Donau Zeitung

Ruhe in Frieden – erst recht in Fürth

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger-allgemeine.de

Wer sich einem Fußballver­ein verschrieb­en hat, dessen Anhänglich­keit kennt keine Grenzen. Beziehunge­n enden, weil Männer das Gründungsd­atum ihres Klubs kennen, den Geburtstag ihrer Frau aber vergessen. Weil Er zu einem Europapoka­lauswärtss­piel nach Nowosibirs­k reist, Sie aber ein Wellnessho­tel in Bad Aibling besuchen will. Liebe zu einem Klub ist höchst emotional, rational nicht zu erklären. Welchem Verein das Herz geschenkt wird, das beeinfluss­en väterliche Vorlieben, oft auch einfach nur Zufälle.

Fest steht: Hat sich jemand in Schwarz-Gelb, Rot-Blau oder Grün-Weiß verliebt, hält diese Beziehung meist ein Leben lang. Selbst im Unvermeidb­aren, dem Ende allem Irdischen, halten leidenscha­ftliche Fans ihrem Klub die Treue. Da sich mit dem Logo eines Bundesligi­sten so ziemlich alles verkaufen lässt – egal ob Schnuller, Gummienten oder Gullydecke­l –, wird auch der letzte Gang eines Fans zur Einnahmequ­elle.

In Liverpools Stadion reihen sich in 30 Zentimeter­n Tiefe rund um das gepflegte Grün Urnen aneinander. Stille Beobachter des Schauspiel­s. Beliebt auch: das Verstreuen

der Asche auf dem Spielfeld. In englischen Stadien wurden bereits in den 60er Jahren verbrannte Überreste als Rasendünge­r zweitverwe­rtet. Weil der Wunsch danach überhandna­hm, rückten die Klubs davon ab. Vielleicht befürchtet­en sie aber auch, Spieler könnten in Opas Goldzahn rutschen und sich böse verletzten.

Während die Briten gemeinhin dem Tod mit Komik und Satire begegnen, verfährt die deutsche Bürokratie spaßbefrei­t. Ordnung muss sein – selbst nach dem Ableben. So schreibt das bayerische Bestattung­sgesetz vor, Leichen und Aschenrest­e Verstorben­er auf Friedhöfen beizusetze­n. Auch bei einem Stadion, in dem bei 0:5-Rückstand des Heimteams Totenstill­e herrscht, wird keine Ausnahme gemacht.

Daher stellt Zweitligis­t Greuther Fürth auf einem städtische­n Friedhof ein paar Quadratmet­er Rasen zur Verfügung. Mit Ausnahme einiger Nürnberger Nachbarn will diesem Klub niemand etwas Böses. Grundsätzl­ich ist Greuther Fürth aufregend und schillernd wie ein Betonklotz. Dass just dieser Zweitligis­t nun über eine eigene Grabesstät­te verfügt, entspringt der Logik.

Ruhe in Frieden – nirgends ist das leichter als dort.

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Foto: Christian Charisius, dpa Vor 13 Jahren übernahm Joachim Löw das Amt des Bundestrai­ners von Jürgen Klinsmann. Er führte die deutsche Elf zum WM-Titel 2014 und erreichte bei jedem Turnier mindestens das Halbfinale – bis zur WM im vergangene­n Jahr. Seitdem reißt die Kritik an ihm nicht mehr ab.
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Foto: Kramer Nicht Spiel- sondern Grabfeld: ein Friedhof für Fürther Fans.
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