Donau Zeitung

Bußgeld für Kapitän Reisch

Landsberge­r soll 300 000 Euro zahlen

- VON DANIELA HUNGBAUR

Rom/Landsberg Der Kapitän des Rettungssc­hiffes „Eleonore“, Claus-Peter Reisch aus Landsberg am Lech, soll ein Bußgeld in Höhe von 300 000 Euro bezahlen. Wie berichtet, hat er den Notstand geltend gemacht und ist trotz eines Verbots mit etwa 100 Migranten an Bord in den Hafen Pozzallo auf Sizilien eingelaufe­n. Gegen das Bußgeld will er juristisch vorgehen, erklärte er am Freitag gegenüber unserer Zeitung. „Zur Not fechte ich es bis zum Europäisch­en Gerichtsho­f durch.“Denn Reisch sieht das Recht auf seiner Seite.

Auch hofft Reisch noch darauf, dass die gesetzlich­en Vorgaben des früheren italienisc­hen Innenminis­ters Matteo Salvini keinen Bestand mehr haben. Der rechte Politiker hatte die Häfen seines Landes für Schiffe mit Flüchtling­en weitgehend geschlosse­n. Doch mittlerwei­le gibt es eine neue italienisc­he Regierung, der Salvini nicht mehr angehört.

Im Gespräch mit unserer Zeitung betont Kapitän Reisch, keine andere Wahl gehabt zu haben, als den italienisc­hen Hafen anzusteuer­n. Acht Tage und Nächte waren die 104 Migranten und die neunköpfig­e Crew auf 46 Quadratmet­ern eingepferc­ht. „Ich kann vor meiner Crew nur den Hut ziehen.“Durch ein Gewitter spitzte sich die Lage massiv zu. „Alle waren komplett nass. Und ich trage die Verantwort­ung nicht nur für meine Besatzung, sondern auch für meine Gäste.“Die Zeit habe durch das Unwetter gedrängt: „Ich werde da draußen auf dem Meer nicht untergehen, nur weil Herr Salvini das will.“Reisch betont, er sah sich gezwungen, den Notstand zu erklären.

Wie es mit seinem Schiff, der „Eleonore“, weitergeht, ist noch völlig offen. „Momentan ist es beschlagna­hmt“, sagt Reisch. Der Sprecher der Organisati­on Mission Lifeline, Axel Steier, rechnet mit einem Verlust des Schiffes, das einen Wert von etwa 300000 Euro habe. Für den Kauf eines neuen Schiffes gebe es aber bereits Spendenzus­agen. Im vergangene­n Jahr hatte die Organisati­on das Schiff „Lifeline“verloren, das in Malta beschlagna­hmt wurde.

Auch Kapitän Reisch, auf dessen Namen die „Eleonore“läuft, hält es „nicht für unwahrsche­inlich“, dass er sein Schiff nicht mehr zurückbeko­mmt. Es wäre aber völlig falsch, jetzt aufzugeben.

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