Das Stadion wird jetzt vom Wald bespielt
In der Klagenfurter Wörthersee-Arena stehen 300 Bäume auf dem Feld. Das ruft auch Kritik hervor
Klagenfurt 53 Birken, 30 Zitterpappeln, 27 Stieleichen, 27 Lärchen, 26 Waldföhren und noch weitere 136 Bäume machen aus dem Wörthersee-Stadion im österreichischen Klagenfurt ein Umwelt-Mahnmal, das aktueller kaum sein könnte. „Der Zeitpunkt ist mir ein bisschen unheimlich. Es kommt so was von punktgenau“, sagte bei der Vorstellung der Installation „For Forest“der Schweizer Projektinitiator Klaus Littmann angesichts von Klimawandel, Brandrodungen und Waldsterben. Die Kunstinstallation stellt auf spektakuläre Weise eine zentrale Frage: Ist der Wald bald nur noch als Schauobjekt wie in einem Museum zu bewundern?
Das seit sechs Jahren geplante Projekt im Wörthersee-Stadion lehnt sich an die Bleistiftzeichnung „Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“des österreichischen Malers Max Peintner an. Sie zeigt ein Stadion voller Zuschauer, die einen Wald betrachten. Das aus Anlass der Fußball-Europameisterschaft 2008 in Klagenfurt errichtete Stadion mit Platz für 30 000 Zuschauer sei als Standort ein Glücksfall, sagt Projektmanager Littmann. Der Kontrast zwischen dem Glas, Stahl und Beton der Arena und dem Wald sei besonders deutlich. Zu sehen ist der Stadionwald vom 8. September bis zum 27. Oktober, gratis von 10 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Zweitligist Austria Klagenfurt muss wegen der Kunst auf das benachbarte Karawankenblick-Stadion ausweichen.
Verwirklicht hat das Projekt der Schweizer Landschaftsarchitekt Enzo Enea. „Es war mir sehr wichtig, dass das Projekt nachhaltig ist“, sagte der 55-Jährige. Die etwa 50-jährigen Bäume mit einer Höhe von rund 15 Metern stammten aus Baumschulen und seien an neue Standorte gewöhnt. Nach der temporären Installation soll der Wald an einen öffentlichen Ort in der Nähe des Stadions verpflanzt werden und als lebendige, sich weiter verändernde „Waldskulptur“erhalten bleiben. Bei „For Forest“wurden auch 7000 Kubikmeter Hackschnitzel ausgebracht, 4500 Quadratmeter Rollrasen wurden verlegt und zehn Kilometer lange Wasserleitungen sollen dafür sorgen, dass es den Bäumen gut geht. Enea hat vor Jahren schon einmal die Vision Peintners umgesetzt – mit seinem 2010 eröffneten Baummuseum in einem 75 000 Quadratmeter großen Park in Rapperswil am Zürichsee.
Gegen das Projekt in Klagenfurt gab es auch Widerstand. Die rechte FPÖ setzte sich mit Protestschreiben an die Spitze der Kunst-Oppositionellen und sieht einen „Stadionmissbrauch“– das Stadion war immerhin ein Lieblingsprojekt des einstigen FPÖ-Chefs Jörg Haider. Auch die Ökobilanz des Projekts sei fragwürdig angesichts des langen Transports der Bäume nach Klagenfurt.