Mein Kind isst gar nichts
Heute ist wieder so ein Tag, an dem Ihr Kind von Luft und Liebe lebt. Morgens zwei Löffel Müsli, die Brotzeitdose kommt voll zurück. Mittags stellen Sie Belohnungen für jeden absolvierten Löffel in Aussicht. Und wenn Sie sich das Abendessen schmecken lassen, will Ihr Kind lieber spielen. Kann ich getrost warten, bis mein Kind wieder mehr Hunger hat?
Eine Gabel stochert im vollen Teller, im Mund landet wenig. Quälende Gedanken: „Der muss doch mal essen.“Stattdessen Standardantwort: „Ich bin doch satt.“Auch wenn es mir nicht leichtfällt, bleibt mir nur: akzeptieren und eine Bananenmilch in der Hinterhand haben. Der mindestens kleine Hunger an diesem Abend wird kommen. Und der große Hunger am nächsten Tag zeigt mir: Er holt sich, was er braucht, wenn er es will. Michael, Banker, ein Sohn (11)
Es fing schon mit den ersten Löffeln an: Egal, ob selbst gekocht oder aus dem Gläschen – meine Tochter aß drei Löffel und war satt. Wo andere Mütter von ganzen Gläsern berichteten, die verdrückt werden, reichte bei uns die Menge eines Gläschens locker für vier Mahlzeiten. Bei der Zweiten wird sicher alles besser... Dachte ich. Sie isst noch weniger. Aber da beide Obst lieben und auch Rohkost essen, mache ich mir inzwischen keine Gedanken mehr und koche einfach oft, was ihnen schmeckt:Im Freibad oder Restaurant freue ich mich darüber, wie billig wir mit unseren Kindern doch wegkommen. Eine Portion für zwei Kinder und selbst da bleibt noch genug übrig... Gabi, Grafikerin, zwei Töchter (2 und 5)
Mein Kind isst sozusagen von Geburt an wie ein Spatz. Ich habe gelernt, dass es das Beste ist, wenn du das Essen bei so einem superdünnen Kind gar nicht thematisierst. Natürlich machst du dir Gedanken, schaust, was liegt noch auf dem Teller und bist auch zu mehr Zugeständnissen bereit. Die Konsequenz, die manche Eltern haben, deren Kinder gut essen, die kannst du nicht anwenden. Ich kann nicht auch noch darauf achten, dass sie nur Gesundes isst. Mein Sohn isst morgens ein Honigbrot, meine Tochter bekommt ein Nutellabrot und auch gerne ein zweites. Und wenn sie nach dem Mittagessen fragt, ob sie noch ein Nutellabrot haben könne, dann bekommt sie das auch. Und natürlich versuche ich, so zu kochen, dass immer etwas dabei ist, was sie wirklich gerne isst. Wichtig ist für mich vor allem: Dass meine Tochter in der Wachstums-Gewichtskurve auf ihrer Linie bleibt. Solange ist alles gut. Julia, Lehrerin, eine Tochter (10) und ein Sohn (14)
Auch Ihnen brennt eine Erziehungsfrage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie uns an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von den Redakteurinnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, Autorinnen des Buches „Supermütter“(erhältlich bei den Service-Partnern unserer Zeitung).