Der Trend zum Selbstgespräch
Es gibt Dinge, von denen man bisher vermutet hat, es habe sie schon immer gegeben. Das verbale miteinander Kommunizieren beispielsweise, in Bayern in seiner klatschhaften Form auch treffend als Ratschen bezeichnet.
In Wirklichkeit, wenn man nicht an Adam, Eva und das Paradies glaubt, hat sich die Kommunikation aber langsam entwickelt. Unklar ist noch, wer die Nachricht überliefert hat, dass der Urbayer vor rund 1,7 Millionen Jahren begonnen hat, sich durch Gesten und Laute seinen Miturbayern zu erklären. So jedenfalls soll es gewesen sein, wenn man einem bekannten Lexikon glauben darf.
Diese Form der dialogischen Kommunikation haben der Bayer und auch andere im Laufe der Zeit so perfektioniert, dass etwas entstanden ist, was den Menschen von vielen anderen Lebensformen unterscheidet: die Sprache.
In Zeiten, in denen der Mensch in die Isolation gedrängt wird, könnte nun eine Dialogform zu neuer Blüte wieder gedeihen, die bisher zumindest öffentlich oft und zu Unrecht geschmäht wurde: das Selbstgespräch, also die Zwiesprache mit dem eigenen Ich.
Wer sich bisher öffentlich dabei ertappen ließ, musste damit rechnen zumindest als Neurotiker verspottet zu werden. Insofern hat der moderne Mensch immer abgewägt, wie laut und wie häufig er Selbstgespräche führte. Schade eigentlich. Denn sie sind ein wunderbares Mittel, um sich auf ein Thema zu fokussieren oder sich zu motivieren.
Und noch einen Vorteil haben Selbstgespräche: Anstecken kann man sich dabei mitnichten.