Rettig: EM-Absage „zwingend“
Ehemaliger DFL-Manager sieht keinen anderen Weg
Frankfurt am Main Für den früheren DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig ist angesichts der CoronavirusKrise eine Absage der FußballEuropameisterschaft „zwingend“. Das sagte der 56-Jährige am Samstag im „Aktuellen Sportstudio“des ZDF. „Es kann keine EM gespielt werden. Das wäre für mich unverständlich. Die EM muss gekippt werden, verschoben werden, was auch immer“, betonte Rettig. Es könne nicht sein, dass wegen nachrangiger Wettbewerbe das Brot- und Buttergeschäft in den nationalen Ligen nicht durchgeführt werden kann.
„Das wäre für mich ein Treppenwitz. Wir können nicht die Existenzgrundlage oder das Schwungrad des Fußballs riskieren, nur weil wir einen nachgelagerten Wettbewerb spielen wollen.“Der langjährige Bundesliga-Manager, der auch von 2006 bis 2012 beim FC Augsburg tätig war, hält eine Austragung der Bundesliga bis zum 16./17. Mai für „illusorisch“.
Die Pause bis zum 2. April werde angesichts der steigenden Infektionszahlen kaum reichen.
Dass die Deutsche Fußball Liga lange Zeit den Spieltag am Wochenende ohne Publikum durchdrücken wollte, sei in der Nachbetrachtung eine falsche Entscheidung gewesen, so Rettig. „Man kann nicht die wirtschaftlichen Dinge über die Gesundheit stellen“, sagte Rettig, der aber Verständnis für die DFL-Verantwortlichen mit Blick auf die wirtschaftlichen Engpässe zeigte. „Die TV-Gelder werden in vier Tranchen gezahlt, die letzte davon im Mai. Die Vereine haben da einen Liquiditätsengpass im April. Das wird eine Nagelprobe.“Rettig hält aber nichts davon, dass der Fußball nach staatlicher Hilfe ruft. „Wenn wir es nicht im deutschen Profifußball mit diesem Wachstumspotenzial und den Möglichkeiten schaffen... Wir sollten die Töpfe denen überlassen, die es notwendiger haben“, sagte der gebürtige Leverkusener und nahm auch die Spieler in die Pflicht: „Jetzt haben auch die Spieler eine Chance, sich nicht nur über goldene Steaks zu definieren.“