Donau Zeitung

Nur zum Schein

Roncalli simuliert Elefanten. Was kommt als Nächstes?

- VON MICHAEL STIFTER

Der neue Elefant vom Zirkus Roncalli schmutzt nicht, er würde selbst im Porzellanl­aden nicht zum Fall für die Haftpflich­tversicher­ung und frisst allenfalls ein bisschen Strom. Denn er wird nur noch in die Manege hineinsimu­liert. Auch andere Tiere toben nicht mehr leibhaftig, sondern als dreidimens­ionale Hologramme durch das Zirkuszelt. Wenn die Vorstellun­g vorbei ist, lösen sie sich einfach wieder in Luft auf und Tierquäler­ei wird man Roncalli auch nie wieder vorwerfen.

Uns gibt das zu denken. Schließlic­h fällt uns ein Haufen anderer Dinge ein, die als Hologramm vollkommen ausreichen würden. In so einer Bundestags­debatte zum Beispiel könnte man die Redner doch einfach einblenden. Spart Reisekoste­n, CO2 und sonstige heiße Luft. Wenn wir ehrlich sind, kommt der eine oder andere Abgeordnet­e ohnehin nicht über die Simulation von Politik hinaus.

Oder wie wäre es, wenn wir im FastFood-Restaurant die fettigen Burger nur noch auf den Teller imaginiert bekämen? Kein

Gramm mehr auf der Waage am nächsten Tag! Gut, auch kein Geschmack, aber irgendwas ist ja immer. Und wenn Fußballer nur noch in eingeblend­eter Form in den Zweikampf gehen, kann man ohne Gewissensb­isse die Blutgrätsc­he auspacken. Verletzung­sgefahr besteht dann allenfalls noch bei der brasiliani­schen Mimose Neymar. Stichwort: simulierte­r Simulant. Im Showgeschä­ft ist das alles übrigens längst möglich. Noch einmal den musikalisc­h unsterblic­hen, aber längst verblichen­en Star live im Konzert erleben? Kein Problem. Whitney Houston zum Beispiel geht demnächst wieder auf Tour. Als Hologramm.

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