Hausener „mit Migrationshintergrund“
Oberbürgermeister Frank Kunz ist in den Dillinger Stadtteil gezogen. Was die Bürger im Vereinsheim von ihrem neuen Nachbarn erledigt haben wollen
Hausen Für Oberbürgermeister Frank Kunz war die Bürgerversammlung am Montagabend in Hausen eine Premiere. Der Rathauschef hatte im Vereinsheim zwar schon elf Mal bei Bürgerversammlungen referiert. Der zwölfte Auftritt in Hausen hatte für den Oberbürgermeister aber veränderte Vorzeichen, denn der 46-Jährige wohnt inzwischen im Dillinger Stadtteil. „Ich bin seit ein paar Wochen in ihrem Umfeld, aber noch mit Migrationshintergrund“, scherzte Kunz nach seinem Umzug von der Kernstadt nach Hausen.
Die Bürgerversammlung selbst dürfte der neue Stadtteilbewohner in angenehmer Erinnerung behalten. Denn in der Aussprache gab es am Ende von den rund 70 Hörern keine Kritik, sondern lediglich von zwei Bürgern einige gut gemeinte Anregungen. Anne Vogel, die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Hausen, hat jüngst die Dillinger Partnerstadt Naas in Irland besucht. Sie regte an, dass die Stadt Dillingen es organisieren sollte, dass neben den Vereinen auch Privatpersonen dorthin reisen können. Naas sei eine schöne Stadt, und auch ihre Wirtin, bei der sie untergebracht war, habe von „Dillinschen“geschwärmt, sagte Vogel. Kunz entgegnete, dass die Stadt dies gerne aufnehme. Dillingen unterstütze Vereine bei Fahrten in die Partnerstädte Naas, Bondeno (Italien) und Brand-Erbisdorf (Sachsen). Außerdem unterhält die Stadt Patenschaften mit dem Informationstechnik-Bataillon 292 in Dillingen und dem Ausbildungszentrum Uboote in Eckernförde bei Kiel. Kunz sagte, es sei eine Überlegung wert, dass Fahrten in die Partnerstädte über die Volkshochschule angeboten werden.
Anton Stiegelmayr machte mehrere Vorschläge. So solle Dillingen neben dem im Adressbuch abgedruckten kleinen Stadtplan eine aktuelle Karte von Hausen herausgeben. Die Stadtverwaltung wies am Dienstag nach einer Recherche darauf hin, dass es einen kostenlosen, touristischen Innenstadtplan mit Verweis auf die Sehenswürdigkeiten sowie kostenlose Pläne der gesamten Region im Bürgerbüro des Rathauses gibt. Im örtlichen Buchhandel liege ein aktueller Stadtplan vor. Zudem gebe es im gesamten Stadtgebiet 14 große Schaukästen mit im Jahr 2017 aktualisierten Plänen. Für den Stadtteil Hausen wird möglicherweise ein weiterer Schaukasten im Ortskern installiert.
Stiegelmayr monierte, dass der Siebenquellenweg von Dillingen in Richtung Lauingen „ein Sumpfweg“sei, der trockengelegt werden müsse. Die Stadtverwaltung hat diese Anregung an die Stadt Lauingen weitergegeben, die für den genannten Abschnitt des Weges zuständig ist. Zudem forderte Stiegelmayr eine einheitliche Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometern in Hausen, denn jetzt gebe es verschiedene Tempo-Beschränkungen von 30 bis 50 km/h. Zudem sprach sich der Hausener für Verkehrskontrollen in der Oberen Hauptstraße aus, denn dort werde viel zu schnell gefahren.
In seinem Vortrag hatte Kunz über die Entwicklung der Kreisstadt gesprochen, in der – von der Mittelschule bis zum Haus der Wirtschaft – ein Millionen-Projekt nach dem anderen aus dem Boden wächst. Auch in Hausen selbst tut sich einiges. Dort saniert beispielsweise die Lebenshilfe den Altbau der Nordschwäbischen Werkstätten für fünf Millionen Euro. Auf einem ehemaligen Firmengelände an der Oberen Hauptstraße sollen 21 Zweizimmerwohnungen entstehen. Die Fläche liegt aber in einem vorläufig gesicherten HQ-100-Gebiet in der Nähe des Zwergbaches. Das bedeutet, dass die Fläche bei einem Hochwasserereignis, wie es statistisch gesehen alle 100 Jahre vorkommt, überschwemmt wird. Die Entscheidung, ob der Investor dort entgegen der Festsetzung doch umbauen darf, liege beim Wasserwirtschaftsamt, erläuterte der Oberbürgermeister. Die Klage von Dillingen und Höchstädt gegen die vorläufige Festsetzung der HQ-100-Gebiete hat das Augsburger Verwaltungsgericht vor wenigen Wochen abgewiesen (wir berichteten).
Am Ende hatte auch die Hausenerin Edeltraud Wörtz eine Premiere erlebt. Seit 1972 wohnt die Seniorin im Dillinger Stadtteil. „Heute habe ich zum ersten Mal eine Bürgerversammlung besucht“, sagte Wörtz. Es sei interessant gewesen, allerdings habe sie akustisch nur die Hälfte verstanden. Aber durch die schönen Fotos der Präsentation habe sie dann doch viel mitbekommen.