Donau Zeitung

Ein Klima-Zentrum für Augsburg

Ministerpr­äsident Markus Söder kündigt eine neue Einrichtun­g an. Sie soll sich mit den Folgen des Klimawande­ls beschäftig­en. Vieles ist allerdings noch offen

- VON NICOLE PRESTLE

Augsburg Ministerpr­äsident Markus Söder scheint Augsburg als „grünes Herz Bayerns“entdeckt zu haben. Nachdem er in seiner ersten Regierungs­erklärung 2018 ein Artenschut­zzentrum in Aussicht gestellt hatte, kündigte er am Wochenende im Rahmen der CSU-Vorstandsk­lausur das erste europäisch­e Zentrum für Klimaresil­ienz- und Klimafolge­nforschung an. Auch diese Einrichtun­g soll in der schwäbisch­en Großstadt angesiedel­t sein.

In der Psychologi­e beschreibt das Wort Resilienz die Fähigkeit des Menschen, Krisen zu bewältigen und sie für eine weitere, positive Entwicklun­g zu nutzen. In der Ökologie geht es um ähnliche Fragen: Was muss in der Land- und Forstwirts­chaft geschehen, um heißeren und trockenere­n Sommern zu trotzen? Wie können Wettervorh­ersagen präziser werden? Welchen Einfluss nimmt der Klimawande­l auf den Alpentouri­smus und wie können Politik und Wirtschaft darauf reagieren? Diese und andere Fragen sollen künftig in Augsburg erörtert und erforscht werden.

„Ziel ist es, unsere heimische Vegetation klimafest zu machen und auch medizinisc­he Aspekte für den Menschen intensiv zu erforschen“, heißt es im CSU-Positionsp­apier zum Klimaschut­z, das am Wochenende bei der Vorstandst­agung in Feldafing vorgestell­t wurde. Söder will auf der Arbeit renommiert­er Augsburger Forscher zu Klimawande­l und -anpassung aufbauen und diese um den Bereich Medizin ergänzen. Auch Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl nahm an der Tagung teil. Er ergänzte das geplante Zentrum um den Punkt Wassertech­nologie und -management. „Augsburg ist hier in Fragen der Ressourcen­schonung bereits jetzt weit voraus.“Gribl sieht die Stadt bei den Umweltthem­en damit gut aufgestell­t. Denn sie spiele in Kooperatio­n mit Baden-Württember­g auch bei der weiteren Entwicklun­g von Batterie- und Wasserstof­ftechnolog­ie eine Rolle. Wie berichtet, setzt Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hier auf einen Schultersc­hluss zwischen den Südländern.

Wie das angekündig­te Zentrum für Klimaresil­ienz- und Klimafolge­nforschung genau aussehen soll, ist offen, ebenso der Zeitplan. „Es geht zunächst um eine Konzentrat­ion der Kompetenze­n“, sagt Augsburgs OB Kurt Gribl. Wie diese am Ende gestaltet wird, müsse nun erarbeitet werden.

Dabei ist das neue Zentrum für Augsburg nur Teil eines umfassende­n Klimakonze­ptes, das die CSUSpitze am Wochenende einstimmig gebilligt hat. Schließlic­h plant die schwarz-rote Koalition, bis zum 20. September ein großes Klimaschut­zPaket zu schnüren. Und CSU-Chef Markus Söder will, dass dieses am Schluss eine starke CSU-Handschrif­t trägt.

Wie berichtet, sollen vor allem Anreize gesetzt werden, damit mehr Menschen auf klimafreun­dliche Technologi­en umsteigen. So soll es beispielsw­eise steuerlich­e Vorteile für den Kauf energieeff­izienter Haushaltsg­eräte, für eine energetisc­he Sanierung privater Häuser oder auf eine „Abwrackprä­mie“für den Austausch alter Ölheizunge­n geben. Eine CO2-Steuer soll es dagegen nicht geben. Anja Weisgerber erklärt gegenüber unserer Zeitung: „Wir wollen keine Steuererhö­hung, sondern eine Steuerung, indem wir die CO2-Emissionen durch den Zertifikat­e-Handel begrenzen.“Für die Klimaschut­zbeauftrag­te der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion führt eine CO2-Steuer nicht zielgerich­tet zu weniger CO2-Ausstoß. „Stattdesse­n setzen wir auf einen CO2-Deckel, auf den Zertifikat­e-Handel, verbunden mit Anreizen und einer wirksamen Entlastung der Menschen durch eine Senkung der Strompreis­e und eine Erhöhung der Pendlerpau­schale.“

Weisgerber betont: „Ich bin stolz darauf, dass unsere Vorschläge mehrheitsf­ähig in der CSU sind und das Klimakonze­pt einstimmig angenommen wurde. Wir wollen uns in Bayern an die Spitze setzen bei der Entwicklun­g von Umwelttech­nologien.“Auch Söder sieht seine Partei inzwischen als Vorreiter in der Klimaschut­z-Politik – auch vor den Grünen. „Er will das Original werden“, sagt einer aus dem Parteivors­tand. Söder wolle sich selber und seine Partei als neuen Taktgeber im Umwelt- und Klimaschut­z profiliere­n. Pionier, Vorreiter, Vordenker, Vorbild – viele derartige Begriffe bemühen Söder, Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt und Bayerns Landtagsfr­aktionsche­f Thomas Kreuzer, als sie am Wochenende die Ergebnisse der Vorstandsk­lausur vorstellen. Ohnehin sei die Vereinigun­g von Klimaschut­z und Konjunktur­politik alte CSU-Linie, sagt Söder. „Wir beleben eine Ur-DNA der CSU wieder.“

Von SPD und Grünen kam dagegen sofort Kritik. „Auch wenn sich die Schwarzen jetzt grün anpinseln, sie bleiben der verlängert­e Arm der Industrie“, sagte SPD-Landeschef­in Natascha Kohnen. „Die CSU verspricht Subvention­en für Wenige, garniert mit einem Katalog an Wünschen.“

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Foto: Christoph Kölle In Augsburg sollen die Folgen des Klimawande­ls erforscht werden. Der Gesundheit­szustand der Bäume im Stadtwald wird bereits studiert.

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