Der große Putz
In den Sommerferien stehen die meisten Schulen nicht lange leer. Die Räume werden auf das neue Jahr vorbereitet
Augsburg Im Eingangsbereich der Drei-Auen-Grundschule im Augsburger Stadtteil Oberhausen erklingen Töne aus dem ersten Stock. Jemand musiziert – vermutlich ein Anfänger, es klingt etwas schief. Ihm nachgehend, kommt man an gestapelten Tischen und grauen Betonwänden vorbei, an leeren Kanistern und vollen Eimern. Schließlich findet sich die Geräuschquelle: In Raum 216 arbeiten Mesut Ahishali und zwei Kollegen, sie sind die „Musiker“. Während Ahishali die Einscheibenmaschine bedient, geht ihm ein Kollege mit dem Wassersauger hinterher. Der macht Geräusche wie eine Trompete mit Knick im Rohr. Dabei handelt es sich selbstredend nicht um Instrumente, sondern um Maschinen für Gebäudereiniger. Denn genau das machen die drei: Sie putzen das Schulgebäude von oben bis unten – so will es der exakt ausgearbeitete Einsatzplan – und das bereits den dritten Tag. Der orangefarbene Boden des Klassenzimmers ist bedeckt von einem grau-trüben Wasserfilm, Schmutz und Mühsal eines Schuljahrs werden hier gerade hinweggespült.
Eine Stunde hat das Team pro Klassenzimmer, von denen es zwanzig in dieser Schule gibt. Der Bodenputz mit der etwa 40 Kilo schweren Maschine ist der zweite von vier Arbeitsschritten. Es riecht ein wenig nach angetrocknetem Putz. Ist diese Schule gereinigt, kommt schon die nächste dran. Wie fast überall herrscht auch hier Zeitdruck.
Vier Dienstleister seien es, welche die insgesamt 70 öffentlichen Schulen in der Stadt Augsburg betreuen, erklärt Angelika Pest. Sie ist die Sachbearbeiterin für Schulhausreinigung und selbst gelernte Gebäudereinigerin. Zusammen mit Tobias Keller, dem Gebietsleiter der Reinigungsfirma, plant Pest bereits im März die großen Sommerreinigungen. Seit 2005 werden die Putzdienstleistungen an den Schulen europaweit ausgeschrieben, so will es der Gesetzgeber. „Jährlich gibt die Stadt 3,5 Millionen Euro für die Schulreinigung aus“, sagt Pest. Je nach Schulgröße dauere der Großputz in den Ferien zwischen zwei und acht Tagen. Meist beginnen die Teams in der dritten Ferienwoche.
Früher, so berichtet der Leiter des Schulverwaltungsamtes Wolfgang Färber, war auch der Hausmeister für den Schulputz mitverantwortlich gewesen. Heutzutage sei der Hausmeister aber eben für Reparaturen, Aufsicht und andere Dinge zuständig. Doch nicht jede Kommune handhabt es so. In Schwabmünchen (Landkreis Augsburg) habe man über zehn Jahre alte Verträge mit den Reinigungsfirmen, erklärt Wolfgang Klein auf Nachfrage. Er ist in der Kommune unter anderem für Schulen zuständig. Die verlängerten sich automatisch um ein Jahr, wenn sie nicht innerhalb der Kündigungsfrist aufgelöst werden. Ganz anders geht Rain am Lech (Landkreis Donau-Ries) mit der Schulreinigung um: Wie Christian Schulz, Personalleiter des Schulverbandes, sagt, stellt der dortige Grund- und Mittelschulverband sein eigenes Reinigungspersonal an. In der Regel seien auch ungelernte Kräfte mit dabei.
In der Drei-Auen-Grundschule in Augsburg kommen die Reinigungskräfte gut voran. Raum 215, oranges Türschild, oranger Boden, glänzt. Fast spiegelt man sich darin. Das neue Schuljahr kann beginnen.