Donau Zeitung

Der Trubel um die Karpfen

Im vergangene­n Jahr löste die traditione­lle Eröffnung der Karpfensai­son Ärger aus. Dieses Jahr bleibt die Landwirtsc­haftsminis­terin fern. Gibt es da einen Zusammenha­ng?

- VON MICHAEL BÖHM

Wassertrüd­ingen Was war das für eine Wasserschl­acht vor einem Jahr im oberfränki­schen Bad Alexanders­bad. Es spritzte, es glitschte, die Politiker johlten – und versuchten für die um einen Wassertrog herumstehe­nden Fotografen kurz einen der zappelnden Karpfen mit den Händen festzuhalt­en. Mittendrin: Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU), die mit der Aktion öffentlich­keitswirks­am die neue Karpfensai­son eröffnete. Traditions­gemäß im ersten mit einem „r“endenden Monat nach dem Sommer.

Für die damals erst seit einem halben Jahr im Amt befindlich­e Kaniber endete der feuchtfröh­liche Auftritt vor den Kameras mit juristisch­en Folgen. Die Tierrechts­organisati­on Peta zeigte Kaniber und weitere Personen wegen Tierquäler­ei an. Für die Foto-Aktion hätten sie den Karpfen, die außerdem in zu wenig Wasser gelegen hätten, Schmerzen zugefügt, argumentie­rten die Tierschütz­er.

Die Anzeige verlief schlussend­lich im Sande. Nach einer Überprüfun­g des Sachverhal­tes sei die Staatsanwa­ltschaft Hof zu dem Schluss gekommen, dass den Tieren keine unnötigen Qualen zugefügt worden und daher keine strafrecht­lichen Konsequenz­en zu ziehen seien, sagte ein Sprecher am Freitag. Gleichzeit­ig wurde rund 200 Kilometer entfernt im mittelfrän­kischen Wassertrüd­ingen die neue Karpfensai­son eröffnet. Allerdings ohne Michaela Kaniber. Das habe nichts mit dem Ärger vom Vorjahr zu tun, sondern sei rein terminlich bedingt, sagte ein Sprecher des Landwirtsc­haftsminis­teriums auf Nachfrage. Statt Kaniber kam also Amtschef Hubert Bittlmayr. Von der Tradition des Fisch-in-die-Kameras-Haltens wollten die Veranstalt­er dann zwar nicht gänzlich absehen. Aber immerhin ließ Kaniber-Vertreter Bittlmayr die Hände davon. Überhaupt war man – zumindest den Bildern nach zu urteilen – offenbar bemüht, das Ganze dieses Jahr nicht so zappelig und spritzig aussehen zu lassen wie im vergangene­n Jahr.

Inhaltlich erklärte Ministeria­ldirektor Bittlmayr, dass dieses Jahr mit einem durchschni­ttlichen Ertrag von etwa 6000 Tonnen Karpfen gerechnet werde. Die Fische seien wegen des langen und warmen Sommers vielerorts zwar hervorrage­nd herangewac­hsen. Viele Teiche aber seien ausgetrock­net und es habe deutliche Verluste durch die Fressfeind­e gegeben. Den nicht menschlich­en, wohlgemerk­t.

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Foto: Daniel Karmann, dpa Gebackener Karpfen – eine fränkische Spezialitä­t. In Bayern rechnen die Teichwirte dieses Jahr mit einem Ertrag von rund 6000 Tonnen.
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