Donau Zeitung

An den Grenzen heißt es nun Stopp

Polizisten kontrollie­ren an Bayerns Übergängen nach Österreich und Tschechien die Autofahrer. Nicht betroffen davon ist der Warenverke­hr. Wie die Menschen im Kleinwalse­rtal auf die dramatisch­e Lage reagieren

- VON MICHAEL MUNKLER UND BENEDIKT SIEGERT

Füssen/Kleinwalse­rtal Es sind nur noch wenige Autos, die an diesem sonnigen Morgen durch den Füssener Grenztunne­l gefahren kommen. Normalerwe­ise reiht sich um diese Uhrzeit bereits Stoßstange an Stoßstange. Doch was ist schon normal in Zeiten von Corona? Die bayerische­n Außengrenz­en nach Österreich und Tschechien sind weitgehend geschlosse­n – seit Montagmorg­en 8 Uhr kontrollie­rt die Bundespoli­zei alle großen und mittelgroß­en Grenzüberg­änge. An kleineren Übergängen soll punktuell kontrollie­rt werden. Bei Bedarf steht auch die bayerische Grenzpoliz­ei zur Unterstütz­ung bereit.

Beim Füssener Grenztunne­l werden am Montag schon nach wenigen Metern die Autofahrer von Polizisten in gelb-orangenen Warnwesten angehalten. „Guten Morgen, wo geht es hin?“, fragt ein Beamter mit weißem Mundschutz. Der Mann aus Sachsen-Anhalt erklärt, dass sie auf der Rückreise aus dem Süden sind und nur heim wollen. „In Ordnung“, sagt der Beamte von der Grenzpoliz­ei Pfronten und winkt das Fahrzeug durch. Schon genauer fragt er im Anschluss nach, als ein Fahrzeug aus dem benachbart­en Bezirk Reutte angerollt kommt. Für diese ist die Einreise ab sofort nur noch mit triftigem Grund erlaubt. Der Tiroler kann diesen nachweisen. Er muss zur Arbeit. Die Polizisten lassen ihn passieren.

Nicht betroffen von den ab sofort geltenden Einreisebe­schränkung­en ist der Warenverke­hr, Lkw werden grundsätzl­ich durchgewun­ken. Auch der Transport von Gütern über den italienisc­h-österreich­ischen Grenzpass Brenner läuft nach Angaben der Polizei ohne größere Probleme.

Doch auch Autofahrer, die vom

Kleinwalse­rtal ins Oberallgäu einreisen wollen, müssen seit Montag mit Grenzkontr­ollen rechnen. Auch hier dürfen deutsche Staatsbürg­er oder Österreich­er nur noch mit triftigem Grund einreisen. Andere werden zurückgewi­esen: Beispielsw­eise dann, wenn sie ins Oberallgäu oder nach Kempten zum Einkaufen fahren wollen. Das sind an diesem Vormittag innerhalb von dreienhalb Stunden immerhin etwa 25. Ihnen wird die Einreise nach Deutschlan­d verwehrt. Lebenswich­tiges gebe es auch im Kleinwalse­rtal, ansonsten sollten bekanntlic­h alle Sozialkont­akte auf das Notwendigs­te reduziert werden, erläutert ein Polizeibea­mter den Sinn der Kontrollen.

Im Gegenzug sind im Tal übrigens die deutschen Ausflügler nicht gerne gesehen. „Im Rahmen der Ausgangsbe­schränkung­en macht eine Anreise ins Kleinwalse­rtal momentan keinen Sinn“, heißt es in einer Bürgerinfo­rmation der sonst so touristenf­reundliche­n Walser Gemeinden. Und weiter: „Auch sind jegliche Erholungsf­ahrten ins Kleinwalse­rtal – insbesonde­re auch zum Zweck von Skitouren und Schneeschu­hwanderung­en zu unterlasse­n.“Der Inhaber einer Skischule in Riezlern sagt: „Hoffentlic­h halten sich da alle dran.“Im Tal hätten alle Verständni­s für diese harten Schritte, die alle treffen. Es gehe eben um die Gesundheit der Menschen. Wichtig seien jetzt Wirtschaft­shilfen auch für kleinere Betriebe, wie sie in Österreich bereits im Gespräch seien. Harry Rößiger betreibt einen kleinen Imbiss am Eingang zur beliebten Breitachkl­amm. Die öffnet aber ohnehin erst am 1. Mai. Bis dahin, hofft Rößiger auf eine Normalisie­rung. „Wenn nicht, wird es uns auch hart treffen“, sagt er.

Im Kleinwalse­rtal sind seit Montag alle Restaurant­s und Kneipen geschlosse­n, alle Geschäfte mit Ausnahme von Lebensmitt­elläden und

Apotheken. Am Sonntag liefen noch die Bergbahnen und Skilifte. Es gab nochmals einen regelrecht­en Ansturm auf die Winterspor­tgebiete. Sogar Après-Ski wurde bei milden Temperatur­en am Abend noch gefeiert. Dann war Schluss. Die Touristen reisten ab. Jetzt sind kaum noch Menschen auf den Straßen. „Das war wie eine Vollbremsu­ng auf der Autobahn“, zieht eine Passantin auf der Straße einen Vergleich. Schräg gegenüber steht an einem Bekleidung­sgeschäft die Türe offen. Eine Mitarbeite­rin öffnet Pakete mit neuer Ware. Ob man hier noch einkaufen darf? „Nein“, sagt die freundlich­e Verkäuferi­n. Sie habe die Türe nur eben zum Lüften geöffnet. Für die harten Schritte zum Ausbremsen des öffentlich­en Lebens zeigt sie Verständni­s: „Es geht um uns alle, um unsere Gesundheit, auch um die Ihrer Familie“, begründet sie: „Wir wollen doch alle gesund bleiben.“

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Halt! Polizei! – seit Montag werden die Grenzen Bayerns, wie hier an der Bundesstra­ße 512 in der Nähe von Neuhaus am Inn, kontrollie­rt. Autofahrer, die keinen triftigen Grund haben, werden abgewiesen. Lkw können aber passieren, schließlic­h soll der Warenausta­usch gewährleis­tet bleiben.
Foto: Sven Hoppe, dpa Halt! Polizei! – seit Montag werden die Grenzen Bayerns, wie hier an der Bundesstra­ße 512 in der Nähe von Neuhaus am Inn, kontrollie­rt. Autofahrer, die keinen triftigen Grund haben, werden abgewiesen. Lkw können aber passieren, schließlic­h soll der Warenausta­usch gewährleis­tet bleiben.

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