Finsteres München
Bei Licht betrachtet, ist nicht jede Leuchtreklame eine Augenweide. Rotlicht zum Beispiel kann zwar auf einsame Männer eine anziehende Wirkung ausüben, ist aber in der Nachbarschaft in aller Regel nicht gerne gesehen. Bei Tankstellen oder Schnellimbissketten ist es nicht viel anders. Sie bieten Autofahrern oder Heißhungrigen Orientierung in der Nacht, stören aber jeden, dem sie ins Schlafzimmer leuchten. Und seit der Debatte über das Bienen-Volksbegehren in Bayern wissen wir, dass „Lichtverschmutzung“für Insekten den Tod bedeuten kann.
Am Stachus in München freilich gehört Licht seit Erfindung der Elektrizität zum Programm und die Osram-Werbung „Hell wie der lichte Tag“war seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts fast so etwas wie ein Markenzeichen des Platzes. Ausgerechnet dieser Leuchtreklame wurde jetzt der Strom abgedreht. Genauer: Sie wurde abgebaut. Osram wollte nach Angaben einer Unternehmenssprecherin aus wirtschaftlichen und technischen Gründen die Leuchtmittel auf LED umstellen. Dazu hätte die Anlage abgebaut und neu installiert werden müssen. Das aber wollte die Stadt nicht. Begründung: Eine neue Anlage sei „aufgrund der verunstaltenden Wirkung nicht genehmigungsfähig“.
Welch finstere Gesellen da in der Stadtverwaltung am Werk waren, sei dahingestellt. Und so etwas wie Denkmalschutz für historische Lichtreklamen gibt es offenbar nicht. Eines aber steht ohne jeden Zweifel fest: München leuchtet nicht mehr ganz so hell wie einst.