Donau Zeitung

Zuckerfabr­ik Die neue Kampagne birgt Herausford­erungen

Heute beginnt bei Südzucker in Rain die neue Kampagne. Die liefernden Landwirte haben mit schlechter­en Preisen und Schädlinge­n zu kämpfen. Erstmals wird Bio-Zucker hergestell­t

- VON BARBARA WILD

Landkreis/Rain Noch sind die sieben gigantisch­en Silos im Rainer Werk von Südzucker leer. Doch das wird sich nun wieder ändern. Ab dem heutigen Montag läuft die Produktion von Zucker wieder an – oder, wie die Kenner sagen: Die Kampagne beginnt. In den kommenden 125 Tagen werden rund um die Uhr Rübenlaste­r an die Rampen des Rainer Werkes fahren und ihre Ernte abliefern. Ende Januar sollen die Silos dann wieder voll sein.

Die Kampagne 2020 beginnt zudem mit einer Premiere. Erstmals wird auch aus biologisch angebauten Rüben Zucker hergestell­t, beim Anbau werden keine Herbizide verwendet. Der Verbrauche­r wird später für ein Kilo Biozucker zwischen drei und vier Euro bezahlen, beim konvention­ell hergestell­ten zahlt er hingegen im Angebot 80 Cent. „Es wird nach einem Bio-Produkt verlangt, die Bürger wollen einfach die ökologisch einwandfre­ie Variante haben“, erklärt Benjamin Kirchberge­r, Rohstoff-Leiter Zucker/Rüben im Rainer Werk.

Auch für die Landwirte lohnt sich Bio. Sie erhalten 110 Euro pro Tonne Rüben. Der Ertrag ist allerdings geringer, als beim konvention­ellen Rübenbauer, der aktuell 30 Euro je Tonne erhält. „Der Zuckerprei­s steht unter dem Druck des Weltmarkte­s. Da bleibt am Ende weniger für die Bauern“, erklärt Werkleiter Wolfgang Vogl. Denn seit Oktober 2017 ist die Marktordnu­ng ausgelaufe­n, die auf dem europäisch­en Zuckermark­t für Preisstabi­lität von 450 Euro pro Tonne gesorgt hat. Jetzt konkurrier­t man mit Rohrzucker aus Indien, der dort massiv subvention­iert wird. „Es gibt einfach zu viel Zucker auf der Welt“, sagt Vogl.

Dabei ist gerade der Zucker aus der Rübe ein sehr regionales Produkt. 2500 Landwirte vom Ries bis nach Dachau, von Ingolstadt bis Augsburg liefern ihre Zuckerrübe­n nach Rain. Zwischen Montagfrüh um 6 Uhr und Samstag um 22 Uhr fahren sie ihre Ernte mit 20 bis 25 Lastern pro Stunde ins Werk.

Doch die Stimmung unter den Landwirten ist derzeit nicht so gut. Ein Verbot der Samenbeize, um die Bienen zu schützen, lässt Ungeziefer wie den Erdfloh und Läuse zum Problem werden. Schädlinge wie die Rübenmotte fressen sich in die Frucht. „Es ist das erste Jahr, dass wir die Motte bei uns so extrem gesehen haben“, berichtet Benjamin Kirchberge­r.

Noch mehr Sorgen aber macht ein Pilz namens Cercospora, der dank Klimaerwär­mung prächtig gedeiht. Diese rübenspezi­fische Krankheit lässt die Blätter der Rübe absterben und saugt ihr Energie ab. Die Folge: weniger Zuckergeha­lt in der Rübe, weniger Verdienst für die Landwirte. „Wir wollen und können nicht mit Pflanzensc­hutzmittel reagieren“, sagt Kirchberge­r. Ziel sei es, robustere Sorten zu züchten, doch das braucht Zeit.

Ein weiteres Problem ist immer mehr Unkraut auf den Feldern. Früher habe der Vollzeitla­ndwirt dieses per Hand entfernt. Wo die Zeit aber knapp ist, fehlt die Bereitscha­ft selbst zu zupfen. Technische Lösungen stecken laut Kirchberge­r in den Kinderschu­hen. Kirchberge­r: „Einigen Landwirten ist das auch einfach zu viel Arbeit und stellen dann auf andere Kulturen um.“

Unter diesem Gesamtszen­ario rechnet Werkleiter Wolfgang Vogl wie auch schon 2019 mit einem durchschni­ttlichen Produktion­sertrag. Bekannterm­aßen hat die Südzucker-Zentrale in Mannheim ja angesichts der fallenden Preise und Gewinne Konsequenz­en gezogen und legt zwei Zuckerwerk­e in Deutschlan­d und drei im Ausland nach dieser Kampagne still (wir berichtete­n).

Die 256 Mitarbeite­r in Rain aber müssen sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen. Im Gegenteil: In Rain wurde die Produktion von Zuckerpack­ungen konzentrie­rt und ab 2021 ist das Werk das einzige in Deutschlan­d, das Bio-Zucker herstellen wird. Also werden auch in Zukunft zwischen September und Januar die Rübenlaste­r auf der B16 ihre Fahrten absolviere­n.

 ??  ??
 ?? Foto: Simon Bauer ?? Noch rauchen die Schlote über Südzucker nicht, doch ab dem heutigen Montag wird die Anlage hochgefahr­en, die Kampagne beginnt. Dann kommen auch die ersten Laster mit Bio-Zuckerrübe­n in das Werk. Es ist das erste Mal, dass hier Bio-Zucker produziert wird.
Foto: Simon Bauer Noch rauchen die Schlote über Südzucker nicht, doch ab dem heutigen Montag wird die Anlage hochgefahr­en, die Kampagne beginnt. Dann kommen auch die ersten Laster mit Bio-Zuckerrübe­n in das Werk. Es ist das erste Mal, dass hier Bio-Zucker produziert wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany