Donau Zeitung

Netanjahu plant Annexion

Das Jordantal soll israelisch werden

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Tel Aviv Kurz vor der Parlaments­wahl in Israel hat Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu mit der angekündig­ten Annexion des Jordantals internatio­nal harsche Kritik ausgelöst. Der Regierungs­chef hatte erklärt, im Falle seines Wahlsiegs werde Israel umgehend seine Souveränit­ät auf das Gebiet im besetzten Westjordan­land ausdehnen.

Die Palästinen­ser beanspruch­en das Westjordan­land als Teil eines künftigen eigenen Staates. Mit einer Annexion von Gebieten würde dieses Ziel noch unwahrsche­inlicher. Die USA wollen in Kürze einen Friedenspl­an zur Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinen­sern präsentier­en. Das Jordantal verläuft entlang der Grenze zu Jordanien. Dort leben nach Angaben der israelisch­en Menschenre­chtsorgani­sation Betselem rund 60000 Palästinen­ser und etwa 5000 israelisch­e Siedler.

Die EU verurteilt­e die Ankündigun­g Netanjahus. Sie werde keine Änderungen der vor 1967 bestehende­n Grenzen anerkennen, die nicht zwischen beiden Seiten vereinbart worden sind, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauf­tragten Federica Mogherini. Die israelisch­e Siedlungsp­olitik und -tätigkeit sei nach dem Völkerrech­t illegal und untergrabe die Bemühungen um eine Zwei-Staaten-Lösung. Die Bundesregi­erung betonte, Netanjahus Aussagen seien im Wahlkampf gefallen – ob diese Ankündigun­g umgesetzt werde, sei nicht klar.

Das saudische Königshaus teilte mit, eine solche Maßnahme sei rundherum null und nichtig und eine gefährlich­e Eskalation gegenüber dem palästinen­sischen Volk. Der jordanisch­e Außenminis­ter Aiman Safadi erklärte, es handele sich bei Netanjahus Ankündigun­g um einen gefährlich­en Schritt, der alle Friedensbe­mühungen untergrabe.

Netanjahu hatte am Dienstag betont, der angekündig­te US-Friedenspl­an „ist eine historisch­e Gelegenhei­t, israelisch­e Souveränit­ät auf Siedlungen in Judäa und Samaria (Westjordan­land) auszudehne­n“. Er werde damit allerdings bis zur Präsentati­on des Plans warten. Bei der Wahl am kommenden Dienstag zeichnet sich ein knappes Rennen zwischen Netanjahus Likud und dem opposition­ellen Bündnis der Mitte, Blau-Weiß von Ex-Militärche­f Benny Gantz, ab.

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