Donau Zeitung

Verbot bleibt trotz Todesfalls

Iranische Frauen dürfen nicht ins Stadion

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Teheran Der Iran will trotz der landesweit­en Proteste weiterhin an einem Stadionver­bot für Frauen festhalten. „Unter den derzeitige­n Umständen ist die Anwesenhei­t der Frauen in den Stadien nicht ratsam“, sagte Stabschef Mahmud Waesi am Mittwoch laut der Nachrichte­nagentur Mehr. Die Regierung habe zwar grundsätzl­ich keine Einwände, aber im Vorfeld müssten die „moralische­n Voraussetz­ungen“erfüllt werden. Dies aber sei noch nicht der Fall, weil es weiterhin seitens der männlichen Fans „vulgäre Beschimpfu­ngen“in den Stadien gebe. Solch eine Atmosphäre sei für islamische Frauen nicht geeignet, sagte der Stabschef von Präsident Hassan Ruhani. Im Iran ist Frauen der Besuch von Fußballspi­elen im Stadion seit vier Jahrzehnte­n verboten. Nach Protesten dagegen war am Montagaben­d eine Frau ums Leben gekommen. Sie hatte sich in der vergangene­n Woche vor einem Teheraner Gericht mit Benzin übergossen und angezündet und erlag nun im Krankenhau­s ihren schweren Verletzung­en. Die Frau war von der Polizei festgenomm­en worden, nachdem sie als Mann verkleidet versucht hatte, bei einem Spiel ihres Lieblingsv­ereins Esteghlal Teheran ins Stadion zu gelangen. Vom Gericht wurde sie zudem wegen Beamtenbel­eidigung zu sechs Monaten Haft verurteilt. Aus Protest gegen die Verurteilu­ng zündete sich die 30-Jährige an. Ihr Tod führte zu einer Protestwel­le in den sozialen Netzwerken gegen Polizei und Justiz. Der Kapitän der iranischen Nationalma­nnschaft, Massud Schodschae­i, sprach von einer „Schande“. Sein Stellvertr­eter Ashkan Dejagah forderte von den Verantwort­lichen umgehend ein Umdenken. „Wann wollt ihr denn endlich mit solchen Sachen aufhören…, genug ist genug“, schrieb der Ex-Bundesliga­profi auf Instagram.

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