Mehr Moneten für Mädchen
Beim neuen Monopoly werden Männer benachteiligt
Zu den Merkmalen eines Klassikers gehört die Resistenz gegen jedwede Veränderung. Nehmen wir die Erkennungsmelodie der Tagesschau. Taa-taa Ta-ta-ta-taaa! Vor ein paar Jahren kamen Gerüchte auf, die ARD wolle der Sendung eine neue Note geben: Staatsaffäre. Als Ferrero den Buben auf der Kinderschokolade nach mehr als 30 Jahren austauschte: Wut, Online-Petition, spontan ausgerufene Fastenzeit. Und als die Fußball-Fans von Cardiff City erfuhren, dass der neue asiatische Besitzer die blaue Schwalbe im Vereinswappen durch einen roten Drachen ersetzte: Pfeifkonzert ein Dreck dagegen. Es sollte sich also herumgesprochen haben, dass man von einem Klassiker die Finger zu lassen hat. Aber offenbar nicht bis nach Rhode Island. Dort liegt die Zentrale des Spielwarenherstellers Hasbro. Kennt kein Mensch. Aber dafür kennt jeder den Klassiker aus dem Hause Hasbro: Monopoly. Die Legende unter den Brettspielen. Schlossallee, Geldbündel und veritable Familiendramen an verregneten Sonntagnachmittagen.
Von uns aus hätte das ewig so weitergehen können. Aber Sie wissen ja, der Zeitgeist. Mitte September kommt also eine neue Version auf den Markt, in der Frauen nicht nur automatisch ein höheres Startkapital bekommen als Männer, sondern auch beim berühmten „Gehen Sie über Los“mehr kassieren. Gekauft werden keine Straßen mehr, sondern Erfindungen von: Frauen. Und vorne drauf klebt nicht mehr der schnauzbärtige Zylinderträger Mr. Monopoly, sondern dessen Nichte. Hasbro will damit spielerisch auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen hinweisen. Nun ja. Die Tagesschau hat übrigens ihre Melodie behalten, das Schoko-Kind ist längst abserviert und Cardiff City hat seine Schwalbe wieder.