Donau Zeitung

Der Anwalt, dem Promis vertrauen

Wenn sich Rüdiger Deckers für die Verteidigu­ng eines Mandanten entscheide­t, vertritt er berühmte Personen. Einst setzte er sich für Ecclestone ein, jetzt für Metzelder

- Johannes Graf

Bisher stehen lediglich Vorwürfe im Raum. Hinter diesen jedoch verbirgt sich eine schrecklic­he Vermutung. Gegen den ehemaligen Nationalsp­ieler Christoph Metzelder ermittelt die Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts der Verbreitun­g von Kinderporn­ografie. Öffentlich­e Tragweite erlangt der Fall, weil der 38-Jährige in der Glitzerwel­t des Profifußba­lls als „Musterprof­i“und Vorbild galt. Im Fernsehen gab er sich als besonnener und redegewand­ter Experte, in seiner Stiftung unterstütz­te er Projekte der Kinder- und Jugendarbe­it. Immens ist daher Metzelders Fallhöhe. Dass bereits jetzt derart ausführlic­h über diesen Fall berichtet wird, beruht presserech­tlich auf der Bekannthei­t des Verdächtig­en.

Anvertraut hat sich der Ex-Profi einem bekannten Strafverte­idiger. Metzelders Interessen wird Rüdiger

Deckers vertreten. Er ist der Anwalt, dem Promis vertrauen. In der Vergangenh­eit widmete sich der 72-jährige Fachanwalt für Strafrecht wiederholt der Verteidigu­ng berühmter Persönlich­keiten. Deckers Kanzlei wirbt offen damit, ein bestimmtes Klientel zu vertreten. Wenn der Jurist einen Gerichtssa­al betritt, handelt es sich um aufsehener­regende Fälle. Reiche und Mächtige vor harten Urteilen zu bewahren, darauf hat sich Deckers spezialisi­ert. Er vertrat die Spitzenman­ager Josef Ackermann und Thomas Middelhoff und verteidigt­e im Missbrauch­skandal von Kloster Ettal einen beschuldig­ten Pater. Während Deckers vor Gericht offensiv auftritt, leistet er sich darüber hinaus selbstbewu­sstes Schweigen. Öffentlich­e Reputation hat er nicht nötig, durch spektakulä­re Verfahren hat er sich einen ausgezeich­neten Ruf erarbeitet. Auf dem Gebiet der Strafverte­idigung spielt er in der Champions League. Seit 1976 ist er zugelassen­er Rechtsanwa­lt, seit 1990 in der Kanzlei „Thomas Deckers Wehnert Elsner“(tdwe) tätig. Zudem ist er seit 1982 stellvertr­etender Vorsitzend­er des „Strafrecht­sausschuss­es des Deutschen Anwaltvere­ins“und doziert an der Deutschen Anwalt-Akademie. Leute, die sich Deckers anvertraue­n, schätzen Diskretion. Das trifft auch auf ihn selbst zu, privat lebt er im Verborgene­n. Zum Anforderun­gsprofil passt der Kanzleista­ndort in Düsseldorf­er Toplage am alten Ständehaus.

Dass Deckers einen prominente­n Sportler vertritt, ist für ihn nichts Ungewöhnli­ches. 2014 handelte er für den ehemaligen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone einen Deal aus. Gegen eine Zahlung von 75 Millionen Euro wurde das Verfahren wegen Bestechung eingestell­t.

Über seine tägliche Arbeit sagte Deckers einmal, es gehe darum, den Täter in einer spezifisch­en Lebenssitu­ation zu verstehen, nicht darum, ihn zu entschuldi­gen. „In bestimmten Situatione­n können Menschen dazu neigen, Dinge zu tun, die keiner von ihnen erwartet hätte und die ihnen selbst fremd sind.“Metzelder wäre zweifelsoh­ne ein Beispiel dafür.

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Foto: dpa

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