Auf dem Balkon grünen Strom produzieren
Dass Hausbesitzer auf ihrem Dach Strom erzeugen können, ist schon länger bekannt. Seit kurzem gibt es aber auch kleine Photovoltaik-Anlagen für Mieter
Auch im Herbst liefert die Sonne noch viel Energie. Hausbesitzer, die bereits eine Solarstromanlage haben, wissen das und freuen sich über den guten Ertrag ihrer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage). Für viele Mieter hingegen gab es bisher noch keine Möglichkeit, eigenen Solarstrom zu nutzen. Doch auch sie können sich jetzt aktiv an der Energiewende beteiligen und die Kraft der Sonne nutzen – mit
steckerfertigen Mini-Solaranlagen für den Balkon oder die Terrasse.
Die Geräte werden unter vielen Namen angeboten: Mini Solar Anlage, micro Solar Anlage, plug in Solar Anlage, mini Solar Generator, plug in Solar Gerät, plugin PV Anlage, um nur einige Beispiele zu nennen. Umgangssprachlich werden die Geräte häufig als BalkonSolaranlagen bezeichnet. Ihr Vorteil: Sie lassen sich bei einem Umzug einfach abmontieren, können ohne großen Aufwand angeschlossen werden und sind vergleichsweise günstig.
So kostet eine Anlage mit 300 Watt Peak (Wp), die in unseren Breiten rund 330 Kilowattstunden Strom im Jahr liefert, rund 600 Euro. Davon lassen sich im Schnitt rund zwei Drittel des erzeugten Stroms selbst nutzen – für Dauerverbraucher wie Kühl- und Gefrierschrank, Telefon oder Router, aber auch für Haushaltsgeräte, deren Betriebszeit man selbst festlegen kann, wie Wasch- oder Geschirrspülmaschine. Bei einem Eigenverbrauch von beispielsweise 200 Kilowattstunden sinken die jährlichen Stromkosten um rund 60 Euro. Bedenkt man, dass die Mini-Solaranlage im Normalfall eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren besitzt und die Strompreise wohl weiter steigen werden, ergibt sich neben der CO2-Einsparung und dem guten Gefühl, einen Beitrag für die Energiewende zu leisten, auch ein eindeutiger finanzieller Vorteil.
Ein paar Dinge gibt es allerdings zu beachten. Wird eine Mini-PVAnlage so montiert, dass sie das optische Erscheinungsbild der Fassade verändert, sollte der Vermieter um Erlaubnis gefragt werden. Zudem sollte eine Elektrofachkraft die Wohnungsinstallation prüfen und gegebenenfalls die Leistungsabsicherung von 16 auf 10 Ampere reduzieren. Andernfalls könnte es zu einer Überlastung des Leitungsnetzes kommen, wenn die PV-Anlage Strom ins Leitungsnetz der Wohnung einspeist. Für den sicheren Betrieb der Mini-PV-Anlage wird zudem die Installation einer speziellen Energiesteckdose durch einen Elektrofachmann empfohlen.
Außerdem muss die Anlage bei der Bundesnetzagentur und dem Netzbetreiber angemeldet werden. Die Netzbetreiber in der Region verwenden dafür ein bayerweit einheitliches, einfaches Formular. Ist nur ein „normaler“Zähler vorhanden, muss er gegen einen Zähler mit Rücklaufsperre ausgetauscht werden. Falls einmal mehr Strom produziert als verbraucht wird, würde sich ein „normaler“Zähler rückwärts drehen. Letzteres muss aus rechtlichen Gründen verhindert werden. Nachdem die Energieversorger in der Region an einer dezentralen und grünen Energiewende mitarbeiten und diese unterstützen, übernehmen sie kulanterweise die Kosten für einen eventuellen Zählertausch.
Um Interessenten bei ihrer Kaufentscheidung eine Hilfe an die Hand zu geben, hat die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) als unabhängige Einrichtung eine Übersicht über Anlagen erstellt, die empfohlen werden können (www.pvplug.de). Hier finden sich auch wichtige Hinweise über die Sicherheitsstandards, die beim Betrieb von Mini-PV-Anlagen eingehalten werden sollten.
Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!