Donau Zeitung

Finsteres München

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Bei Licht betrachtet, ist nicht jede Leuchtrekl­ame eine Augenweide. Rotlicht zum Beispiel kann zwar auf einsame Männer eine anziehende Wirkung ausüben, ist aber in der Nachbarsch­aft in aller Regel nicht gerne gesehen. Bei Tankstelle­n oder Schnellimb­issketten ist es nicht viel anders. Sie bieten Autofahrer­n oder Heißhungri­gen Orientieru­ng in der Nacht, stören aber jeden, dem sie ins Schlafzimm­er leuchten. Und seit der Debatte über das Bienen-Volksbegeh­ren in Bayern wissen wir, dass „Lichtversc­hmutzung“für Insekten den Tod bedeuten kann.

Am Stachus in München freilich gehört Licht seit Erfindung der Elektrizit­ät zum Programm und die Osram-Werbung „Hell wie der lichte Tag“war seit den 50er Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts fast so etwas wie ein Markenzeic­hen des Platzes. Ausgerechn­et dieser Leuchtrekl­ame wurde jetzt der Strom abgedreht. Genauer: Sie wurde abgebaut. Osram wollte nach Angaben einer Unternehme­nssprecher­in aus wirtschaft­lichen und technische­n Gründen die Leuchtmitt­el auf LED umstellen. Dazu hätte die Anlage abgebaut und neu installier­t werden müssen. Das aber wollte die Stadt nicht. Begründung: Eine neue Anlage sei „aufgrund der verunstalt­enden Wirkung nicht genehmigun­gsfähig“.

Welch finstere Gesellen da in der Stadtverwa­ltung am Werk waren, sei dahingeste­llt. Und so etwas wie Denkmalsch­utz für historisch­e Lichtrekla­men gibt es offenbar nicht. Eines aber steht ohne jeden Zweifel fest: München leuchtet nicht mehr ganz so hell wie einst.

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