So reagiert die Kirche auf die Corona-Krise
In den Bistümern Augsburg und Eichstätt entfallen alle Gottesdienste, auch Trauungen und Erstkommunionfeiern. Bischöfe und Priester setzen nun auf das Internet und WhatsApp
Augsburg Das Bistum Augsburg hat am Montag wegen der Corona-Pandemie mit sofortiger Wirkung die Feier aller öffentlichen Gottesdienste „an allen Orten auf seinem Gebiet“eingestellt. Diese Regelung gelte vorerst bis zum 3. April. Betroffen sind auch Taufen und Trauungen; in diesem und im nächsten Monat wird es zudem keine Firmungen geben; Erstkommunionfeiern am 19. und 26. April sollen „bereits jetzt abgesagt werden“, hieß es.
Der ernannte Augsburger Bischof Bertram Meier wandte sich zudem am Montag mit einem Schreiben an die Gläubigen. In dieser Krise gehe es nun darum, „alles zu tun und auf noch mehr zu verzichten, um unsere Mitmenschen nicht zu gefährden“. Meier, dessen Bischofsweihe am Freitag verschoben worden war, regte an, in den kommenden Wochen mehr in der Bibel zu lesen. Und er appellierte an seine eigene Institution, an Priester und Diakone: „Die Kirche darf nicht fliehen. Wir müssen bei den Menschen sein und bleiben.“Die Corona-Krise könne auch eine Chance sein, „als Kirche(n) mehr zusammenzurücken“. Den 27. März, schlug Meier vor, solle die Diözese mit ihren fast 1,3 Millionen Katholiken als Fastenund Gebetstag begehen.
Im Bistum Eichstätt wird es ab Mittwoch keine öffentlichen Gottesdienste mehr geben – auch keine Erstkommunionfeiern. Firmungen entfallen bis zum 31. Mai. Bischof
Gregor Maria Hanke erklärte, man wolle deshalb verstärkt Angebote entwickeln, die den Menschen die Möglichkeit geben, ihren Glauben von zu Hause aus leben zu können.
Auch in der evangelischen Kirche wird daran gearbeitet. Zudem empfahl Regionalbischof Axel Piper Kirchengemeinden im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben „dringend“, auf alle Gottesdienste zu verzichten. Das gelte auch für Konfirmationen, Trauungen und Taufen. Ausgenommen sind in beiden großen Kirchen Beerdigungen.
Angesichts der massiven Einschränkung des kirchlichen Alltags, hat das Bistum Augsburg Gläubige auf Gottesdienstübertragungen in Fernsehen, Radio und Internet hingewiesen – etwa die aus dem Kölner Dom. Bereits jetzt gibt es Pfarreien im Bistum, die ausgewählte Gottesdienste live streamen, darunter die Pfarreiengemeinschaft Dinkelscherben auf ihrer Internetseite und die Pfarrei St. Michael in Mering auf ihrer Facebook-Seite. Das Angebot werde weiter ausgebaut, hieß es. Am Sonntag schon startete eine
Themenwoche des Gebetsnetzwerks „Einfach gemeinsam beten“. Dabei werden Gebetsimpulse in WhatsApp-Gruppen geschickt. Nutzer können sich von ihnen zu eigenen Gebeten anregen lassen. Das Netzwerk, das der katholische Jugendpfarrer Daniel Rietzler aus Weißenhorn im Kreis Neu-Ulm 2017 mitbegründete, hatte zuletzt etwa 3400 Nutzer. Die Nachfrage habe sich in den letzten Tagen verstärkt, sagt er. „In Krisenzeiten kann der christliche Glaube helfen, auch weil er Zuversicht verbreitet.“
Zum Start der Themenwoche kam der Gebetsimpuls vom bekannten Benediktinerpater Anselm Grün aus der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg. Rietzler hatte ihn kontaktiert, nachdem er vor gut einer Woche einen Facebook-Post Grüns mit Gedanken zu Corona gelesen hatte. Grün schickte Rietzler daraufhin kurz entschlossen eine Audio-Datei, die nun via WhatsApp verbreitet wurde. Darin sagt der Mönch: „Die Sorge für die Kranken ist auch eine spirituelle Herausforderung dieser Coronakrise.“