Neue Saison, alter Favorit
Die DEL startet im Freitag. Der Titelkampf scheint aber schon entschieden. Gespielt wird trotzdem. Für Augsburg geht es darum, mit neuem Trainer den Abgang des Topscorers zu verkraften
Augsburg Ginge es im Sport demokratisch zu, dann könnte sich die Deutsche Eishockey Liga die kommende Saison sparen. Elf der 14 DEL-Trainer tippten in einer Umfrage auf Mannheim als deutscher Meister. Mit Abstrichen wurde München als zweiter Titelfavorit genannt. Die Rollen scheinen also klar verteilt, wenn die DEL am Freitag den Betrieb aufnimmt.
Natürlich wird trotzdem gespielt. Denn hinter den großen zwei deutet sich ein Hauen und Stechen um die Plätze in den Play-offs an. Die DEL gilt als eine der ausgeglichensten Ligen in Europa. Selbst mit vergleichsweise schalem Budget sind große Erfolge möglich. Das bewiesen nicht zuletzt die Augsburger Panther in der vergangenen Spielzeit, als sie die Hauptrunde auf dem dritten Platz beendeten. Das bescherte der Mannschaft die Teilnahme an der Champions Hockey League. Dort sind bereits vier Spieltage absolviert und die Panther haben mit acht Punkten als Gruppenzweiter alle Chancen auf das Erreichen des Achtelfinales.
Oberste Priorität hat trotz der in Augsburg herrschenden CHL-Euphorie aber die DEL. „Denn es hilft dir ja nichts, wenn du in der CHL einen guten Eindruck machst und dann in der Liga alles schiefgeht“, sagt Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl. Damit dies nicht passiert, hat er alles daran gesetzt, die erfolgreiche Mannschaft der vergangenen Saison beisammenzuhalten. Zwei Abgänge musste Sigl aber hinnehmen: Erfolgstrainer Mike Stewart wechselte zu den Kölner Haien und Topscorer Matt White folgte ebenfalls dem Ruf des Geldes zum russischen KHL-Klub Neftekhimik Nizhnekamsk. Auf Stewart folgte dessen einstiger Assistent Tray Tuomie, der zum Cheftrainer befördert wurde. Auf White folgte Mitch Callahan. Für den US-Amerikaner soll Augsburg tief in die Tasche gegriffen haben. Dieter Knoll, Sportdirektor des HC Bozen, sagte im Sommer in einem Interview mit sportnews.bz, dass er neben Chase Balisy auch an Callahan interessiert gewesen sei. Knoll: „Doch dann preschen eben Klubs vor, wie die späteren Abnehmer Straubing und Augsburg, die einen Batzen Geld auf den Tisch legen. Wenn jemand diesen Spielern bis zu 150 000 Euro bietet, sind wir machtlos.“
Ob diese Summe tatsächlich stimmt, und was dabei alles inkludiert ist (zum Beispiel Auto und Wohnung), ist nicht bekannt. Die Aussage zeigt aber das starke Augsburger Bemühen, für White einen möglichst gleichwertigen Ersatzmann zu finden. Ob das gelungen ist, lässt sich noch nicht seriös beantworten. Die ersten Eindrücke waren gut, immerhin gelangen Callahan in seinem Premierenspiel drei Treffer. An diese Gala konnte er danach (noch) nicht anknüpfen. Trainer Tuomie wehrt sich ohnehin gegen einen direkten Vergleich, Callahan sei ein komplett anderer Spielertyp als White. Viel mehr Kämpfer als Edeltechniker.
Die spannender Frage lautet also, wie es die Panther schaffen, Whites Tore und Vorlagen auf mehrere Schultern zu verteilen. Matt Fraser und Sahir Gill könnten dazu beitragen. Beide benötigten vergangene Saison eine lange Eingewöhnung. Jetzt präsentieren sie sich in überragender Frühform. Erste Gelegenheit, dies in Punkte umzumünzen, bietet sich am Freitag. Dann gastiert der EHC München im Curt-Frenzel-Stadion (19.30 Uhr/Sport1). Vergangene Saison standen sich die beiden Teams im Halbfinale sieben Spiele lang gegenüber, ehe sich München knapp durchsetzte. Augsburg sinnt auf Revanche.