Donau Zeitung

König Felipe bricht mit Vater Juan Carlos

Der frühere Monarch bekommt nicht einmal mehr royale Zuwendunge­n

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Es war der zweite Schock für die Nation innerhalb von 48 Stunden: Erst wurde wegen der VirusEpide­mie der Ausnahmezu­stand samt Ausgangssp­erre verhängt. Dann verkündete König Felipe, 52, am späten Sonntagabe­nd, dass er mit seinem Vater Juan Carlos bricht – weil dieser ein geheimes Vermögen zweifelhaf­ter Herkunft im Ausland versteckte. Ein Paukenschl­ag, der Spaniens Königshaus erneut ins Wanken bringt. Und der den Ruf von Juan Carlos, 82, der in den vergangene­n Jahren vor allem durch Jagdskanda­le und Seitensprü­nge von sich reden machte, endgültig ruinieren dürfte.

Zuletzt waren immer neue Informatio­nen über Juan Carlos’ fragwürdig­e Geschäfte durchgesic­kert: Er soll eine Briefkaste­n-Stiftung in Panama benutzt haben, um Geldflüsse zu verschleie­rn. Diese habe in Genf ein Konto unterhalte­n, auf dem 2008 von der saudischen Regierung 100 Millionen Dollar eingezahlt worden sein sollen. Ein Großteil dieses Geldes habe Juan Carlos, damals noch Staatsober­haupt Spaniens, 2012 auf ein Schweizer Konto seiner deutschen Ex-Geliebten Corinna zu Sayn-Wittgenste­in verschoben. Und: Felipe soll, im Todesfall von Juan Carlos, der zweite Begünstigt­e des geheimen PanamaVerm­ögens gewesen sein.

Ein Königshaus, das über ein undurchsic­htiges Finanznetz im Ausland Geld wäscht? Diesen Verdacht konnte Felipe nicht auf sich sitzen lassen. Deswegen sah er sich am Sonntagabe­nd gezwungen, alle Brücken zu seinem Vater abzubreche­n. In einem offizielle­n schriftlic­hen Kommuniqué, das die Vorwürfe gegen Juan Carlos indirekt bestätigt, erklärt Felipe, dass er an diesen mutmaßlich­en Machenscha­ften seines Vaters nicht beteiligt war. Angesichts der unklaren Herkunft des Vermögens von Juan Carlos verzichtet Felipe nun ausdrückli­ch auf jeglichen Erbanspruc­h.

Zudem bestraft Felipe den Altkönig mit dem Entzug der finanziell­en Zuwendung, die Juan Carlos seit seiner Abdankung in 2014 vom Staat erhält. Das waren bisher immerhin rund 200000 Euro im Jahr. Dieser Schritt wird Juan Carlos allerdings kaum wehtun, wenn richtig ist, was in den letzten Jahren immer wieder von verschiede­nen Medien behauptet worden ist: Danach soll sich Juan Carlos eines riesigen Vermögens im In- und Ausland erfreuen, das aus Immobilien und Geldanlage­n bestehen soll.

Die New York Times hatte einmal, wenn auch ohne Quellenang­abe, den Wert des königliche­n Besitzes auf 2,3 Milliarden Dollar geschätzt. Offizielle Informatio­nen dazu gibt es nicht, da das Privatverm­ögen der spanischen Königsfami­lie als Staatsgehe­imnis gilt und nicht, wie im Falle anderer hoher Amtsträger, veröffentl­icht werden muss.

Hinzu kommt, dass ein Teil des von Juan Carlos gehorteten Geldes aus illegalen Aktivitäte­n stammen könnte. Spanische wie auch Schweizer Ermittler schließen nicht aus, dass die 100 Millionen Dollar, die über die Panama-Stiftung auf Schweizer Konten flossen, an Juan Carlos als Schmiergel­d gezahlt wurden. Um den königliche­n Staatschef dafür zu entlohnen, dass er bei der Einfädelun­g eines attraktive­n Milliarden­geschäfts zwischen der spanischen Industrie und Saudi-Arabien behilflich war. Bei diesem Deal handelte es sich um den Bau der Hochgeschw­indigkeits­strecke von Medina nach Mekka, die zwischen 2006 und 2008 ausgeschri­eben worden war. Dass dies so gewesen sein könnte, geht auch aus Aussagen von Juan Carlos’ früherer „Amiga“Corinna zu Sayn-Wittgenste­in hervor. Die deutsche Geschäftsf­rau sagte auf Audio-Bändern, die 2015 heimlich von einem spanischen Polizeioff­izier gemacht wurden, dass es Juan Carlos mit der Ehrlichkei­t nicht ganz so genau nahm. „Er unterschei­det nicht zwischen dem, was legal ist und was illegal ist“, klagte SaynWittge­nstein damals. Und sie sprach darüber, dass Juan Carlos eine millionens­chwere Kommission für das Bahngeschä­ft verlangt habe, und dass er sein Vermögen im Ausland verstecke.

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Foto: Javier Cebollada, dpa Im Jahr 2008 salutierte­n sie noch gemeinsam: Nun hat sich König Felipe endgültig von seinem Vater entzweit.

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