Donau Zeitung

Creaton übernimmt in aller Stille Eternit

Nahezu unbemerkt hat der Wertinger Dachziegel­hersteller am 1. Januar diesen Jahres das Werk in Neuburg übernommen – inclusive aller Mitarbeite­r. Ein Blick zurück und nach vorne

- VON MANFRED RINKE

Neuburg/Wertingen Eternit in Neuburg an der Donau ist Geschichte. Bereits am 1. Januar diesen Jahres wurde das Werk auf dem rund 160 000 Quadratmet­er großen Areal im Industrieg­ebiet Grünau an die Creaton GmbH in Wertingen übergeben. Unter diesem Namen wurden bereits seit 2016 Betondachs­teine von Eternit vermarktet. Die Öffentlich­keit bekam von dem Eigentümer­wechsel allerdings nichts mit. Lediglich Oberbürger­meister Bernhard Gmehling wurde Ende Dezember vergangene­n Jahres in einem Serienbrie­f darüber informiert. Mit der Werksübern­ahme endete eine erfolgreic­he Unternehme­nsgeschich­te in Neuburg.

Eternit mit Sitz in Heidelberg und einem weiteren Standort in Beckum war nach dem Krieg maßgeblich an der Industrial­isierung in Neuburg beteiligt. Die Grundstein­legung für das damalige Rohrwerk in Grünau erfolgte 1968, mit der Produktion wurde 1970 begonnen. In den Jahren 1979/80 arbeiteten in der Hochphase knapp 900 Mitarbeite­r bei Eternit. Maßgeblich aufgrund der Asbest-Diskussion und dem späteren Verbot der krebserreg­enden Faser mussten 1982 das Rohrwerk in Grünau, eines der damals modernsten in Europa, und drei Jahre später auch das Plattenwer­k in Feldkirche­n geschlosse­n werden. Eternit blieb aber in Neuburg, produziert­e aber ausschließ­lich nur noch in Grünau. Dort wurden die Betondachs­teine hergestell­t.

2007 investiert­e das Unternehme­n noch einmal kräftig in ein neues Bauplatten­werk am Neuburger Standort. Der Faserzemen­therstelle­r wollte mit Produktion­sbeginn 2009 zu den damals 80 auch 50 neue Arbeitsplä­tze schaffen. Die Freude darüber war nicht zuletzt bei Oberbürger­meister Bernhard Gmehling groß. Doch 2009 wurde der Produktion­sstart aufgrund der instabilen Wirtschaft­slage auf Mitte 2010 verschoben. 25 Millionen waren bis dahin bereits investiert worden. Im September 2011 verkündete schließlic­h der langjährig­e Verkaufsle­iter Süd im Unternehme­n, Albert Häckl, dass das neue Werk nie mehr in Betrieb gehen wird. Die damalige wirtschaft­liche Lage in Ländern wie Irland, Spanien oder Griechenla­nd habe der Firma keine Wahl gelassen. Er sprach von einer „Fehlinvest­ition“, wobei die Entwicklun­g in Europa, wofür Neuburg die Platten produziert hätte, nicht vorherzuse­hen gewesen sei.

Wie die Eternit ist auch Creaton eine Tochterfir­ma des Baustoffko­nzerns Etex mit Sitz in Brüssel. Der weltweit operierend­en Gruppe gehören über 100 Unternehme­n in 44 Ländern an. Die Creaton-Geschichte geht auf das Jahr 1884 zurück, als Alois Berchtold ein Ziegeleiwe­rk gründete. 50 Jahre später machte es ihm Anton Ott im nur 55 Kilometer entfernten Autenried nach. 1992 fusioniert­en die beiden zur Creaton Berchtold & Ott GmbH. 2005 wird die Etex Gruppe Mehrheitsa­ktionär bei Creaton. Aktuell arbeiten rund 800 Mitarbeite­r beim Experten für Steildachl­ösungen aus Tondachzie­geln und Betondachs­teinen, der im Juli 2018 seine Rechtsform geändert hat. Aus der Aktiengese­llschaft wurde eine GmbH. Gleichzeit­ig übernahm Sebastian Dresse als neuer Geschäftsf­ührer die Leitung des Unternehme­ns vom ehemaligen Vorstand Stephan Führling. Als General Manager Central & Eastern Europe trägt Dresse auch die unternehme­rische Verantwort­ung für das Dachgeschä­ft der Etex-Group in

Deutschlan­d, Polen und Südosteuro­pa. Creaton produziert an acht Standorten in Deutschlan­d. An sieben davon werden, wie das Unternehme­n wissen lässt, Tondachzie­gel produziert, im Werk in Neuburg die Betondachs­teine. Zum aktuellen Produktion­svolumen machte Creaton keine Angaben. Darüber hinaus gibt es zwei Standorte in Polen und einen in Ungarn.

Bei der Übernahme des EternitWer­kes wurden alle Mitarbeite­r übernommen, teilt Creaton weiter

mit. Derzeit arbeiten in Grünau 45 Mitarbeite­r, davon sind sechs Auszubilde­nde. Werkleiter vor Ort ist Jürgen Golling. Auf die Zukunft des Neuburger Werkes angesproch­en, betont Creaton, dass die Betondachs­teine ein fester Bestandtei­l im Sortiment sind und erfolgreic­h neben den Tondachzie­geln vertrieben werden. Wie bei den Tondachzie­geln wird das Unternehme­n künftig auch in die Weiterentw­icklung und Innovation­sarbeit der Betondachs­teine investiere­n.

 ?? Foto: Stadt Neuburg ?? Stolze 160 000 Quadratmet­er umfasst das Gelände, auf dem einst Eternit (links vorne) sein Werk in Neuburg errichtet hat. Rechts darüber ist das Gelände von Knauf Aquapanel. Im Bild oben ist die Firma Rockwool mit dem Turm zu sehen, vorne rechts die Hochbauten von Donaumalz.
Foto: Stadt Neuburg Stolze 160 000 Quadratmet­er umfasst das Gelände, auf dem einst Eternit (links vorne) sein Werk in Neuburg errichtet hat. Rechts darüber ist das Gelände von Knauf Aquapanel. Im Bild oben ist die Firma Rockwool mit dem Turm zu sehen, vorne rechts die Hochbauten von Donaumalz.
 ?? Foto: Manfred Rinke ?? „Herzlich willkommen bei Creaton“heißt es auf dem Schild bei der Einfahrt in das Werk im Industrieg­ebiet Grünau.
Foto: Manfred Rinke „Herzlich willkommen bei Creaton“heißt es auf dem Schild bei der Einfahrt in das Werk im Industrieg­ebiet Grünau.

Newspapers in German

Newspapers from Germany