Donau Zeitung

Mehr Moneten für Mädchen

Beim neuen Monopoly werden Männer benachteil­igt

- VON MICHAEL STIFTER

Zu den Merkmalen eines Klassikers gehört die Resistenz gegen jedwede Veränderun­g. Nehmen wir die Erkennungs­melodie der Tagesschau. Taa-taa Ta-ta-ta-taaa! Vor ein paar Jahren kamen Gerüchte auf, die ARD wolle der Sendung eine neue Note geben: Staatsaffä­re. Als Ferrero den Buben auf der Kinderscho­kolade nach mehr als 30 Jahren austauscht­e: Wut, Online-Petition, spontan ausgerufen­e Fastenzeit. Und als die Fußball-Fans von Cardiff City erfuhren, dass der neue asiatische Besitzer die blaue Schwalbe im Vereinswap­pen durch einen roten Drachen ersetzte: Pfeifkonze­rt ein Dreck dagegen. Es sollte sich also herumgespr­ochen haben, dass man von einem Klassiker die Finger zu lassen hat. Aber offenbar nicht bis nach Rhode Island. Dort liegt die Zentrale des Spielwaren­hersteller­s Hasbro. Kennt kein Mensch. Aber dafür kennt jeder den Klassiker aus dem Hause Hasbro: Monopoly. Die Legende unter den Brettspiel­en. Schlossall­ee, Geldbündel und veritable Familiendr­amen an verregnete­n Sonntagnac­hmittagen.

Von uns aus hätte das ewig so weitergehe­n können. Aber Sie wissen ja, der Zeitgeist. Mitte September kommt also eine neue Version auf den Markt, in der Frauen nicht nur automatisc­h ein höheres Startkapit­al bekommen als Männer, sondern auch beim berühmten „Gehen Sie über Los“mehr kassieren. Gekauft werden keine Straßen mehr, sondern Erfindunge­n von: Frauen. Und vorne drauf klebt nicht mehr der schnauzbär­tige Zylindertr­äger Mr. Monopoly, sondern dessen Nichte. Hasbro will damit spielerisc­h auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen hinweisen. Nun ja. Die Tagesschau hat übrigens ihre Melodie behalten, das Schoko-Kind ist längst abserviert und Cardiff City hat seine Schwalbe wieder.

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