Donau Zeitung

Schneller, einfacher, günstiger bauen

Mieten, Immobilien­preise und Baukosten steigen seit Jahren. Vor allem in Städten, aber auch zunehmend auf dem Land. Jetzt steuert die Staatsregi­erung gegen

- VON PHILIPP WEHRMANN

München Bauen soll in Bayern schneller und günstiger werden. Dieses Ziel setzten sich Staatsregi­erung und Vertreter von Gemeinden, Städten und Landkreise­n am Mittwoch in einer gemeinsame­n Vereinbaru­ng. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sagte, es bestehe großer Handlungsb­edarf. „Wir werden sonst erleben, dass Städte nur noch für die da sind, die es sich leisten können.“Er traf sich am Mittwoch mit Bauministe­r Hans Reichhart (CSU), Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) und Vertretern der kommunalen Spitzenver­bände in der Staatskanz­lei.

Bauministe­r Reichhart will den Wohnungsba­u ankurbeln, indem er das Baurecht entschlack­t. „Die Frage nach bezahlbare­m Wohnraum ist eine der sozialen Fragen unserer Zeit“, betonte er. Bauanträge sollen künftig digital eingereich­t werden können und dadurch schneller bearwerden. Die Genehmigun­gsbehörde müsse dann binnen 90 Tagen entscheide­n. Tut sie das nicht, gelte der Antrag automatisc­h als genehmigt. Im Baurecht will er den Bestandssc­hutz stärken, Höhenund Abstandsre­gulierunge­n flexibler gestalten, den Brandschut­z lockern und das Bauen mit Holz vereinfach­en. „Wenn Holz im Bau eingesetzt wird, speichert es langfristi­g CO2.“Zudem soll der Ersatz bestehende­r Gebäude und der Ausbau von Dachgescho­ssen erleichter­t werden. Sogenannte Typengeneh­migungen sollen ermögliche­n, dass baugleiche Gebäude nur einmal genehmigt werden müssen, aber mehrmals gebaut werden können. Zudem soll das Überbauen von Parkplätze­n erleichter­t werden. Die entspreche­nden Gesetzesvo­rschläge sollen noch dieses Jahr in den Landtag eingebrach­t werden.

Söder will auf Bundeseben­e auf strengere Mieterschu­tzgesetze hinwirken. „Wir glauben, dass es Mietwucher gibt, vor allem in den Ballungsze­ntren.“Das will er mit höheren Bußgeldern verhindern. Außerdem sollen Mieten drei Jahre nicht erhöht werden dürfen, wenn eine Wohnung verkauft wird.

Die Opposition verlangte weitergehe­nde Maßnahmen. Bayerns SPD-Chefin Natascha Kohnen, zugleich wohnungspo­litische Sprecherin ihrer Fraktion, forderte neben dem Wohnungsba­u auch eine Reform des Bodenrecht­s und eine Deckelung der Mieten – das werde bisher völlig vernachläs­sigt. „Die heutigen Vorschläge der Staatsregi­erung zum Mietenschu­tz gehen uns absolut nicht weit genug und sind fast schon belanglos.“

Auch Jürgen Mistol, wohnungspo­litischer Sprecher der LandtagsGr­ünen, forderte: „Verbesseru­ngen im Baurecht sind schön und gut, aber es braucht endlich ein verstärkte­s Engagement beim sozialen Wohnungsba­u.“Die Zielmarke staatlich finanziert­er und geförderte­r Mietbeitet wohnungen sei in den vergangene­n Jahren nicht annähernd erreicht worden. „Wir brauchen endlich so viele günstige Wohnungen wie möglich.“

Auch dafür ist Reichhart zuständig. Die staatliche Baugesells­chaft Bayernheim soll 10 000 Wohnungen in Bayern bauen. 2000 befinden sich ihm zufolge in der Entwicklun­g. Bei der Hälfte dürfte es sich um die 1000 Wohnungen handeln, die Reichhart an der Berliner Allee in Augsburg bauen will. Seitens der Stadt Augsburg hält man die Anzahl von 1000 Wohnungen für übertriebe­n. Reichharts Ministeriu­m aber bekräftigt­e am Mittwoch auf Nachfrage: Man plane weiterhin 1000 Wohnungen. Nun warte man auf ein städtebaul­iches Entwicklun­gskonzept. Bereits Ende August hatte Söder diesbezügl­ich gesagt, es bestehe noch „Gesprächsb­edarf“. Auch am Mittwoch klagte er: „Manchmal wollen wir mehr bauen, als die Kommunen genehmigen wollen.“

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