Donau Zeitung

Ausgebrems­t

Die Grünen legen zwar in der Fläche zu, aber von neuen Chefposten sind sie so weit entfernt wie eh und je. CSU, Freie Wähler und sogar die SPD können sich behaupten

- VON ULI BACHMEIER UND CHRISTOF PAULUS

München Es sollte, so hofften Bayerns Grüne, ein Siegeszug auf der ganzen Linie werden. Der maximale Triumph bei diesen Kommunalwa­hlen aber blieb ihnen versagt. Nach bisher vorliegend­en Ergebnisse­n konnte die Ökopartei zwar in der Fläche kräftig zulegen und gestärkt in Kreistage, Stadt- und Gemeinderä­te einziehen. Neue Chefposten aber konnten die Grünen nicht erobern – sehr zur Freude der Regierungs­parteien CSU und Freie Wähler.

Sowohl CSU-Chef Markus Söder als auch Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger zeigten sich am Montag sichtlich erleichter­t. „Es ist schon positiv, dass beispielsw­eise die Grünen in keiner Großstadt in einer Stichwahl sind“, sagte Söder. Für die CSU dagegen sei es auch in den größeren Städten besser gelaufen als erwartet. Als Beispiele nannte er München und Nürnberg, wo die CSU-Kandidaten es in die Stichwahl geschafft haben. Aiwanger betonte: „Die Kommunalwa­hl ist eine Wahl der Vernunft. Das Thema Klima hat den Grünen zwar in die Hände gespielt. Doch die Wähler sind nicht ganz so auf ideologisc­he Themen angesprung­en wie gedacht.“

Der Vorsitzend­e der Landtags

der Grünen, Ludwig Hartmann, räumte freimütig ein, dass seine Partei nur eines der beiden wichtigste­n Wahlziele erreicht habe. Das groß angelegte Projekt, die Grünen mit der Gründung von mehr als 140 neuen Ortsverein­en auch in ländlichen Regionen stärker zu verankern, sei zwar geglückt. Hartmann rechnet bayernweit mit rund 1000 zusätzlich­en Mandaten. Er sagte aber auch: „Nicht funktionie­rt hat es, in den Kampf um die Chefsessel einzutrete­n. Das muss man ganz offen zugeben.“

Tatsächlic­h konnten die Grünen jetzt nur einen ihrer beiden Landratspo­sten verteidige­n. Jens Marco Scherf holte im unterfränk­ischen

Landkreis Miltenberg schon im ersten Wahlgang 69,2 Prozent. Sein Kollege Wolfgang Rzehak dagegen blieb im Landkreis Miesbach mit 27,4 Prozent deutlich hinter seinem CSU-Konkurrent­en Olaf von Löwis of Menar (36,8 Prozent) zurück und muss als amtierende­r Landrat in die Stichwahl. Dass es im zweiten Anlauf noch irgendwo klappen könnte, gilt als unwahrsche­inlich. Zwar sind grüne Kandidaten noch in zwei kreisfreie­n Städten (Rosenheim und

Bamberg) sowie in fünf Landkreise­n (Berchtesga­den, Weilheim, Starnberg, München und Würzburg) im Rennen. Doch sie liegen in allen Fällen nur knapp über oder klar unter der 30-Prozent-Marke.

Die Landesvors­itzende der Grünen, Eva Lettenbaue­r, will sich den Wahlerfolg ihrer Partei dennoch nicht kleinreden lassen. „Wir können vor Ort mitgestalt­en. Wir sind aus der Kommunalpo­litik nicht mehr wegzudenke­n“, sagte sie im Gespräch mit unserer Redaktion und konterte gegen Söder besonders mit Blick auf das CSU-Ergebnis in München: „Da verliert die CSU und feiert sich dafür. Das ist schon absurd.“

Dass die Corona-Pandemie den Regierungs­parteien ein kleines Plus bei den Kommunalwa­hlen verschafft haben könnte, räumen CSU und Freie Wähler ein. „Die Klimadebat­te hat für die Briefwähle­r noch eine Rolle gespielt, aber im Krisenmodu­s jetzt unmittelba­r vor der Wahl setzen die Wähler lieber auf Stabilität und das Bewährte“, sagte Freie-Wähler-Chef Aiwanger, nahm aber gleich wieder die Grünen ins Visier: „Städter müssen aufhören, den Menschen auf dem Land zu sagen, wie sie zu leben haben. Da muss man ganz klar die Grünen benennen.“

Auch CSU-Generalsek­retär Marfraktio­n kus Blume sieht einen Zusammenha­ng zwischen dem Wahlausgan­g und der Ausbreitun­g des Virus. „Die Menschen haben Sorge um ihre Gesundheit, sie haben Sorge um den Arbeitspla­tz“, sagte Blume im Bayerische­n Rundfunk. Zugleich gebe es ein „zupackende­s Krisenmana­gement“der Staatsregi­erung unter Ministerpr­äsident Söder. „Das hat“, so Blume, „unter dem Strich sicher etwas abgefärbt auf die Kommunalwa­hl.“

Bei der SPD gibt es nach der Wahl nur verhaltene­n Jubel. Die Sozialdemo­kraten haben zumindest den schlimmste­n Unkenrufen getrotzt und einige beachtlich­e Ergebnisse eingefahre­n. „Über die Regierungs­bezirke hinweg gibt es einige sehr schöne Ergebnisse für die SPD“, sagte die Landesvors­itzende Natascha Kohnen bei einer Pressekonf­erenz in Nürnberg. In den größeren Städten mit Ausnahme Würzburgs und auch in einigen kleineren Kommunen konnte die SPD punkten. „Wir sind klar die Nummer zwei in Bayern“, betonte der Generalsek­retär der Bayern-SPD Uli Grötsch.

Erfreut zeigten sich die Sprecher der großen Parteien darüber, dass die in Teilen rechtsextr­emistische AfD in den Kommunen auch in Zukunft keine größere Rolle spielen werde.

Lettenbaue­r will sich Erfolg nicht kleinreden lassen

 ?? Symbolfoto: Friso Gentsch, dpa ?? Für die Grünen ist der Weg in die Chefetagen der bayerische­n Rathäuser und Landratsäm­ter weiter und steiler, als sie es sich erhofft hatten.
Symbolfoto: Friso Gentsch, dpa Für die Grünen ist der Weg in die Chefetagen der bayerische­n Rathäuser und Landratsäm­ter weiter und steiler, als sie es sich erhofft hatten.

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