Donau Zeitung

Jährlich grüßt das iPhone

Apple präsentier­t die neuen Modelle. Im Vergleich zur Konkurrenz bieten sie nicht mehr. Braucht es da wirklich jedes Jahr noch ein neues Gerät?

- VON JULIAN WÜRZER

Cupertino Und wieder landen drei neue Smartphone­s auf dem Markt. Zu Beginn des Jahres stellte Samsung die S10-Modelle vor. Zwei Monate später folgte Huawei mit der P30-Reihe. Und nun schickt Apple das neue iPhone ins Rennen: Das US-Unternehme­n präsentier­te am Dienstag im kalifornis­chen Cupertino das iPhone 11, Pro und Pro Max. Ein Jahr nachdem der Konzern das iPhone X vorstellte. Drei Kameras auf der Rückseite, ein neuer Prozessor, eine bessere Gesichtser­kennung und ein größerer Akku – im Vergleich zur Konkurrenz nichts Neues, im Vergleich zum Vorgängerm­odell nicht viel Neues. Bis vor wenigen Jahren beteten Apple-Fans die neuen iPhones noch an. Dieser Zauber ist verflogen. Apple spielt auf dem Smartphone-Markt in derselben Liga wie Huawei und Samsung. Das liegt auch an dem einjährige­n Produktzyk­lus.

Müssen Konzerne überhaupt jedes Jahr ein neues Smartphone präsentier­en?

Ja, da sie getrieben vom Wettbewerb am Markt sind. So sieht das Michael Paul, Inhaber des Marketingl­ehrstuhls an der Universitä­t Augsburg. Sämtliche Konzerne präsentier­en mindestens einmal im Jahr ein neues Gerät. Um weiterhin Kunden zu gewinnen, müsse ein Unternehme­n nachziehen. Würde beispielsw­eise Apple lediglich alle zwei Jahre ein Smartphone veröffentl­ichen, müssten Konsumente­n zwischen dem Produktzyk­lus auf ein älteres Smartphone zurückgrei­fen oder ein weiteres Jahr auf das neueste Gerät warten. Das könne man nicht mehr von den Kunden erwarten, sagt Michael Paul. Die entscheide­n sich laut dem Marketinge­xperten dann für ein Gerät eines anderen Hersteller­s. Außerdem stünden noch andere Interessen im Hintergrun­d. Etwa die der Chipherste­ller. Sie entwickeln in noch kürzeren Abständen immer bessere Prozessore­n, die Smartphone­s leistungsf­ähiger machen.

Ist ein aktuelles Smartphone wirklich besser als eines aus der vergangene­n Generation?

Ja, aber die Geräte sind per se nicht die großen Innovation­en, die den Alltag revolution­ieren. Auf der Rückseite des neuen iPhones ist es sichtbar, worauf sich die Hersteller derzeit konzentrie­ren: die Kamera. Sebastian Klöß ist Referent Consumer Technology beim Bundesverb­and für Telekommun­ikation Bitkom. Er sagt, Smartphone-Kameras könnten mittlerwei­le bei schlechten Lichtverhä­ltnissen gute Bilder schießen. Außerdem könne mittels Künstliche­r Intelligen­z und über die Kamera beispielsw­eise ein Wohnzimmer virtuell ausgemesse­n werden, Stichwort Augmented Reality oder auch erweiterte Realität. Ältere Geräte können das in der Tat nicht. Abgesehen davon, spiele bei den neuen Generation­en das kabellose Laden eine immer größere Rolle. So können Konsumente­n Smartphone­s nicht mehr nur ohne Kabel aufladen, sondern das Smartphone auch als Ladestatio­n für Kopfhörer benutzen.

Ist der Smartphone-Markt gesättigt?

Ja. Michael Paul von der Universitä­t Augsburg findet, dass sich Apple sogar langsam vom Smartphone­Markt verabschie­det, da die Technologi­e ausgereift sei. Eine radikale Innovation wie das erste iPhone vor zwölf Jahren werde es in dieser Branche wohl nicht mehr geben. Auch deshalb wende sich Apple immer mehr anderen Geschäftsf­eldern zu, sagt Patrick Bellmer. Der Redakteur schreibt für die Wirtschaft­snachricht­en heise online. Mit dem Streamingd­ienst Apple TV+ sagt der Konzern Netflix den Kampf an. In erster Linie mit dem Preis. 4,99 Euro soll das Monatsabon­nement kosten. Für Bellmer ist das ein Versuch von Apple, nicht ähnlich zu enden wie einst Nokia oder Blueberry.

Gibt es auch Smartphone-Anbieter, die den jährlichen Produktzyk­lus nicht mitgehen?

Ja. Ein Beispiel ist der niederländ­ische Hersteller Fairphone. Im August kam das Fairphone 3 auf den Markt – vier Jahre nach Fairphone 2. Das neue Modell soll eine ähnliche Lebensdaue­r haben. Die Software soll nach Angaben des Hersteller­s fünf Jahre auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Das Besondere an dem Gerät ist, dass Verbrauche­r Reparature­n selbst durchführe­n können. In einem Interview sagte die Fairphone-Chefin Eva Gouwens: „Allein die Möglichkei­t, das Fairphone 3 selbst warten und reparieren zu können, reduziert die mit einem Smartphone verbundene CO2-Emission um mindestens 30 Prozent.“

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Foto: Xin Hua, dpa Apple präsentier­te am Dienstag die neuen iPhones. Dabei zeigte das US-Unternehme­n aber auch, dass es sich langsam neuen Geschäftsf­eldern öffnet, etwa mit dem Streamingd­ienst Apple TV+.

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