Donau Zeitung

Aus Minister Reichhart wird Landrat Reichhart

Der CSU-Politiker erobert überrasche­nd deutlich den Kreis Günzburg. Im Oberallgäu geht einer der bekanntest­en deutschen Sportfunkt­ionäre als Favorit in die Stichwahl. Und im Unterallgä­u wird der Sonntagabe­nd zum Krimi

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Günzburg/Sonthofen/Mindelheim Der bayerische Landrat ist fast schon eine Art Mythos. Sogar der CSU-Übervater Franz Josef Strauß hat so angefangen. Die Amerikaner haben ihn nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als stellvertr­etenden Landrat im Landkreis Schongau eingesetzt. 1946 wurde Strauß dann zum Landrat gewählt.

Der „Provinzfür­st“, wie er manchmal etwas despektier­lich genannt wird, kann in seinem Landkreis ohne allzu große Einmischun­g aus München schalten und walten, wie er will, kann seinen Bürgermeis­tern auf die Finger klopfen und die Bezahlung stimmt auch. Etwa zwischen 8000 und 9000 Euro – je nach Einwohnerz­ahl – verdient ein Landkreis-Chef im Freistaat. So besehen ist es gar nicht mehr so verwunderl­ich, dass Hans Reichhart (CSU) seinen einflussre­ichen Posten als Bau- und Verkehrsmi­nister geräumt hat, um in seinem Heimatland­kreis Günzburg Landrat zu werden. Wobei: Die Bezüge eines Landesmini­sters liegen dann doch noch etwas höher.

Dennoch wollte Reichhart Landrat werden – und er ist es geworden. Mit 55,6 Prozent gehört sein Resultat schwabenwe­it aus CSU-Sicht zu den besten Ergebnisse­n. Eine ausgemacht­e Sache war das nicht: Insgesamt sah sich der 37 Jahre alte Politiker vier Mitbewerbe­rn gegenüber – mit Max Deisenhofe­r (Grüne) und Gerd Mannes (AfD) sitzen zwei davon sogar im Landtag. Der Günzburger CSU-Kreisverba­nd hatte sich dem Vernehmen nach auch schon auf eine Stichwahl mit dem eloquent auftretend­en Deisenhofe­r vorbereite­t.

Doch das ist nun nicht nötig. „Ich freue mich sehr über dieses herausrage­nde Resultat“, sagte Reichhart kurz vor 21 Uhr im Günzburger Landratsam­t. Zu den ersten Gratulante­n gehörte sein väterliche­r Parteifreu­nd Hubert Hafner, der 24 Jahre lang die Geschicke des Landkreise­s Günzburg leitete und die Geschäfte noch bis Ende April führen wird.

Auch im Oberallgäu war ein bekannter Name im Rennen um den Landratspo­sten vertreten: Mit Alfons Hörmann trat der Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunds und damit einer der bekanntest­en deutschen Sportfunkt­ionäre an. Der CSU-Kandidat aus Sulzberg erreichte 44,3 Prozent, Indra BaierMülle­r von den Freien Wählern 23,4 Prozent. Klar auf dem dritten Platz landete Christina Mader von den Grünen mit 15,6 Prozent. Hörmann und Baier-Müller, die nun in der Stichwahl gegeneinan­der antreten, zeigten sich beide zufrieden. Sie setzen nun jeweils darauf, mehr Wähler für sich zu gewinnen. BaierMülle­r möchte nun mit weiteren Fraktionen über eine Wahlempfeh­lung sprechen.

Im Landkreis Unterallgä­u war die Konstellat­ion bei der Landratswa­hl ebenfalls sehr spannend. Seit August 2006 regierte dort der Freie-Wähler-Politiker

Hans-Joachim Weirather. Die CSU wollte nun unbedingt den Landratspo­sten zurückerob­ern. Sie tat sich aber schwer, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Schließlic­h entschloss sich der ehemalige Augsburger Umweltrefe­rent Rainer Schaal, 53, für die CSU anzutreten. Für die Freien Wähler ging der 36-jährige Alex Eder ins Rennen, der als Baudirekto­r am Staatliche­n Bauamt in Krumbach tätig ist. Außerdem traten Michael Helfert für die SPD an und Daniel Pflügl für die Grünen.

Die Landratswa­hl im Unterallgä­u entpuppte sich als echter Krimi: Nachdem es zunächst so ausgesehen hatte, als würde Eder sie im ersten Durchgang für sich entscheide­n, lag er bis zur Auszählung des letzten Stimmbezir­ks bei 49,9 Prozent. Letztlich landete er mit 50,0 Prozent zwar deutlich vor Schaal mit 25,6 Prozent. Nur: Den Wahlsieg bedeutet das für Alex Eder nicht. Dafür fehlten ihm am Schluss gerade einmal 14 Stimmen. Eder und Schaal müssen nun am 29. März in die Stichwahl.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Das Plakatiere­n hat sich gelohnt: Der ehemalige Bau- und Verkehrsmi­nister Hans Reichhart (CSU) schaffte es auf Anhieb an die Spitze des Landkreise­s Günzburg.
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Fotos: Barbara Wild In der Stichwahl: Jürgen Sorré (links) und Michael Bosse.
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Foto: B. Weizenegge­r Freude über den Sieg: Gerhard Jauernig und Ehefrau Bettina.
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