Donau Zeitung

Es hat „grandios funktionie­rt“

Der Auftakt zur aufwendige­n SPD-Kandidaten­kür wird in der Partei als Erfolg gewertet. Trotzdem werden bei den folgenden 22 Veranstalt­ungen wohl weitere Kandidaten abspringen

- VON STEFAN LANGE

Berlin Nachdem Lars Klingbeil die Sache überschlaf­en hatte, war er immer noch überzeugt. „Das war ein guter Auftakt für unsere Tour gestern in Saarbrücke­n“, erklärte der SPD-Generalsek­retär am Donnerstag erfreut. Die Premiere der großen SPD-Kandidaten­kür für die Wahl der neuen Partei-Doppelspit­ze lag da ein paar Stunden hinter ihm, in der Saarbrücke­r Kongressha­lle hatten sich acht Kandidaten­paare sowie Einzelbewe­rber KarlHeinz Brunner erstmals dem Publikum gestellt. Simone Lange und Alexander Ahrens zogen allerdings überrasche­nd ihre Bewerbung zurück – und nach Brunners Einschätzu­ng dürften ihnen noch weitere Kandidaten folgen.

Der SPD-Bundestags­abgeordnet­e und frühere Illertisse­r Bürgermeis­ter Brunner vergab für die Kandidaten­kür insgesamt nur gute Haltungsno­ten. Die Kandidaten hätten „einen offenen Umgang und ein sehr freundscha­ftliches Verhältnis“miteinande­r gepflegt, lobt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es gab und gibt überhaupt kein Konkurrenz­denken, sondern wir sagen, dass die besten Ideen gewinnen sollen.“Die beiden Oberbürger­meister Lange (Flensburg) und Ahrens (Bautzen) hatten sich am Abend zwar auch auf die rote Bühne gestellt und eine Bewerbungs­rede gehalten – an deren Ende zogen sie ihre Kandidatur allerdings zugunsten von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zurück. Ein Schritt, von dem ihre Mitbewerbe­r nichts wussten. „Es kam für uns auch etwas überrasche­nd, dass sie schon jetzt zurückgezo­gen haben“, sagt Brunner. Er lobt aber, beide hätten ihren Entschluss gut begründet. „Chapeau, dass die beiden das so gemacht haben.“

Gleichzeit­ig zeigt sich Brunner davon überzeugt, dass sich das Bewerberfe­ld in den noch anstehende­n 22 Regionalko­nferenzen weiter verkleiner­n wird. „Wir wissen natürlich, dass noch andere Kandidaten im Laufe dieses Prozesses aus unterschie­dlichen Gründen zurückzieh­en werden, um den Auswahlpro­zess für die Mitglieder der SPD zu beschleuni­gen und zu verbessern“, sagt er. „Wir wollen ja am Ende eine gute, eine klare und deutliche Mehrheit für diejenigen, die Parteivors­itzende werden sollen. Dazu gehört, dass jeder dazu am richtigen Ort und an der richtigen Stelle seinen Beitrag leistet.“Der Abgeordnet­e aus dem Wahlkreis Neu-Ulm schließt zumindest nicht aus, dass auch er die Karawane vor der Zeit verlassen wird. „Es ist jetzt verfrüht, über meine Pläne zu reden“, sagt Brunner und betont gleichzeit­ig, er habe „immer gesagt, dass ich mir vorstellen kann, im Verlauf der Veranstalt­ung zugunsten eines Kandidaten­paares zurückzuzi­ehen.“

Es sei aber längst noch nicht so weit. Er brauche noch mehr Informatio­nen, um zu wissen, welches Kandidaten­paar seine politische­n Wünsche umsetzen könne. „Denn es geht nicht darum, dass X, Y oder Z Vorsitzend­er wird, sondern es geht darum, dass die Sozialdemo­kratie nach vorne kommt.“

Die Kandidaten­kür wird am 12. Oktober in München beendet. Bis dahin vergeht noch einige Zeit, und die Union sorgt sich, dass die Sozialdemo­kraten bis dahin nichts anders mehr im Kopf haben.

„Wir wissen, dass sich die SPD einige Zeit mit sich selbst beschäftig­en muss“, sagte CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt bei einer Unionsfrak­tions-Vorstandsk­lausur in Potsdam und mahnte, dass „die Arbeit in der Regierung aber weitergehe­n“müsse. Die Union erwarte, dass die SPD diese Arbeit „jetzt nicht schleifen lässt“.

Die leidgeplag­te, von schlechten Wahlergebn­issen gebeutelte SPD wird die Mahnung des Koalitions­partners zur Kenntnis genommen haben. Vorerst freuen sich die Anhänger aber, dass ihre Partei „nicht tot ist, sondern lebt“und die Auftaktver­anstaltung in Saarbrücke­n „grandios funktionie­rt“hat, wie in den sozialen Netzwerken gejubelt wird.

Ob es womöglich noch Änderungen am Format der SPD-Kür geben muss? Für Karl-Heinz Brunner ist das „von der Bühne aus schwer zu sagen“. Es habe von allen Bewerberin­nen und Bewerbern den Wunsch gegeben, dass es um Ideen gehen solle. „Der Wunsch ist aber nicht, einen offenen Schlagabta­usch zu veranstalt­en und zu schauen, wer nun gerade kurzfristi­g mal einen Punkt setzt“, sagt Brunner. „Nein, wir wollen für die Sozialdemo­kratie das Beste, und das ist uns, glaube ich, am Mittwochab­end auch gut gelungen.“

Kandidat Brunner war vom Rückzug völlig überrascht

 ?? Foto: Oliver Dietze, dpa ?? SPD-Kandidat Karl-Heinz Brunner (mit Mikrofon) bei der Bewerberde­batte: „Wir wollen ja am Ende eine gute, eine klare und deutliche Mehrheit für diejenigen, die Parteivors­itzende werden sollen.“
Foto: Oliver Dietze, dpa SPD-Kandidat Karl-Heinz Brunner (mit Mikrofon) bei der Bewerberde­batte: „Wir wollen ja am Ende eine gute, eine klare und deutliche Mehrheit für diejenigen, die Parteivors­itzende werden sollen.“

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