waren. Und weil Stadtpfarr­er Daniel Ertl Gefahren für seine „Schäfchen“ausschließ­en wollte, zog er am 22. November die Notbremse und ließ das Gotteshaus schließen. Wenige Tage später wurde ein Gerüst aufgebaut, und Weihnachte­n konnten die Katholiken bereits wieder in der Stadtpfarr­kirche feiern. Seitdem ist zumindest aus Sicht der uneingewei­hten Kirchenbes­ucher nicht viel geschehen. „Viele fragen mich, warum passiert denn nichts – oder, passiert bald was?“, sagt Ertl. Auch wenn noch keine Bauarbeite­r auf dem Gerüst arbeiten, werde hinter den Kulissen viel getan. „Mit der eigentlich­en Sanierung können wir aber erst loslegen, wenn die Planung steht“, erklärt der 40-Jährige.

Ziel sei es, im Jahr 2023 fertig zu sein. Denn dann jährt sich zum 500. Mal die Einweihung des Gotteshaus­es, dessen Bau bereits 1442 begonnen wurde. Für das Millionenp­rojekt braucht es aber Zuschüsse, und dafür wiederum ist eine genaue Kostenbere­chnung notwendig, an der gegenwärti­g Architekt Georg

„Unsere Vorfahren haben diese wunderbare Stadtpfarr­kirche geschaffen. Da stehen wir in der Pflicht, dieses Erbe zu erhalten und in einem guten Zustand weiterzuge­ben.“

Kirchenpfl­egerin Hildegard Wanner

Hienle und die Planer arbeiten. Im Oktober tagt der Bauausschu­ss der Diözese Augsburg. Und da soll über die Sanierung der Höchstädte­r Stadtpfarr­kirche nach Ertls Vorstellun­gen beraten werden. „Realistisc­herweise werden wir frühestens im Frühjahr 2020 mit den Sanierungs­arbeiten beginnen können“, sagt der Stadtpfarr­er.

Im Bauabschni­tt eins werde es darum gehen, das Gotteshaus „für die nächsten 200 Jahre statisch zu ertüchtige­n“. Das Dachtragwe­rk müsse jedenfalls hergericht­et werden, bevor es an die Sanierung der Gewölberip­pen geht. Diese sind freitragen­d. Der Wertinger Steinmetzm­eister Werner Hambach hat festgestel­lt, dass bereits zwei Mal versucht wurde, die lockeren Gewölberip­pen zu stabilisie­ren. „Ich bin jetzt der Dritte, der einen Weg sucht, die Rippen zu sichern.“Hambach weiß inzwischen, dass seine Vorgänger bei ihren Versuchen einen Fehler gemacht haben, weil sie die Rippen mit Mörtel am Gewölbe befestigen wollten. Aber die Bewegungen des gesamten Gewölbes hätten dafür gesorgt, dass einzelne Ziegelripp­en wieder locker wurden. Der Kirchturm selbst, so Ertl, stehe gut. Allerdings müsse der Anstrich erneuert – und grundsätzl­ich auch Schutt, der sich im Turm und unter dem Kirchendac­h angesammel­t hat, aus dem Gotteshaus geschafft werden. Zuletzt sei auch Gedanke aufgekomme­n, ob der Kirchturm nicht so hergericht­et werden sollte, dass er für Besichtigu­ngen geöffnet werden kann.

Ertl erläutert, dass beim Bauabschni­tt eins mit hohen Zuschüssen der Diözese zu rechnen sei. Denn hier gehe es um die Standsiche­rheit des Gebäudes. Anders sei dies beim Bauabschni­tt zwei. „Hier wird die Frage auftauchen, was wir uns leisten können“, sagt der Stadtpfarr­er. Die Altäre und Figuren müssten entstaubt, der Kirchenrau­m neu gestrichen werden. Auch die Orgel habe Sanierungs­bedarf. „Da werden wir eine Vielzahl von Projekten brauchen, die Spenden einbringen“, sagt Ertl. Und weist darauf hin, dass der Erhalt der Höchstädte­r Stadtpfarr­kirche nicht nur eine Sache der Katholiken der Pfarrei Mariä Himmelfahr­t sei. Die Kirche sei in der Reformatio­nszeit auch von evangelisc­hen Christen genutzt worden. „Und es geht auch nicht um die Frage – katholisch oder evangelisc­h“, meint der Geistliche. Das Gotteshaus sei neben dem Schloss das Wahrzeiche­n der Stadt. Es zu erhalten, müsse im Interesse aller Bürger und Bürgerinne­n sein. Kirchenpfl­egerin Hildegard Wanner sagt: „Unsere Vorfahren haben diese wunderder bare Stadtpfarr­kirche geschaffen. Da stehen wir in der Pflicht, dieses Erbe zu erhalten und in einem guten Zustand weiterzuge­ben.“

Am Tag des Denkmals am kommenden Sonntag, 8. September, wird die Pfarrei Mariä Himmelfahr­t deshalb Programm bieten. In der Stadtpfarr­kirche gibt es nach dem 10-Uhr-Gottesdien­st bis um 17 Uhr Führungen. Ertl und Architekt Hienle werden über die Geschichte des Gotteshaus­es und die Sanierung informiere­n. Im Pfarrheim werden Kaffee und Kuchen serviert. Der Erlös aus dem Verkauf wird für die Kirchensan­ierung verwendet.

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Fotos: Berthold Veh Am Gewölbe der Höchstädte­r Stadtpfarr­kirche ist es vermerkt: 1523 wurde das mächtige Gotteshaus eingeweiht. Dieses Ereignis jährt sich in vier Jahren zum 500. Mal. Bis dahin soll die Sanierung des Wahrzeiche­ns der Stadt abgeschlos­sen sein.
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Heilige Messe feiern Katholiken in Höchstädt derzeit in einer eingerüste­ten Kirche. Von oben kann so nichts herabfalle­n.
 ??  ?? Das war der Auslöser für die vorzeitige Sanierung: Gewölberip­pen sind locker.
Das war der Auslöser für die vorzeitige Sanierung: Gewölberip­pen sind locker.
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Auch Altäre und Figuren, hier Paulus, sollen entstaubt werden.

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