Forscher will Gott spielen
Tatort: Maleficius
Eine ehrgeizige Science-Fiction-Geschichte muss noch lange keinen guten „Tatort“ergeben. Allenfalls ist er mittelmäßig wie „Maleficius“, der jüngste Fall aus Ludwigshafen. Schon der Titel dürfte viele Fans der Reihe abschrecken. „Maleficius“meint den verbrecherischen Übeltäter. Wer der Feinheiten des Lateinischen nicht mächtig ist, wird deshalb möglicherweise gar nicht erst einsteigen in den Krimi.
Der Rhein ist diesmal nur der vermeintliche Tatort. Ein zurückgelassener Rollstuhl und eine Brieftasche mit Schwerbehindertenausweis verraten die Identität des Rollstuhlfahrers. Doch von Lukas Pirchner fehlt jede Spur. Der mehrfach Vorbestrafte war bei einem Autocrash aus der Kurve geflogen und seither querschnittsgelähmt. Weiß sein früherer Arbeitgeber, der abgezockte Autofrisierer Kaymaz (Gregor Bloéb) mehr? Die Ermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) legt sich derweil mit dem Leiter einer Klinik für Hirnforschung an.
Kirchner war Patient des arroganten Professors Sven Bordauer (Sebastian Bezzel), der verwegene Pläne von der Verschmelzung des menschlichen Gehirns mit Künstlicher Intelligenz schmiedet. „Das wird die Ausrichtung der Welt stärker verändern als die Erfindung der Atombombe und des Internets zusammen“, schwadroniert der Hirnforscher.
Leider ist die zurechtgebastelte Story so wenig überzeugend wie Bezzels Wissenschaftler, dem man die Besessenheit nicht abnimmt. Gott will er spielen, aber er schafft nicht mal einen Frankenstein der Neuzeit. Odenthal, der man die Frühpensionierung wünscht, und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) witzeln gelegentlich zwar miteinander, aber können mit den zynischen Duos der „Tatort“-Gegenwart schon nicht mehr konkurrieren. Ein Lob verdient Gregor Bloéb als zwielichtiger Werkstattbesitzer, der den optisch notwendigen Kontrast zu der sauberen Klinik setzt. Es interessiert wenig, dass der Krimi sichtbar auf Nachhaltigkeit setzt. So fährt der Professor ein Elektroauto, die Schauspieler reisten mit der Bahn an.