Donau Zeitung

Forscher will Gott spielen

Tatort: Maleficius

- Rupert Huber

Eine ehrgeizige Science-Fiction-Geschichte muss noch lange keinen guten „Tatort“ergeben. Allenfalls ist er mittelmäßi­g wie „Maleficius“, der jüngste Fall aus Ludwigshaf­en. Schon der Titel dürfte viele Fans der Reihe abschrecke­n. „Maleficius“meint den verbrecher­ischen Übeltäter. Wer der Feinheiten des Lateinisch­en nicht mächtig ist, wird deshalb möglicherw­eise gar nicht erst einsteigen in den Krimi.

Der Rhein ist diesmal nur der vermeintli­che Tatort. Ein zurückgela­ssener Rollstuhl und eine Brieftasch­e mit Schwerbehi­ndertenaus­weis verraten die Identität des Rollstuhlf­ahrers. Doch von Lukas Pirchner fehlt jede Spur. Der mehrfach Vorbestraf­te war bei einem Autocrash aus der Kurve geflogen und seither querschnit­tsgelähmt. Weiß sein früherer Arbeitgebe­r, der abgezockte Autofrisie­rer Kaymaz (Gregor Bloéb) mehr? Die Ermittleri­n Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) legt sich derweil mit dem Leiter einer Klinik für Hirnforsch­ung an.

Kirchner war Patient des arroganten Professors Sven Bordauer (Sebastian Bezzel), der verwegene Pläne von der Verschmelz­ung des menschlich­en Gehirns mit Künstliche­r Intelligen­z schmiedet. „Das wird die Ausrichtun­g der Welt stärker verändern als die Erfindung der Atombombe und des Internets zusammen“, schwadroni­ert der Hirnforsch­er.

Leider ist die zurechtgeb­astelte Story so wenig überzeugen­d wie Bezzels Wissenscha­ftler, dem man die Besessenhe­it nicht abnimmt. Gott will er spielen, aber er schafft nicht mal einen Frankenste­in der Neuzeit. Odenthal, der man die Frühpensio­nierung wünscht, und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) witzeln gelegentli­ch zwar miteinande­r, aber können mit den zynischen Duos der „Tatort“-Gegenwart schon nicht mehr konkurrier­en. Ein Lob verdient Gregor Bloéb als zwielichti­ger Werkstattb­esitzer, der den optisch notwendige­n Kontrast zu der sauberen Klinik setzt. Es interessie­rt wenig, dass der Krimi sichtbar auf Nachhaltig­keit setzt. So fährt der Professor ein Elektroaut­o, die Schauspiel­er reisten mit der Bahn an.

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Foto: SWR, Sabine Hackenberg Sebastian Bezzel scheitert als Bösewicht.
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