Stichwahl in Ingolstadt
Amtsinhaber Christian Lösel gleichauf mit SPD-Herausforderer Christian Scharpf
Ingolstadt Von einer „historischen Wahl“spricht Christian Scharpf. Bei der Ingolstädter Oberbürgermeister-Wahl hat der SPD-Mann Amtsinhaber Christian Lösel in eine Stichwahl gezwungen. Das gab es in Ingolstadt noch nie zuvor. Doch nicht nur das: Am Ende hatte Lösel nur 60 Stimmen Vorsprung vor seinem Herausforderer. Der war höchst zufrieden mit dem Ergebnis. Mit einer Stichwahl hatte Scharpf – wie wohl die meisten in Ingolstadt – gerechnet. Jedoch nicht mit einem derart engen Kopf-an-Kopf-Rennen. Nach 48 Jahren mit einem CSU-Oberbürgermeister an der Spitze Ingolstadts sei es Zeit für einen Wechsel, so Scharpf. „Die Art, wie in Ingolstadt Politik gemacht wird“, wollten die Bürger nicht länger akzeptieren, so sein Fazit noch am Wahlabend.
Amtsinhaber Lösel ist in der Wählergunst dagegen deutlich abgestürzt. Hatte er es vor sechs Jahren noch auf Anhieb mit über 52 Prozent auf den OB-Sessel geschafft, muss er diesmal um seinen Wiedereinzug zittern. Um fast 20 Prozentpunkte ist er abgestürzt.
Lösel sieht die Gründe für das schlechte Abschneiden nach seiner ersten Amtszeit vor allen Dingen in der Vergangenheit. „Ich habe sechs sehr schwere Jahre hinter mir“, resümierte er am Sonntagabend. Damit spielte er insbesondere auf die Affäre rund um das Klinikum und die Verwicklungen seines Amtsvorgängers Alfred Lehmann in dubiose Immobiliengeschäfte an. Lehmann war 2019 wegen Korruption zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Mit den Folgen dieses Skandals hatte Lösel in den letzten Jahren immer wieder zu kämpfen. Insgesamt waren neun Kandidaten bei der OB-Wahl in Ingolstadt angetreten. Auf den dritten Platz kam Petra Kleine von den Grünen mit knapp zehn Prozent.