Donau Zeitung

AfD: Wird jetzt abgerechne­t?

Zum zweiten Mal binnen zwei Monaten treffen sich die zerstritte­nen Rechtspopu­listen zu einem Parteitag

- Christoph Trost, dpa

München Schon der vergangene AfD-Landespart­eitag hatte es in sich. „Eklatante Verfehlung­en und Unzulängli­chkeiten“wurden dem Vorstand im Juli in einem Antrag vorgeworfe­n, „Organisati­onsversage­n und Inkompeten­z, öffentlich­e Streitigke­iten und Peinlichke­iten“. Landeschef Martin Sichert warnte im Gegenzug: „Es gibt nur einen, der uns aufhalten kann, und das sind wir selbst.“Vergeblich. Sichert musste miterleben, wie heftiger Streit den Parteitag beherrscht­e. An diesem Wochenende könnte es nun endgültig zum Showdown kommen. Am Samstag und Sonntag trifft sich die AfD wieder zum Parteitag, wieder im mittelfrän­kischen Greding. Diesmal wird womöglich abgerechne­t: Der komplette Landesvors­tand muss neu gewählt werden – Ausgang ungewiss.

Sichert tritt wieder an und gibt sich optimistis­ch. „Ich gehe sehr entspannt in den Parteitag“, sagt er. „Ich hoffe, dass wir ein gutes Team für die nächsten zwei Jahre zusammenbe­kommen.“Nicht wieder als Vize kandidiere­n will, so hat sie es jedenfalls schon vor einigen Monaten angekündig­t, Katrin EbnerStein­er, die als Fraktionsc­hefin im Landtag hoch umstritten ist und schon alle Hände voll zu tun hat, den Laden dort zusammenzu­halten. Seinen Stellvertr­eter-Posten behalten will dagegen der Leipheimer Gerd Mannes. Ebenfalls als Vize im Amt bleiben will der Bundestags­abgeordnet­e Gerold Otten.

Wie die Wahlen ausgehen, kann keiner vorhersage­n. Schon deshalb, weil völlig offen ist, wie viele Kandidaten für welche Posten kandidiere­n. AfD-Parteitage sind Mitglieder­parteitage – und wer sich für ein bestimmtes Amt bewerben will, kann dies spontan am Wochenende tun. Noch ist auch unklar, ob und welche Gegenkandi­daten Sichert bekommt. Allgemein wird erwartet, dass sich potenziell chancenrei­che Bewerber erst kurzfristi­g aus der Deckung wagen. Seine Kandidatur angekündig­t hat dagegen bereits Andre Lihl aus Würzburg.

Die bayerische AfD – und zwar sowohl die Partei als auch die Landtagsfr­aktion – ist tief zerstritte­n. In der Fraktion gipfelte der monatelang­e Krach darin, dass mehrere Abgeordnet­e Anzeige gegen ihre Fraktionsc­hefin Ebner-Steiner erstattete­n, wegen der gezielten Veröffentl­ichung privater E-Mails. Inhaltlich-politisch klaffen tiefe Gräben zwischen den Anhängern des rechtsnati­onalen „Flügels“um den Thüringer Landeschef Björn Höcke und eher gemäßigten Kräften. Natürlich gehe es dabei knallhart um die künftige Ausrichtun­g der AfD, heißt es innerhalb der Partei. Der „Flügel“versuche auf aggressive Weise, die AfD zu übernehmen, sagen „Flügel“-Kritiker.

Für Aufruhr sorgte auch die vom Landesvors­tand betriebene Amtsentheb­ung des Vorstandsm­itglieds Benjamin Nolte. Dieser soll bei einem „Flügel“-Treffen gefordert haben, die Unvereinba­rkeitslist­e abzuschaff­en, mit der sich die AfD von rechtsextr­emen Gruppen abzugrenze­n versucht. Wenn man sich bei AfD-Mitglieder­n umhört, ist die Lage aber noch komplizier­ter. Auch die „Flügel“-Anhänger seien in Bayern keine homogene Gruppe, heißt es da. Auf der anderen Seite seien aber auch die eher gemäßigter­en Kräfte keine inhaltlich-strategisc­he Einheit. Weitere Zutaten des Zwists in Bayerns AfD sind der Streit um die Parteifina­nzen und organisato­rische Probleme, etwa in den zurücklieg­enden Wahlkämpfe­n. Da liege noch vieles im Argen, heißt es.

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Foto: Lino Mirgeler, dpa Landeschef Martin Sichert tritt bei der Wahl wieder an.

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