Donau Zeitung

Volles Rooäää!!!

Rötger Feldmann kennen alle nur unter seinem Künstlerna­men Brösel. Die Comicfigur Werner hat ihn berühmt gemacht. Ist die Geschichte schon zu Ende?

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Es sind Zitate wie diese, die im Kopf geblieben sind: „Tut das not, dass das Moped sooo laut is’?!“Oder: „Hau wech die Scheiße!“Die Rede ist von der Comicfigur Werner. Er ist Motorrad-Freak, rotzfreche­r Anti-Held und Comicfigur von Rötger Feldmann – besser bekannt unter dem Künstlerna­men Brösel. Die Geschichte­n und Erlebnisse von Werner begeistert­en ein Millionenp­ublikum: 13 Comicbände, fünf Kinofilme – 2018 erschien der bislang letzte Comic „Wat nu!?“. Ja was denn nun? Derzeit sitzt Brösel viel vor dem Rechner, wird auf seine „alten Tage“– an diesem Dienstag wird er 70 – modern. Der in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein lebende Künstler digitalisi­ert Seite für Seite seine Kunstfigur. „Ich will nicht irgendwann als Stümper abgestempe­lt werden“, sagt Brösel.

Seit mehr als 25 Jahren lebt der Mann weitgehend zurückgezo­gen auf einem denkmalges­chützten Gutshof im „Outback von Schleswig-Holstein“, wie er das kleine Dorf nennt. Genau wie seine Figur Werner ist auch Brösel MopedFreak: Sieben Motorräder stehen in einem umgebauten Kuhstall. Um Haus und Maschinen in Schwung zu halten, habe er bis an sein Lebensende zu tun, „und das reicht nicht mal aus“.

Brösel fing erst spät mit dem Zeichnen an, jahrelang war er arbeitslos. Den ersten Band „Werner – Oder was?“veröffentl­ichte er 1981 im Alter von 31

Jahren. Die Figur Werner – putziges Kerlchen mit markanter Nase und zwei großen Zähnen – kann dabei durchaus als autobiogra­fisch angesehen werden: „Eigentlich ist das so ein bisschen mein eigenes Leben, was sich in den Comics abspielt“, sagt Brösel. Seine Zukunft sei ihm damals „scheißegal“gewesen, Gedanken habe er sich keine gemacht. Er habe in den Tag hineingele­bt, sei viel Motorrad gefahren und „im Winter bei Freundinne­n unter die Bettdecke gekrochen, wenn es zu kalt war“. Mittlerwei­le ist er sesshaft geworden, lebt seit mehr als 20 Jahren in zweiter Ehe mit Petra zusammen, findet Ruhe in seinem

Atelier. Brösels größter Comicerfol­g war „Werner – Eiskalt“von 1985. „Das haben sie 700000 Mal verkauft, dabei weiß ich eigentlich gar nicht warum“, sagt der Künstler. Letztlich unterhielt­en sich darin doch nur „ein paar besoffene Typen über Hubraum“. Ganz unpolitisc­h ist Brösel aber nicht. Er unterstütz­t eine Volksiniti­ative, die sich gegen den Einsatz der umstritten­en Fracking-Technologi­e bei der Erdgasförd­erung wendet. Außerdem beeindruck­e ihn die schwedisch­e Klimaaktiv­istin Greta Thunberg: „Ich finde total gut, was für eine Bewegung sie in Gang gesetzt hat.“

Neben der Digitalisi­erung seiner Werke denkt Brösel an einen neuen Werner-Comicband. Denn man dürfe nicht vergessen: „Irgendwie durch die Welt zu tanzen ist gesünder, als sich immer Sorgen zu machen.“Felix Futschik

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Foto: dpa

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