Kleine Sünden, kleine Biester

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, heißt es ja so schön und ganz von der Hand zu weisen lässt sich das nicht. Regelmäßig schlägt der Ball beim Tischkicker genau in dem Moment im eigenen Tor ein, in dem man den Gegner gerade – womöglich etwas zu großspurig – über das eigene Können aufgeklärt hat. Immer wieder bleibt genau dann ein Happen quer im Hals stecken, wenn man sich am Esstisch gerade einen gemeinen – natürlich liebevoll gemeinten – Spruch in Richtung Ehefrau nicht verkneifen konnte.

Und neulich, auf dem Weg zur Arbeit, überholte den radelnden Autor dieser Zeilen eine Frau auf einem Elektro-Tretroller. Erst verwundert über die eigene Langsamkeit, bewies wenige Meter später eine Geschwindigkeitsanzeige am Straßenrand das Gegenteil: Nicht der Radler war zu langsam, sondern der Roller zu schnell!

Mit 31 Sachen brauste die Frau vorbei – eine Frechheit, zumal die Dinger doch eigentlich nur 20 fahren dürfen. Ob der Sünderin eine schnelle Bestrafung zuteil wurde, ist nicht bekannt. Wohl aber, dass die überraschende Niederlage gegen dieses verstromte Kinderspielzeug beim Radler selbst Spuren hinterließ.

Am Abend also, auf dem Weg nach Hause, tauchen drei Bauarbeiter am Horizont auf: mit Tretrollern. Ohne Elektromotor. Aufgrund der verwandschaftlichen Beziehung zu ihren Elektro-Geschwistern werden sie in Sippenhaft genommen und augenblicklich zu Gegnern auserkoren. Möge der Schnellere gewinnen! Ein paar Mal kräftig in die Pedale treten, das Tempo-30-Schild geflissentlich ignorieren und lässig an den Rollern vorbeiziehen. Noch schnell über eine dunkelorange Ampel hetzen und dann siegesgewiss ausrollen lassen. Ha!

Ein zufriedenes Gewinnergrinsen macht sich auf dem Gesicht breit – in das urplötzlich eine handvoll Mücken rauscht. Oder besser: ein Mund voll. Husten, spucken, bäh! Anhalten und fluchen. Nach einer kurzen Radel-Pause sind Mund, Nase und Augen wieder von den kleinen Biestern befreit. Wenigstens hat das Tretroller-Trio in der Zwischenzeit nicht überholt.

Dennoch: Irgendwas muss dran sein an der Redewendung mit den kleinen Sünden...