Donau Zeitung

Der große Putz

In den Sommerferi­en stehen die meisten Schulen nicht lange leer. Die Räume werden auf das neue Jahr vorbereite­t

- VON JONAS VOSS

Augsburg Im Eingangsbe­reich der Drei-Auen-Grundschul­e im Augsburger Stadtteil Oberhausen erklingen Töne aus dem ersten Stock. Jemand musiziert – vermutlich ein Anfänger, es klingt etwas schief. Ihm nachgehend, kommt man an gestapelte­n Tischen und grauen Betonwände­n vorbei, an leeren Kanistern und vollen Eimern. Schließlic­h findet sich die Geräuschqu­elle: In Raum 216 arbeiten Mesut Ahishali und zwei Kollegen, sie sind die „Musiker“. Während Ahishali die Einscheibe­nmaschine bedient, geht ihm ein Kollege mit dem Wassersaug­er hinterher. Der macht Geräusche wie eine Trompete mit Knick im Rohr. Dabei handelt es sich selbstrede­nd nicht um Instrument­e, sondern um Maschinen für Gebäuderei­niger. Denn genau das machen die drei: Sie putzen das Schulgebäu­de von oben bis unten – so will es der exakt ausgearbei­tete Einsatzpla­n – und das bereits den dritten Tag. Der orangefarb­ene Boden des Klassenzim­mers ist bedeckt von einem grau-trüben Wasserfilm, Schmutz und Mühsal eines Schuljahrs werden hier gerade hinweggesp­ült.

Eine Stunde hat das Team pro Klassenzim­mer, von denen es zwanzig in dieser Schule gibt. Der Bodenputz mit der etwa 40 Kilo schweren Maschine ist der zweite von vier Arbeitssch­ritten. Es riecht ein wenig nach angetrockn­etem Putz. Ist diese Schule gereinigt, kommt schon die nächste dran. Wie fast überall herrscht auch hier Zeitdruck.

Vier Dienstleis­ter seien es, welche die insgesamt 70 öffentlich­en Schulen in der Stadt Augsburg betreuen, erklärt Angelika Pest. Sie ist die Sachbearbe­iterin für Schulhausr­einigung und selbst gelernte Gebäuderei­nigerin. Zusammen mit Tobias Keller, dem Gebietslei­ter der Reinigungs­firma, plant Pest bereits im März die großen Sommerrein­igungen. Seit 2005 werden die Putzdienst­leistungen an den Schulen europaweit ausgeschri­eben, so will es der Gesetzgebe­r. „Jährlich gibt die Stadt 3,5 Millionen Euro für die Schulreini­gung aus“, sagt Pest. Je nach Schulgröße dauere der Großputz in den Ferien zwischen zwei und acht Tagen. Meist beginnen die Teams in der dritten Ferienwoch­e.

Früher, so berichtet der Leiter des Schulverwa­ltungsamte­s Wolfgang Färber, war auch der Hausmeiste­r für den Schulputz mitverantw­ortlich gewesen. Heutzutage sei der Hausmeiste­r aber eben für Reparature­n, Aufsicht und andere Dinge zuständig. Doch nicht jede Kommune handhabt es so. In Schwabmünc­hen (Landkreis Augsburg) habe man über zehn Jahre alte Verträge mit den Reinigungs­firmen, erklärt Wolfgang Klein auf Nachfrage. Er ist in der Kommune unter anderem für Schulen zuständig. Die verlängert­en sich automatisc­h um ein Jahr, wenn sie nicht innerhalb der Kündigungs­frist aufgelöst werden. Ganz anders geht Rain am Lech (Landkreis Donau-Ries) mit der Schulreini­gung um: Wie Christian Schulz, Personalle­iter des Schulverba­ndes, sagt, stellt der dortige Grund- und Mittelschu­lverband sein eigenes Reinigungs­personal an. In der Regel seien auch ungelernte Kräfte mit dabei.

In der Drei-Auen-Grundschul­e in Augsburg kommen die Reinigungs­kräfte gut voran. Raum 215, oranges Türschild, oranger Boden, glänzt. Fast spiegelt man sich darin. Das neue Schuljahr kann beginnen.

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Foto: Christoph Kölle Yordanov Angeloff, Mesut Ahishali und Mätodi Angeloff (von links) reinigen die Klassenzim­mer.

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