Donau Zeitung

Männerbund in der FDP bröckelt

Dissens zwischen Lindner und Kubicki?

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Es geschieht am Tiefpunkt der FDP-Geschichte. Herbst 2013, die Liberalen sind gerade aus dem Bundestag geflogen. Christian Lindner und Wolfgang Kubicki treffen sich noch am Wahlabend in der Bar eines Berliner Hotels zu einem, oder vermutlich mehreren Gläsern Wein – und schließen einen Pakt unter Männern. Gemeinsam wollen sie die am Boden zerstörte FDP zurück ins Parlament führen. Obwohl der smarte Unternehme­nsberater-Typ Lindner und der machohafte Klare-Kante-Kubicki im wahren Leben wohl kaum Freunde geworden wären, hält das Duo fortan zusammen. Doch nach den ernüchtern­den FDP-Wahlergebn­issen seit der Jamaika-Verweigeru­ng scheint das Bündnis der beiden Mega-Egos zu bröckeln. Inzwischen tragen sie ihre langsame Entfremdun­g auch öffentlich aus.

Schon direkt nach den Landtagswa­hlen im Osten vor gut einer Woche stellt Kubicki die provokante Frage, wie es sein kann, dass die Liberalen plötzlich so viele ältere Wähler verlieren. Ein Angriff auf den hippen, modernen Herrn Lindner? Zumindest wird seither gemunkelt, dass der Parteichef und sein Vize nicht mehr ganz auf derselben Wellenläng­e funken. Dann legt Kubicki noch einmal nach. „Der sehr juvenile Auftritt der Freien Demokraten hat die über 60-Jährigen verstört. Die Kampagnen, die wir fahren, sind sehr bunt, sehr knallig“, sagt er dem Sender RTL. „Wir reden von einem neuen Deutschlan­d, von der digitalen Zukunft und gebrauchen sehr viele Anglizisme­n“fügt der 67-Jährige hinzu und kündigt an, sich künftig verstärkt selbst um die Außendarst­ellung der Partei zu kümmern.

Es dauert nicht lange, bis Lindner antwortet. Natürlich via Twitter, wie es sich im digitalen Zeitalter gehört. „Anders als Wolfgang Kubicki glaube ich nicht, dass bunte Farben Wähler von der FDP abhalten, sondern Inhalte. Bei Klima und Migration werden wir nicht als Alternativ­e zu CDU, SPD und Grünen wahrgenomm­en – ändern wir das“, schreibt der 40-Jährige und fügt hinzu: „Gut ist, wenn Wolfgang wieder stärker mitmacht.“Soll schließlic­h keiner auf die Idee kommen, es gäbe einen Dissens zwischen den FDP-Bossen. Wie auch immer: Die Zeiten, in denen sich beide öffentlich jedes kritische Wort über den anderen verkniffen hatten, sind vorbei.

Im Gespräch mit unserer Redaktion bemüht sich am Sonntag zwar auch Kubicki darum, die Sache nicht weiter anzuheizen. „Zwischen den Äußerungen von Christian Lindner und mir gibt es keinen Widerspruc­h. Klar ist, dass wir bei den vergangene­n Wahlen die Wählergrup­pe ab 60 Jahren zu wenig für uns gewinnen konnten. Wir müssen uns fragen, warum das so ist“, sagt Kubicki. Schließlic­h sei das bei der Bundestags­wahl noch nicht der Fall gewesen. Dass es durchaus unterschie­dliche Ansichten darüber gibt, wie die enttäusche­nden Wahlergebn­isse – sowohl in Brandenbur­g, als auch in Sachsen schaffte es die FDP nicht in den Landtag – zu erklären sind, verhehlt der Parteivize aber nicht: „Dass es für dieses Phänomen keine monokausal­e Erklärung gibt, versteht sich von selbst.“

Prognose: Fortsetzun­g folgt.

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Foto: dpa FDP-Chef Christian Lindner (lins) und sein Vize Wolfgang Kubicki.

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