Erst Hände waschen, dann wählen
Wegen der Corona-Krise verläuft auch der Wahlsonntag im Kreis ganz anders als sonst. Für den Lutzinger Bürgermeister Eugen Götz ist er aus einem zweiten Grund ein besonderer Tag. Ein Dillinger Wahllokal wird kurzfristig verlegt
Lutzingen Zumindest wettertechnisch ist es ein ganz normaler Wahlsonntag. Auch in Lutzingen scheint die Sonne. Walter Ortler lädt vor dem Kulturzentrum IBL Getränke in den Kofferraum seines Autos. „Ich muss den Bürgermeister-Sekt einladen“, sagt Ortler und lacht. In Lutzingen steht mit Christian Weber nur ein Kandidat als Nachfolger von Eugen Götz zur Wahl. Ortler selbst hat wie viele andere Bürger im Landkreis bereits gewählt. „Es sind so viele Kandidaten auf den Listen, da war es einfacher, per Briefwahl abzustimmen“, sagt der Lutzinger.
Wegen der aktuellen CoronaKrise ist die Briefwahl noch angesagter als sonst. In Lutzingen haben vor der Öffnung der Wahllokale am Sonntag bereits 53,6 Prozent der Wahlberechtigten Briefwahlunterlagen beantragt, erläutert Bürgermeister Eugen Götz, der als Wahlhelfer im Rathaus im Einsatz ist. Im Gemeindeteil Unterliezheim wurde im Kindergartengebäude ein Veranstaltungsraum im Obergeschoss hergerichtet, im Kindergarten selbst stehen dieses Mal keine Wahlurnen. „Wir müssten den Kindergarten sonst hinterher desinfizieren“, sagt Götz. Für den 63-Jährigen ist der Wahlsonntag ein besonderer Tag, nicht nur wegen der Hygieneregeln zum Schutz vor dem Coronavirus. Götz hat entschieden, nicht mehr zu kandidieren. „Ich war zwölf Jahre gerne Rathauschef, da schwingt heute schon ein wenig Wehmut mit“, gesteht der Bürgermeister. Aber am Ende der demnächst beginnenden Wahlperiode wäre er dann 69 gewesen, sagt Götz.
Gleich am Eingang zum Rathaus sehen die Wähler einen Hinweis auf einem roten Zettel: „Wegen der aktuellen Coronaviruslage bitte zwingend vor Betreten des Wahllokales die Hände mit Wasser und Seife waschen.“Die Besucher halten sich ohne Murren daran, einen eigenen Kugelschreiber, wie bei dieser Wahl in Zeiten von Corona erlaubt, hat aber kaum ein Wähler dabei. Christian Haase geht mit einer unaufgeregten Selbstverständlichkeit zum Waschbecken. „Ja mei, das gehört für mich als Handwerker jeden Tag mehrfach zum Tagesablauf“, sagt der 39-Jährige. Dann wasche er sich jetzt halt ein Mal mehr die Hände. „Alles was hilft, die Infektionen mit dem Coronavirus einzudämmen, ist gut“, sagt Haase. Er hoffe, dass sich Corona weit weniger ausbreitet als derzeit befürchtet.
Neben dem Bürgermeister sind am Sonntagvormittag auch Irene Rieder und Viktoria Götz im Lutzinger Rathaus als Wahlhelfer im Einsatz. „So eine Wahl hatten wir noch nie“, sagt Viktoria Götz. Für einen Wahlsonntag sei es noch ein bisschen ruhig, aber der Sonntagsgottesdienst beginne erst um 10
Uhr. Lutzingen habe traditionell eine sehr hohe Wahlbeteiligung, betont Viktoria Götz. Die Menschen in Lutzingen seien „pflichtbewusst“. Dass sie sich selbst mit dem Coronavirus anstecken könnte, da hat Irene Rieder keine Angst. „Ich habe keine Sorge, alle waschen sich die Hände“, stellt die Lutzinger Wahlhelferin fest.
In Dillingen hat sich Eva-Maria Wirth noch rechtzeitig Briefwahlunterlagen bestellt. Die Lehrerin will wegen Corona nicht ins Altenheim am Stadtberg zum Wählen gehen. „Ich möchte da nichts reintragen“, sagt Wirth. Vor dem Seniorenheim hängt allerdings ein Schild, das Wahllokal wurde wegen der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus kurzfristig ins Dillinger Feuerwehrgerätehaus verlegt.
Dort passen Wahlhelfer wie Elmar Waltl und Gerhard Richter auf, dass sich die Wähler vor der Abstimmung die Hände desinfizieren oder waschen. Polichronis Karavangelis und seine Tochter Areti haben ihre eigenen Kugelschreiber ins Wahllokal im Feuerwehrgerätehaus mitgebracht. „Wir haben im Radio gehört, dass man das zum Schutz vor dem Coronavirus tun soll“, sagt Areti Karavangelis. Ihr Vater meint, dass wegen der Angst vor Corona derzeit bei den Sicherheitsvorkehrungen etwas übertrieben werde. Er mache sich wegen des Virus keine großen Sorgen.