Pazifismus auf der Ponderosa
Vor 60 Jahren startete die Western-Serie „Bonanza“. Geschossen wurde eher selten
Berlin Eine Landkarte, die aus unerfindlichen Gründen in Flammen aufgeht und den Blick freigibt auf vier gut gelaunte Cowboys, das Ganze unterlegt von der vielleicht berühmtesten Titelmusik der Fernsehgeschichte: So begann jede Folge der vor 60 Jahren, am 12. September 1959, im US-Fernsehen gestarteten Westernserie „Bonanza“.
Als die Serie 1962 auch ins deutsche Fernsehen kam, war ihr zunächst kein Erfolg beschieden. Die ARD nahm die Abenteuer von Rinderzüchter Ben Cartwright und seinen drei Söhnen bereits nach zehn Folgen wieder aus dem Programm. Zu brutal schien den Verantwortlichen die Westernserie – ein Vorwurf, der auf das harmlose „Bonanza“wirklich nicht zutrifft, auch nicht an den damaligen Maßstäben gemessen. Jahre später versuchte es dann das ZDF mit dem dreifach verwitweten Ben Cartwright und seinen drei Jungs – und hatte Erfolg: Von 1967 bis 1977 liefen 208 Episoden im Zweiten, in den Achtzigern und Neunzigern zeigten Sat.1 und Kabel eins die restlichen rund 200 Folgen der Kultserie, ein paar blieben ungesendet.
Der Erfolg von „Bonanza“, was so viel wie Goldgrube oder Glücksquelle bedeutet, beruhte nicht auf den wenig spektakulären, Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelten Storys, die sich um Pferdediebstähle, die Jagd auf Kleinganoven oder Schlägereien im Saloon drehten, sondern auf den ungemein sympathischen Protagonisten und ihrem Leben auf der malerischen „Ponderosa“-Ranch. Ben Cartwright (Lorne Greene), von seinen Söhnen liebevoll Pa genannt, war der weise Clanchef mit viel Lebenserfahrung und einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der sich stets für eine gewaltfreie Lösung von Konflikten aussprach. Sein ältester Sohn Adam (Pernell Roberts) stand dem Vater in Besonnenheit und Charakterstärke in nichts nach. Der jüngste Sohn Little Joe (Michael Landon) bezauberte als gut aussehender Heißsporn die Damenwelt, musste aber die Erfahrung machen, dass viele hübsche Mädchen einem tragischen Schicksal zum Opfer fielen, sobald die Beziehung in ein ernstes Stadium trat – für Frauen war einfach kein Platz auf der Ponderosa.
Absoluter Publikumsliebling aber war der dicke Hoss (Dan Blocker), ein gutmütiger Kerl mit Bärenkräften, der bei jeder Schlägerei die Oberhand behielt. Geprügelt wurde zwar häufig in den Saloons und auf den Straßen des nahe gelegenen Virginia City, geschossen dagegen weit weniger – im Vergleich mit anderen Westernserien zeichnete sich die Familiensaga durch eine fast schon pazifistische Grundhaltung aus.
Den Ausstieg von Adam-Darsteller Pernell Roberts nach ein paar Jahren verkraftete die Serie relativ problemlos. Der überraschende Tod des 43-jährigen Dan Blocker (Hoss) 1972 ließ die Einschaltquoten in den USA jedoch bröckeln, im Jahr darauf wurde „Bonanza“eingestellt.