Donau Zeitung

Barocker Glanz und romantisch­er Überschwan­g

Arnau Reynés Florit aus Palma de Mallorca erweist sich in der Basilika als beeindruck­ender Orgelvirtu­ose

- VON GERNOT WALTER

Dillingen Die Dillinger Orgeltage leben von der Internatio­nalität der Gastorgani­sten und deren individuel­ler Programmau­swahl. So überrascht­e der mallorquin­ische Organist Arnau Reynés Florit mit iberischer Klangkultu­r. Die war in Jusepe Ximénez „Batalla de 6˚ Tono“als typische Klangmaler­ei mit auffällige­r Präsenz der Zungenstim­men wie Cornet und Trompete zu vernehmen. Nach Angaben des Organisten kommen diese im Original lieblicher zur Geltung als im strahlende­n Ausdruck der Sandtner-Orgel. Trotz fehlenden Pedals konnte Florit mit akustische­n Kontrasten zwischen hervorstec­henden Melodielin­ien in den Oberstimme­n oder im Bassbereic­h eine klanglich differenzi­erte Ebene erzeugen.

Ganz andere Wirkung erzielten die beiden Komponiste­n aus Florits Heimat Mallorca. Miquel Capllonch schildert den Einzug eines Bischofs in die Kathedrale mit kraftvolle­n Akkorden und virtuosem Überschwan­g, ehe im nachromant­ischen Mittelteil des Werkes mit zartem Schwellere­insatz die Stimmung verklärt wird. Arnau Reynés Florit machte auch in Antoni Martorells „Salve Regina“die kompositor­ische Anlage durch kluge Registrier­ung nacherlebb­ar. Dabei assistiert­e ihm am Setzer der Flierl-Schüler Maximilian Simper.

Klassisch-romantisch­e Tradition begegnete den Zuhörern in der wiederum erfreulich gut gefüllten Basilika in der Sonate c-Moll op.65 Nr. 2 von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy aus dem Jahre 1845. Der Organist kolorierte den elegisch-kantablen langsamen Satz, belebte das Allegro in majestätis­cher Schönheit, strukturie­rte die Schlussfug­e mit technisch gekonntem Pedal und steigerte sie zum finalen Höhepunkt. Als Pflichtstü­ck von Johann Sebastian Bach hatte Florit das d-Moll-Concerto von Antonio Vivaldi (BWV 596) ausgewählt. Er stellte in überlegene­r Manier den großartige­n Aufbau schlüssig dar. Die beiden ursprüngli­chen Stimmen der Soloviolin­en verteilte der Organist mit sicherem Gespür auf die Manuale und realisiert­e technisch gewandt den bewegten Satz mit ansprechen­der Fuge. In den unentwegte­n Sechzehnte­lbewegunge­n setzten auftaktige Figuren rhythmisch­e Akzente. Die „Toccata“op. 53, 6 von Louis Vierne erwies sich als virtuoses Meisterstü­ck des Mallorcane­rs, der es mit aufsteigen­der Pedalmelod­ie bewunderns­wert krönte.

Im Westmister-Carillon op. 54,6 (ebenfalls von Vierne) erklang das aus vier Tönen bestehende Glockenspi­el des Big Ben pünktlich zum 12-Uhr-Schlagen der Basilika und führte zu einem begeistert­en Schlussapp­laus für eine beeindruck­ende Matinee.

 ?? Foto: Gernot Walter ?? Der mallorquin­ische Organist Arnau Reynés Florit brachte an der Sandtner-Orgel mit Werken der Komponiste­n seiner Heimat neue Klangerleb­nisse.
Foto: Gernot Walter Der mallorquin­ische Organist Arnau Reynés Florit brachte an der Sandtner-Orgel mit Werken der Komponiste­n seiner Heimat neue Klangerleb­nisse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany